"Der Wiltinger Saarbogen ist vermintes Gelände"

WILTINGEN/TRIER. Die neue Brücke über die Saar bei Wiltingen wird unmittelbar neben dem Standort der alten errichtet. Mit diesem Beschluss schloss der Kreistag am Montagabend eine scheinbar unendliche – oder zumindest monatelange – Geschichte vorerst ab. Mit 29 gegen zwölf Stimmen beschloss das Gremium die Verwaltungs-Vorlage.

Die Ausgangslage ist einfach: Die alte Brücke muss weg, das Ende ihrer Lebensdauer ist absehbar. Eine neue Brücke soll errichtet werden. Deren Standort beschäftigt den Kreistag seit Monaten (der TV berichtete). Drei Varianten standen schließlich zur Auswahl. Variante A bedeutet den Bau der neuen am Standort der alten Brücke. Die Varianten B und C sollen 1,7 Kilometer saarabwärts stattfinden und unterscheiden sich lediglich im Anschluss an die Landesstraße 137.Einzigartig und herausragend

"Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hat in zwei Stellungnahmen mitgeteilt, dass sie für die Standorte B und C keine Chancen sieht", erklärte Landrat Günther Schartz. Ein Eingriff in das Flora-Fauna-Habitat-Gebiet Wiltinger Saarbogen - "als letzter natürlicher Flussabschnitt an der unteren Saar einzigartig und als Erholungs- und Erlebnisraum von herausragender Bedeutung" - sei quasi unmöglich. "Der Saarbogen ist gewissermaßen ein vermintes Gelände für derartige Planungen", sagte Schartz. Das sieht Winfried Manns (CDU) ganz anders. "Die Varianten B und C hätten die Verkehrssituation verbessert. Wir kämpfen seit zehn Jahren für eine Anbindung an das Radwegenetz Kanzem, das wäre mit dem neuen Standort möglich gewesen." Das Fazit des Konzer Bürgermeisters: "Die Ausweisung als Naturschutzgebiet verhindert Verkehrslösungen."Strich durch die Rechnung

Alfons Maximini (SPD) unterstrich ebenfalls die Bedeutung der Radwege-Anbindung. "Doch die Wasserpflege und die Landeskundler haben uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht." Aber: Das Gesetz lasse Ausnahmen zu, wenn die Allgemeininteressen höher einzuschätzen seien als die Belange des Naturschutzes. "Die SGD Nord hat den rechtssichersten Weg gewählt, doch das hat mit einer zukunftsweisenden Entscheidung nichts zu tun. Wir erwarten wesentlich mehr von einer Fachbehörde." Hugo Kohl (FWG) fasste zusammen: "Die Varianten B und C gehen einfach nicht, weil die geschützten Flächen nicht kaputtgemacht werden können." Heide von Schütz (Bündnis 90/Die Grünen) setzte sich für die Realisierung von Variante A ein, "und zwar so schnell wie möglich". Claus Piedmont (FDP) wandte ein: "Ich fühle mich in dieser Sache fremdbestimmt. Offenbar hat sich niemand auch nur ein wenig darum bemüht, eine Möglichkeit für die Realisierung der Varianten B oder C zu finden." Schließlich kamen auch kritische Töne vom Platz des Vorsitzenden. "Wer Recht und Gesetz auf Landesebene nicht akzeptiert, der sollte seine Möglichkeiten nutzen, dieses Gesetz zu ändern. Wir haben nicht umsonst fünf Landtagsabgeordnete im Kreistag", sagte Günther Schartz. Mit 29 gegen zwölf Stimmen nahm das Gremium schließlich Variante A an. Mit diesem Beschluss hat der Kreistag dem Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) den Planungsauftrag für den Neubau der Brücke am alten Standort erteilt. Das Projekt steht im mittelfristigen Kreisstraßenbauprogramm der Jahre 2009 und 2010 mit einem Investitionsvolumen von drei Millionen Euro.

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