Heimat Neues für die Nachwelt – der 35. Schellemann ist da
HERMESKEIL · Kulturgeschichtlicher Verein Hochwald stellt neuen „Schellemann“ und Kalender mit historischen Mühlen der Region vor.
Nachrichten der Verwaltung, die amtlichen Bekanntmachungen wurden in früheren Zeiten „ausgeschellt“. Ein Schellemann trug diese im Auftrag der Obrigkeit in die Dörfer. Mit der Verkündung waren die Mitteilungen Gesetz.
„Schellemann“ heißt auch die Zeitschrift des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, deren 35. Jahrgang gerade erschienen ist. Elf Autoren haben Geschichten von Menschen und Begebenheiten der Vergangenheit zusammengetragen, die ein Bild der damaligen Lebensumstände widerspiegeln.
Besonders gewürdigt wird der älteste noch lebende Schellemann, der 100-jährige Hans Pink aus Damflos. Er verkündete auch noch lange Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg seine Nachrichten, denen ein kräftiges Schwingen der Schelle vorausging, um die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner zu wecken. Drei seiner Bekanntmachungen aus Mitte der 1940er Jahre sind im Heft abgedruckt.
Alle Fotos, mit Ausnahme der schwarzweißen historischen Postkarten, Privatfotos und Dokumente, sind farbig gedruckt. Wieder einmal schaffen es die Autoren, den Lesern die Heimat und ihre Menschen aus längst vergangener Zeit näherzubringen. Die historischen Bilder bereitet Karl-Heinz Kaup auf und gestaltet auch das Layout des Schellemanns. In den vergangenen 25 Jahren kamen so rund 3000 Bilder zusammen.
„Wir leisten etwas für die Nachwelt“, stellt der Vereinsvorsitzende Dittmar Lauer selbstbewusst fest. Das Vereinsarchiv umfasse Zeugnisse aus Jahrhunderten regionaler und überregionaler Geschichte. Der Vorsitzende ist gerade 85 geworden und appelliert: „Der Verein würde gerne Jüngere und Frauen willkommen heißen.“
Die zweite Publikation, die jetzt vorgestellt wurde, ist der Jahreskalender für 2023, der vierte des Vereins in Folge. Er zeigt historische Mühlen der Region. Bilder, wie sie früher einmal aussahen, werden neuen Aufnahmen gegenübergestellt. Ein Begleittext informiert jeweils über die Besonderheiten dieser Anlagen aus vorindustrieller Zeit.
Dittmar Lauer informierte die Gäste der Vorstellung im Mehrgenerationenhaus über die Forschung zu diesem Thema und erstaunte mit der Feststellung: „Es gab 75 Mühlen im Hochwald.“ Diese Anlagen dienten oft ganz verschiedenen Zwecken, ob Kornmahlen, zum Sägen oder Auswringen von gefärbten Stoffen. Auch Gebläse zum Schmelzen von Eisen wurden mit Wasserkraft angetrieben. Es war die kostenlose und absolut umweltfreundliche Kraftquelle. Wie vieles andere auch, brachten die Römer die Mühlentechnik in die Region.
Oft hängen Familienschicksale an den Mühlen. Wenn ein Bach nicht genug Wasser führte, wurde eine Mühle schon mal komplett an eine bessere Stelle versetzt. Die Fachwerkbauten machten das möglich.
„Das Thema ist so umfangreich, da müssen wir mal eine eigene Publikation darüber herausgeben“, findet der Vorsitzende.
Der Schellemann (128 Seiten, 15 Euro) und der Kalender mit den historischen Mühlen (zehn Euro) ist bei den Tourist- Informationen in Hermeskeil, Kell und Thalfang, in der Buchhandlung Lorenzen, Schreibwaren Theis sowie der Sparkasse Thalfang erhältlich.