Deutsche Welle und Lebenslust: Wie eine Band aus der Saarburger Region begeistert

Saarburg · Seit mehr als 20 Jahren versprüht die Band Klimaschock bei ihren Konzerten gute Laune. Jetzt steht "The Voice of Klimaschock" am 15. April im Trierer Kasino auf dem Programm. Was es damit auf sich hat, verrät Frontmann Christian Kaiser im TV-Interview.

 Stage Diving (zu Deutsch: Bühnentauchen) gehört bei Klimaschock zum Programm. Foto: Band

Stage Diving (zu Deutsch: Bühnentauchen) gehört bei Klimaschock zum Programm. Foto: Band

Foto: (h_sab )

Klimaschock ist eine Band, die mitreißt. Großen Anteil daran hat Frontmann Christian Kaiser. Fast unentwegt rennt und springt er bei Konzerten über die Bühne. Relativ ruhig sitzend sprach TV-Redakteurin Marion Maier mit ihm.

Was ist "The Voice of Klimaschock" am 15. April in Trier? Ein PR-Gag oder Nachwuchssuche?
Christian Kaiser: Nein kein PR-Gag, wir suchen immer Nachwuchs. Wir haben ja schließlich Verantwortung für die, die irgendwann mal nachrücken. Auf Konzerten kommen immer wieder spontan Leute auf uns zu, die Lust haben, mit uns mal einen Song zu singen. Diese Menschen singen unter der Dusche, in Chören oder in Bands und haben Lust, sich mal auf einer größeren Bühne zu präsentieren. Da kam mir die Idee, dass wir ein oder zwei Leuten die Chance dazu geben könnten. Als Motivationsanschub.

Wie viele haben sich gemeldet?
Es haben sich schon einige gemeldet. Aber es sollen sich auf jeden Fall noch Leute melden - egal welchen Alters. Das wäre uns wichtig.

Wie war das bei Ihren Singanfängen? Haben Sie Unterricht genommen?
Kaiser: Ich habe drei oder vier Jahre überhaupt keinen Unterricht genommen und habe mir dann überlegt, vielleicht wäre es doch ganz schlau, das mal zu tun. Ich war zwei Jahre in Mehring bei Frau Frankfurter, einer ganz bekannten Lehrerin für Rock/Pop.

Das hat geholfen?
Kaiser: Auf jeden Fall. Ein bisschen Technik hilft, auch mal ein Konzert ganz durchzuhalten, ohne, dass die Stimme abbaut. Es ist für jeden jungen Sänger gut, wenigstens eine Grundtechnik zu haben. Aber ich bin auch der Meinung, dass es wichtig ist, dass jeder seinen Stil beibehält. Bei jedem jungen Sänger sollte man hören: Das ist der und der.

Über den Zufall zur Musik

Haben Sie sonst noch Tipps für die Bühne?
Kaiser: Ich glaube, es gibt einen ersten und wichtigsten Tipp für alle, die auf der Bühne stehen: Einfach man selber sein. Es ist wichtig, keine Rolle zu spielen und ein gutes Gefühl zu haben bei dem, was man tut. Aufregung und Lampenfieber gehören bei mir auch nach 20 Jahren immer noch dazu. Da sollte man auch ein paar Techniken finden, um das in den Griff zu bekommen.

Welche Technik haben Sie?
Kaiser: Ich bin immer sehr aufgepuscht vor den Auftritten und ich lasse dem freien Lauf. Ich lauf hin und her, erzähl' jedem noch was und begrüße Gäste, so dass ich Ablenkung habe und gar nicht groß über die Herausforderungen, die jetzt anstehen, nachdenke. Jedes Konzert ist immer eine Herausforderung - gerade für Sänger. Hält die Stimme? Sie ist nicht einschätzbar. Es gibt immer schwierige Situationen bei Grippewellen oder wenn man viel Stress hatte. Es kann schon mal sein, dass man auf die Bühne geht und merkt: Heute Abend geht gesanglich nichts.

Und dann?
Kaiser: Dann hilft die Technik, durchs Konzert zu kommen.

Und wenn die Stimme tatsächlich ganz weg ist?
Kaiser: Ich glaube, es gibt keinen Sänger auf dieser Welt, dem das noch nicht passiert ist. Das ging mir schon ein paar Mal so. Wir sind eine Band, die sehr interaktiv mit den Menschen arbeitet und viele Lieder zum Mitsingen spielt. Dann muss man eben die Leute singen lassen, man lässt dann singen. (lacht).

Sie haben Posaune gelernt. Wie kamen Sie zum Gesang?
Kaiser: Ich habe durch einen Riesenzufall angefangen zu singen. Der erfahrene Musiker Marco Boesen hat mich irgendwo singen hören - aus Spaß - und meinte: Dich brauche ich für eine Fete. So ging das los. Dann haben wir relativ schnell die Band Klimaschock gegründet und Marco Boesen war unser erster Keyboarder. Das ging ganz klassisch los mit vielen kleinen Konzerten. Wo wir durften, haben wir gespielt. (lacht)

Die Besetzung hat sich bis heute ein paar Mal verändert, oder?
Kaiser: Ja klar, durch neue berufliche und familiäre Prioritäten haben verschiedene Gitarristen und Keyboarder bei uns gespielt. Der Schlagzeuger Sascha Kaudy, Harald Müller am Bass und ich am Gesang sind immer dabei geblieben.

