Der Zug der Frühlingsboten - Kraniche überqueren die Region

Saarburg · Derzeit ziehen die Kraniche über das Moseltal und den Saargau gen Norden. Vereinzelte Tiere waren schon früher dran. Ein Effekt des Klimawandels? Der Saarburger Ornithologe Ernst-Christian Walter ist vorsichtig mit solchen Aussagen. Auf die Vogelwelt in Rheinland-Pfalz habe der Wandel bislang wenig Effekt gehabt, sagt er.

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 Ernst-Christian Walter.Foto: Privat

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Saarburg. "Krru - krarr" - so tönt es derzeit gelegentlich im Moseltal oder auf dem Saargau vom Himmel. Bei guter Sicht sind große Vögel zu beobachten, die in V-Formation fliegen. Es sind die Kraniche und nicht die Wildgänse, die derzeit in ihre Brutgebiete im Norden und Osten Deutschlands sowie vor allem in Skandinavien ziehen.

Das sagt der Saarburger Vogelkundler Ernst-Christian Walter, der sich beim Naturschutz Bund Deutschland (Nabu) engagiert. Seit Jahrzehnten beobachtet er Vögel. "Das ist familiär bedingt, auch mein Vater war schon Ornithologe", sagt der einstige Biologielehrer, der seit ein paar Jahren in Rente ist. Wildgänse ziehen laut Walter nicht über die Region, es lebten nur wenige Grau- und Kanadagänse hier.

Die Hauptzugzeit der Kraniche habe nun angefangen, sagt Walter. Allerdings hat der Nabu Aachen auch schon für Ende Januar gemeldet, dass einzelne Trupps auf dem Weg nach Norden seien. Ein Zeichen für den Klimawandel? Walter ist da vorsichtig. Das ist man auch im Kranich-Informationszentrum in Groß Mohrdorf in Mecklenburg-Vorpommern. Auf der Homepage ( www.kranich.de ) wird neben dem frühen Zug nach Norden in diesem Jahr auch beschrieben, dass aufgrund der Kälteperiode in den ersten drei Januar-Wochen viele Kraniche, die bis dahin in Deutschland überwintert hätten, erst in die Überwinterungsgebiete im Süden geflogen seien. Die rasche Reaktion der in Mitteleuropa überwinternden Kraniche auf wechselnde Witterungsbedingungen wird auf der Internetseite als Wetterpendeln bezeichnet.

Dieses Pendeln in milden Wintern wurde laut Karsten Peter vom Kranich-Informationszentrum auch schon vor Jahren beobachtet. Das Verhalten könne mit dem Klimawandel zusammenhängen, müsse aber nicht. Der Vogelflug, der auf das fehlende Nahrungsangebot zurückgehe, hänge von vielen Faktoren ab.

Gesichert ist laut Walter jedoch ein anderer Trend bei den Kranichen, der sich in den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelt habe. So überwinterten die Tiere, die in Deutschland und Skandinavien brüteten, nicht mehr so häufig in Nordafrika oder Spanien, sondern weiter nördlich, insbesondere in der Süd-Champagne. Walter: "1980 machten nur wenige Kraniche in Frankreich Station, mittlerweile sind es 80 000 bis 100 000 Tiere."

Generell ist der Kranich für den Saarburger ein faszinierendes Tier. Der 1,50 Meter große Vogel könne stundenlang fliegen, mehrere Hundert Kilometer weit. Er durchquere die Region im Herbst und Frühjahr und sei somit ein Signalgeber. Nicht umsonst verwendet die Lufthansa ihn als Logo und ist er Gegenstand einiger Bauernregeln ("Kraniche, die niedrig ziehn, deuten auf warmes Wetter hin."). Er spielte schon in der griechischen Mythologie eine Rolle und gilt in Japan beispielsweise als Symbol des Glücks.

Doch zurück zum Klimawandel. Auf die Vogelwelt in Rheinland-Pfalz hat der beginnende Klimawandel laut Ernst-Christian Walter bislang keinen signifikanten Effekt. Lediglich einzelne Arten hätten bereits auf das veränderte Klima reagiert. Walter bezieht sich bei seinen Aussagen auf eine aktuelle Veröffentlichung. Er nennt die Rauchschwalbe als ein Beispiel. Der Singvogel, der in Afrika überwintere, kehre mittlerweile eine Woche früher aus den südlichen Gefilden zurück. Ein anderes Beispiel: Die Türkentaube, eine wärmeliebende Art. Sie breite sich verstärkt aus. Eine kälteliebende Art wie der Birkenzeisig, der eher in bergigen Regionen vorkomme, werde hingegen zurückgedrängt.

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