Ortsgeschehen „Eine echte Perle“: Kita in Nittel eröffnet

Nittel · Der Umbau des denkmalgeschützten ehemaligen Pfarrhauses ist nach dreieinhalb Jahren abgeschlossen. Die Verantwortlichen sind zufrieden, obwohl das Vorhaben zwischenzeitlich heftig umstritten war.

 Fertig eingerichtet: die Gruppenräume in der neuen Außenstelle der Nitteler Kita St. Martin im ehemaligen, denkmalgeschützten Pfarrhaus.

Fertig eingerichtet: die Gruppenräume in der neuen Außenstelle der Nitteler Kita St. Martin im ehemaligen, denkmalgeschützten Pfarrhaus.

Foto: Jürgen Boie

Das dürfte wohl einmalig sein: ein Kindergarten in einem denkmalgeschützten Haus. Die Bauarbeiten in dem ehemaligen Nitteler Pfarrhaus wurden nach dreieinhalb Jahren erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt kosteten der Umbau und die Generalsanierung 2,1 Millionen Euro, davon insgesamt etwas mehr als 600 000 Euro Zuschüsse vom Land und vom Kreis Trier-Saarburg.

Lange Zeit war der Umbau des denkmalgeschützten Pfarrhauses Nittel in eine Kita heftig umstritten. Das Thema dominierte insbesondere wegen der Kosten in Höhe von 2,1 Millionen Euro den Kommunalwahlkampf im Jahr 2019. Ursprünglich war man von 800 000 Euro ausgegangen. Dann erhöhten sich die Kosten auf 1,6 Millionen. Am Ende wurden es 2,1 Millionen Euro.

Architektin Vanessa Neukirch aus Trier erklärt die Kostensteigerung: „Die erste Planung sah eigentlich nur die Nutzung der Kellerräume vor, zum Beispiel durch eine Jugendgruppe. Die Ortsgemeinde änderte dann ihren Plan, weil die Nachfrage nach Kindergartenplätzen im Dorf sehr hoch ist.“ Neukirch übernahm eine veraltete Planung, als sie sich um das Projekt kümmerte, rechnete neu und kam auf 1,6 Millionen Euro. Auf dieser Basis entschied sich der Ortsgemeinderat, das ambitionierte Projekt anzugehen. „Das Pfarrhaus ist ortsprägend“, erklärt Ortsbürgermeister Peter Hein, und VG-Bürgermeister Joachim Weber ergänzt: „Es war früh klar, dass das Gebäude nicht in Investorenhände fällt.“

Die Umbauarbeiten, streng abgestimmt mit den Anforderungen des Denkmalschutzes, brachten ständig neue Herausforderungen mit sich. „Das Haus ist mehr als 250 Jahre alt. Da sieht man vieles erst, wenn man erst einmal angefangen hat“, sagt Architektin Neukirch. Beispielsweise waren die Holzbalkendecken im Obergeschoss, obwohl erhaltenswert, doch in schlechtem Zustand. Der Aufwand zur Rettung des Dachstuhls war ebenfalls beträchtlich. „Aber lohnenswert, denn so gibt es jetzt sichtbare Zeugnisse der Handwerkskunst von vor über 250 Jahren“, sagt Hein in seiner Rede. Man könne jetzt sehen, wie früher ohne Schrauben und Nägel gearbeitet wurde.

In der Tat wurden die Sanierungs- und Umbauarbeiten fast vollständig ohne den Einsatz von Kunststoff realisiert. Fenster, Fußböden, Putz – überall wurde auf die Verwendung von „bauzeitlichen Materialien“ geachtet. Dass dies so ausdrucksstark gelungen ist, ist auch Peter Gasthauer aus Ockfen zu verdanken. Der Ingenieur ist unter anderem Sachverständiger für Baudenkmale und verfügt über umfangreiche Kenntnisse im Bereich historische Handwerkstechniken. „Peter Gasthauer hat uns immer wieder klug beraten“, sagt Architektin Neukirch.

Die Mehrkosten in Höhe von 500 000 Euro waren aufgrund der großen Herausforderungen an Architektin und Handwerker keine echte Überraschung mehr und wurden in der Finanzplanung der Ortsgemeinde frühzeitig einkalkuliert. „Dafür haben wir jetzt eine echte Perle in Nittel“, sagt auch der frühere Nitteler Ortsbürgermeister Karl-Heinz Frieden, heute Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebundes.

Die zukünftigen Hauptnutzer des Gebäudes, die Vorschulkinder aus der Kindestagesstätte St. Martin, haben bereits angefangen, das Haus „zu übernehmen“. „Wir dürfen in dem Haus bis zu 60 Kinder betreuen“, sagt die Leiterin der Nitteler Kita, Alexa Puffay. „Bei der ersten Besichtigung sagte ein Vorschulkind ‚Und hier hat ein Mann ganz allein gewohnt?‘ und meinte damit den letzten Nitteler Pfarrer Adolf Stüber, der bis 2009 unter der Anschrift Kirchenweg 6 im Pfarrhaus wohnte“, erzählt Puffay schon die erste Anekdote aus der neuen Kita.

Nach der feierlichen Segnung durch Pfarrer Bernhard Bollig wurden die Besucher noch lange von der Architektin durch die Räumlichkeiten geführt. Wer genug gesehen hatte, wurde von der Ortsgemeinde zur Feier des Tages noch zu einem Glas Wein eingeladen.

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