Beruf Diese junge Frau aus Pellingen ist eine der besten Bestatterinnen Deutschlands

Pellingen/Neuss · Die aus Pellingen stammende Pia Hoehl (22) ist eine der besten Bestatterinnen Deutschlands. Warum sie ihren Job als Beruf und Berufung zugleich sieht.

 Die aus Pellingen stammende Pia Hoehl ist deutschlandweit eine der besten Bestatterinnen. Mit viel Einführungsvermögen hilft sie Menschen in schweren Stunden, etwa bei der Auswahl einer Urne.

Die aus Pellingen stammende Pia Hoehl ist deutschlandweit eine der besten Bestatterinnen. Mit viel Einführungsvermögen hilft sie Menschen in schweren Stunden, etwa bei der Auswahl einer Urne.

Foto: Constanze Knaack-Schweigstill/HWK Trier

Wenn Pia Hoehl mit ihrem Handwerk und ihrer Dienstleistung in Kontakt mit Kundinnen und Kunden kommt, dann sind es für diese meist die schwersten Stunden ihres Lebens. Denn als Bestattungsfachkraft muss die 22-Jährige nicht nur ein exzellentes Fachwissen haben, sondern auch spontan sein und sich in die Gefühlslage der Kundschaft ­hineinversetzen können.

Dass die aus Pellingen stammende und inzwischen in Neuss wohnende junge Frau das kann, hat sie nicht nur in ihrem Trierer Ausbildungsbetrieb Bestattungen Grandjean bewiesen, sondern auch beim Leistungswettbewerb des Handwerks. Bei dieser deutschen Meisterschaft ihres Metiers ist Pia Hoehl zweite Bundessiegerin geworden.

„Der Bundeswettbewerb ging deutlicher in die Tiefe als mein Berufsalltag“, berichtet sie. In den drei Prüfungsteilen muss sie etwa wortgenau den Gesetzesparagrafen zur Störung der Totenruhe notieren, Gegenstände des Berufsalltags und deren Vor- und Nachteile kennen, selbst wenn sie nicht in Deutschland genutzt werden oder religiöse Gebräuche wie etwa das Beten des Rosenkranzes kennen. „Es wurde aber auch angesichts einer Flasche Desinfektionsmittel gefragt, welche Behörde diese Mittel prüft und welche Zulassungskriterien es gibt“, sagt die Handwerksgesellin.

Eines muss sie aber besonders unter Beweis stellen: Professionalität und Spontaneität. So muss sie unter Zeitdruck eine Trauerfeier dekorieren, die ansprechend ist, aber niemanden überfordert und verletzt. „Wenn bei einer Trauerfeier etwas schiefgeht, kann man es nie wieder wettmachen. Es ist die letzte Erinnerung an einen Verstorbenen, hier muss ich immer einen Plan B haben, etwa wenn der Trauerredner im Stau steht“, sagt Pia Hoehl. Werde etwa der Name des Verstorbenen falsch ausgesprochen, bleibe das über Jahrzehnte für viele in schlechter Erinnerung.

Deshalb ist es für die junge Frau „so wichtig, jeden Menschen in seinem Leben zu würdigen. Auch nach dem Versterben ist der Mensch nicht einfach weg. Ich kann das Geschehene nicht ändern, aber ich kann versuchen, allen ein gutes Gefühl beim Abschied zu geben“, sagt die Bestatterin. Weil jeder Mensch anders trauere, sei es ihre Aufgabe, den Kontakt zu den Menschen aufzubauen.

Dass das im Privaten immer mal wieder für stockende Gespräche sorgt, ist für Pia Hoehl inzwischen normal. „Den Beruf zu ergreifen war auch für mich ein Prozess, nachdem ich mit 14 ein erstes Praktikum beim Bestatter gemacht habe“, wissen sie, ihre Freunde und Familie. Doch Berufs- und Studienberatung bestärkten sie sogar darin, nach dem Abitur am Trierer Angela-Merici-Gymnasium ins Handwerk zu gehen. Dass die Umgebung damit oft schlecht umgehen könne, liege an der eigenen Wahrnehmung. „Jeder von uns hat zum Tod eine eigene Geschichte, die man gern verdrängt. Wer dann bei einer Party mit dem Tod und mir als Bestatterin konfrontiert wird, ist erst mal geschockt und hat auch Vorurteile“, sagt sie. Erfahrungsgemäß seien danach die meisten jedoch neugierig und interessiert.

Über sich selbst sagt sie: „Ich bin ja nicht aus Stein, und auch mir gehen Todesfälle nahe, gerade dann, wenn junge Leute in meinem Alter, Kinder oder mir Nahestehende sterben“, sagt sie. Doch ihr gutes Team sowie ihr Partner, ebenfalls Bestatter, und Freunde helfen über schwere Todesfälle hinweg. „Ich habe ja auch ein Privatleben und liebe Brettspiele.“

Doch wie geht es für die Bundessiegerin aus der Region Trier weiter? Am liebsten möchte sie einige Jahre in ihrem Handwerk weiterarbeiten und Erfahrungen sammeln. „Ob Meisterbrief, Weiterbildung zur Trauerrednerin oder Studium der Betriebswirtschaft oder Theologie: Mir stehen alle Wege offen. Da muss ich mich noch nicht für immer festlegen.“

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