Der Weg zum täglichen Brötchen wird länger

Nittel · Die Bäckerei Löwenbrück in Nittel öffnet am 30. November das letzte Mal. Den zwölf Mitarbeitern wurde gekündigt. Inhaber Heribert Löwenbrück hat das Gebäude aus gesundheitlichen Gründen an den Kaufmann Norbert Arnoldy verkauft. Jetzt suchen die beiden nach einem Bäcker, der den Betrieb fortsetzt.

 Die Bäckerei Löwenbrück in Nittel schließt nach dem 30. November endgültig. Danach muss man bis Grevenmacher oder Wincheringen fahren, um frische Brötchen zu bekommen. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Die Bäckerei Löwenbrück in Nittel schließt nach dem 30. November endgültig. Danach muss man bis Grevenmacher oder Wincheringen fahren, um frische Brötchen zu bekommen. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Nittel. Die Bäckerei Löwenbrück an der Bundesstraße 419 bietet frische Brötchen, Teilchen und Kuchen für den Sonntagskaffee an. Daneben gibt es aber auch Tiefkühlpizza, H-Milch und andere Artikel, die viele Kunden dringend benötigen, weil sie vergessen haben, sich noch etwas fürs Abendbrot zu kaufen. Morgens stehen oft Bauarbeiter und Handwerker Schlange. Sie lieben die mit Butter beschmierten Schinkenbrötchen und die mit Paprika gewürzten Zwiebelringe auf den Käsebroten. Ab Dezember müssen sie darauf verzichten oder einen weiten Weg bis Tawern, Wincheringen oder Wasserliesch in Kauf nehmen. Dort sind die nächsten Bäckereien angesiedelt.
"Der Verkauf der Bäckerei und die Kündigung meiner zwölf Mitarbeiter fielen mir sehr schwer, aber ich sah für mich keine andere Möglichkeit", sagt Heribert Löwenbrück im TV-Gespräch. Bis Ende des Jahres werde er an beiden Knien operiert, und es sei ungewiss, ob er danach weiter bis zu 16 Stunden am Tag in seiner Backstube stehen könne. Dazu komme, "dass im geplanten Neubaugebiet Wiesengraben ein Supermarkt gebaut werden soll, wo sicherlich auch Platz für eine Bäckerei entsteht." Leider habe die Gemeinde mit ihm weder über diese Pläne gesprochen, noch ihn in die entsprechenden Planungen einbezogen.
Ortsbürgermeister Hans-Josef Wietor bedauert, dass mit der Schließung der Bäckerei ein Stück dörfliche Tradition verloren geht. Er betont zugleich, dass der für das Neubaugebiet "Wiesengraben" geplante Markt wichtig sei, da "nur so die Versorgung für den täglichen Bedarf" im Dorf gesichert werden könne.
Aktuell sei noch nicht entschieden, wer den Markt betreiben soll, oder wie er bestückt wird. Entsprechende Gespräche seien daher verfrüht gewesen, erklärt Wietor.
"Herrn Löwenbrück kenne ich seit meiner Ausbildung vor vielen Jahren in einem Handelsbetrieb", sagt Norbert Arnoldy, der das Bäckerei-Gebäude gekauft hat. "Ich habe ein Kaufangebot unterbreitet, weil ich an das Potenzial dieses Grundstücks glaube." Nach Arnoldys Plänen soll hier eine Einheit mit Gewerbe- und Wohnflächen entstehen. Die Verhandlungen mit der Gemeinde, wie das Grundstück künftig bebaut werden könne, liefen zurzeit. "Ich hoffe, dass ich schnell mit der Gemeinde einig werde, damit es im Ort bald wieder ein Ladengeschäft gibt", sagt der Investor.
"Wir suchen dringend eine Bäckereikette oder einen Bäcker, der das Geschäft ab 1. Dezember übernimmt", sagt Arnoldy. Bis seine Pläne für das geänderte Gebäude genehmigt seien, würden sicherlich zwölf bis 24 Monate ins Land gehen. Gemeinsam könne dann auch über eine Fortsetzung des Mietverhältnisses verhandelt werden.
"Die Bäckerei ist gut aufgestellt", sagt Löwenbrück, der die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Bäckerei vor 28 Jahren von seinen Eltern übernommen hat. Rund 90 Prozent seines Geschäfts macht er mit Stammkunden, darunter etliche Gastronomiebetriebe aus der näheren Umgebung. "Auch das Notsortiment läuft gut, da es in Nittel keinen Lebensmittelhandel mehr gibt."
Michael Borens, Obermeister der Bäcker-Innung bei der Kreishandwerkerschaft Trier, hat in den vergangenen Jahren den Rückgang der inhabergeführten Bäckereien in der Region mit Sorge registriert: "Aufgrund der stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise können kleine Bäckereien heute kaum noch kostendeckend arbeiten." Filialbetriebe seien insofern oft besser aufgestellt. Auch ein neues Baugebiet führe "nicht zwangsläufig zu höheren Umsätzen", sagt der Obermeister aus Tawern.

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