Wie hat sich das Repertoire verändert?
Kaiser: Der Deutschen Rock-Pop-Musik sind wir immer treu geblieben. Am Anfang haben wir nur Neue Deutsche Welle gespielt. Mittlerweile haben wir auch aktuelle Sachen im Programm, beispielsweise von Jan Delay und Sportfreunde Stiller. Jeder von uns hat auch schon in anderen Bands gespielt. Dadurch ist ein Riesenrepertoire entstanden, auch an englischen Rocksongs und Klassikern.

Eigenes stand nie auf der Agenda?
Kaiser: Es gab schon mal ein paar Ideen. Aber man muss sagen, dass das einen Riesenaufwand bedeutet, auch zeitlich. Es ist es jetzt schon oft schwierig, sich die Zeit freizuschaufeln, um die Konzerte zu spielen, sich vorzubereiten, mit den Veranstaltern zu reden, die Verträge zu schicken, sich um die Technik zu kümmern und all das. Man kann sich vorstellen: Bei etwa 30 Konzerten pro Jahr ist das mehr als ein reines Hobby.

Wie groß sind die Konzerte?
Kaiser: Das variiert. Wir spielen ganz kleine Konzerte immer sehr gerne, weil die Atmosphäre da sehr intim ist. Aber genauso: Altstadtfest Trier auf dem Hauptmarkt im vergangenen Jahr vor 3000 Leuten. Unser größtes Konzert war bei "Rhein in Flammen" in Koblenz in den 90ern mit 10 000 Leuten.

Was für eine Rolle spielt der Ducsaal für Klimaschock?
Kaiser: Der Ducsaal in Freudenburg ist für uns eine ganz wichtige Location. Wir haben alle unsere Wurzeln in der Gegend und sind als Jugendliche immer dorthin gefahren. Das war für uns DIE Anlaufstelle für Rockmusik. Das war ein sehr, sehr hohes Niveau dort und ist es nach mehr als 30 Jahren immer noch. Ich erinnere mich noch genau: Manni Weber, der den Club aufgebaut hat, hat nie Coverbands eingeladen zu sich. Wir waren damals schon ziemlich gut unterwegs in der Region. Nach einem großen Konzert, einem Open Air an der Saar, kam er zu uns in die Kabine und hat gesagt: Na gut, ihr dürft bei mir spielen. Und dann haben wir 1998 im September unser erstes Konzert dort gespielt, ein tolles Konzert, unvergessen. Kleiner Raum, viele Menschen, viele Freunde, viele Bekannte. Über die Jahre hinweg haben wir immer wieder dort gespielt, jetzt letzte Woche noch mal. Es war restlos ausverkauft und es war wieder Ducsaal-Feeling. Die Leute hatten Spaß und für uns war es wieder ein unvergessener Abend.

Erfolg mit Deutsche-Welle-Musik

Was steht bei Klimaschock in diesem Jahr noch auf der Agenda?
Kaiser: Wir haben den ganzen Sommer über Konzerte. Wir spielen in Trier und der Großregion noch ein paar Mal und zum Jubiläum der Saarburger Markttage. In Luxemburg gibt es ein paar Konzerte.

Kann man mit Neuer Deutscher Welle heute noch Fans gewinnen?
Kaiser: Das war für mich letzte Woche im Ducsaal wieder faszinierend. Es waren junge Menschen dort, so um die 15, 16 Jahre. Und die ältesten waren so um die 70, 80. Wir haben das ganze Spektrum in so einem Konzert. Ich glaube, dass der reine Titel nicht die entscheidende Rolle spielt, sondern die Frage: Was bringt die Band rüber? Was für eine Energie fließt von der Band zum Publikum? Das muss gefallen. Die Menschen müssen gefallen, die das spielen. Es muss ehrlich sein, authentisch sein. Dann kann man sich an verschiedene Titel wagen. Wir leben in unruhigen Zeiten. Und für mich ist immer noch die Motivation zu sagen: Mensch, heute Abend vergessen wir mal alles und wir singen und feiern und lachen und tanzen. "Das Leben feiern" ist auch für 2016 unser Motto. Ich sehe mich schon - etwas schräg ausgedrückt - als Gute-Laune-Botschafter, der sagt: Kommt, heute Abend schalten wir mal ein wenig ab, singen, klatschen, machen alles Mögliche (lacht) und verbringen eine gute Zeit.

Das Klimaschockkonzert im Kasino in Trier am Sonntag, 15. April, beginnt um 20 Uhr. Zwei Sänger können jeweils einen Song live mitsingen. Bewerbungen an c.kaiser@friends-of-gutenberg.deExtra

Deutsche Welle und Lebenslust: Wie eine Band aus der Saarburger Region begeistert
Foto: (h_sab )

Christian Kaiser (48) arbeitet seit 30 Jahren in der Werbung. Vor 15 Jahren hat der Kirfer sich in Trier mit einer Beratungsagentur selbstständig gemacht. Erst mit 26 Jahren hat Kaiser angefangen zu singen, vorher hat er Posaune in einem Orchester gespielt. Aktuell hat er seine erste EP (steht für Extended Play (Englisch für erweitertes Stück) und ist eine CD mit fünf Titeln) in Deutsch und Französisch, aufgenommen zusammen mit dem französischen Musiker Christophe Schoepp. Paris - Berlin nennt sich das Singer-Songwriter-Projekt. mai

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