Der Weg führt nicht aufs Abstellgleis

Trotz der Insolvenz einer Unternehmenstochter will die "Hochwaldbahn" (HWB) weiter als Betreiber der Hunsrückbahnstrecke auftreten. Für die Anrainergemeinden bleibt sie "erster Ansprechpartner" bei den Wiederbelebungsversuchen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Diller bezeichnet die Reaktivierungs-Pläne erneut als "unverantwortlich".

 Die Unternehmensgruppe „Hochwaldbahn“ will trotz der Insolvenz einer Firmentochter weiter als Betreiber der Hunsrückbahnstrecke auftreten. TV-Foto: Axel Munsteiner

Die Unternehmensgruppe „Hochwaldbahn“ will trotz der Insolvenz einer Firmentochter weiter als Betreiber der Hunsrückbahnstrecke auftreten. TV-Foto: Axel Munsteiner

Morbach/Thalfang/Hermeskeil. (ax) Seine Unternehmensgruppe ist wegen Auftragsrückgängen bei Stahl- und Holztransporten in Schieflage geraten, so dass er "vorsorglich" für die im Güter- und Bauzugverkehr tätige Tochter "Servicegesellschaft" Insolvenz angemeldet habe. Doch HWB-Geschäftsführer Bernd Heinrichsmeyer ist nicht nur "guter Hoffnung", dass mit Hilfe des Insolvenzverwalters Thomas Schmidt (Trier) die Sanierung der Servicegesellschaft gelingt und die insgesamt 20 Arbeitsplätze in Hermeskeil erhalten werden können. Er stellt vor allem klar, "dass wir weiter an den Plänen festhalten, Betreiber der Hunsrückbahnstrecke zu werden". Die angedachte Nutzung der 50 Kilometer langen Trasse zwischen Hermeskeil und Büchenbeuren für Güterverkehr und Ausflüge mit historischen Schienenbussen solle über die von der "Servicegesellschaft" strikt getrennte "HWB-Verkehrsgesellschaft" laufen. Letztere sei Besitzerin der Schienenbusse, Konzessionsträger als Verkehrsunternehmen und habe inzwischen bereits die Betriebsgenehmigung auf dem Abschnitt Morbach-Büchenbeuren vorliegen.

Was die Lokomotiven für den Güterverkehr angeht, sagt der HWB-Chef: "Ich gehe ja davon aus, dass die Sanierung der Servicebahn gelingt, und wir in Zukunft weiter auf unseren kompletten Fuhrpark zurückgreifen können". Die HWB habe zudem die zugewachsene Strecke zwischen Hermeskeil und Morbach so weit freigeschnitten, dass der gesamte Abschnitt seit Mittwoch wieder befahrbar ist. Heinrichsmeyer: "Wir würden uns diese ganze Arbeit sicher nicht machen, wenn wir uns zurückziehen wollten."

Für die Spitzenvertreter der Anrainergemeinden gibt es deshalb keinen Grund, vom Projekt "Wiederbelebung der Hunsrückbahn" abzurücken. "Die HWB bleibt für uns also der erste Ansprechpartner", meint der Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes (CDU). "Das sehe ich genauso", sagt dazu der Thalfanger Rathaus-Chef Hans-Dieter Dellwo.

Vor allem hat für sie aber der Erhalt der Verkehrsinfrastruktur die oberste Priorität. Deshalb sprechen sich Hülpes, Dellwo und der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes (CDU) erneut für den Kauf der Trasse aus, für die die Deutsche Bahn 640 000 Euro verlangt. "Wir dürfen die Schienen nicht aufgeben, nur weil sich die spätere Nutzung momentan vielleicht noch nicht betriebswirtschaftlich darstellen lässt. Um die Strecke zu sichern, müssen wir Eigentümer werden", betont Dellwo. Eibes weist darauf hin, dass sich die Kommunen bei einem Ankauf der Trasse auch andere Optionen wie den Bau eines Radwegs offenhalten.

Beim Hermeskeiler SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Diller, der die Reaktivierungspläne in der Vergangenheit wiederholt kritisiert hatte", stößt diese Argumentation auf scharfen Widerspruch. Er bezeichnet die Kaufabsicht als "unverantwortlich. Es wäre ein Millionengrab und ein finanzielles Abenteuer ohne Ende, weil die Gemeinden als Eigentümer für immer in der Haftung, etwa bei der Sicherung der Brücken und Tunnel, wären". Die Hoffnungen, die Strecke betreiben zu können, "sind Tagträumereien", sagt Diller weiter.

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