Die Auszeichnung zum perfekten Zeitpunkt

Saarburg · Für ihn ist es der Ritterschlag zum Ende seiner Karriere, für sie ist es eine große Motivation für die Zukunft: Die Auszeichnung zum Winzer der Jahres von Gault&Millau hat Hans-Joachim und Dorothee Zilliken aus Saarburg an ganz unterschiedlichen Punkten ihrer Karriere getroffen. Dem Weingut verleiht sie Auftrieb.

Als Hans-Joachim Zilliken und seine Tochter Dorothee im November zur Präsentation des Weinguides 2017 von Gault&Millau nach Mainz fuhren, ahnten sie schon, "dass da was im Busch ist". Denn sie waren gebeten worden, zehn verschiedene Weine für die Finalprobe einzureichen. Die Auszeichnungen überrollten sie dann aber doch: bester Kabinett, beste Auslese und beste gereifte Spätlese. Insgesamt haben es sechs Zilliken-Weine des Jahrgangs 2015 in die Top Ten der Gault&Millau-Wertung geschafft. Hinzu kamen fünf von fünf Trauben für das Weingut und die Krönung: der Titel Winzer des Jahres.

Danach stand das Telefon im Familienbetrieb nicht mehr still. Die prämierten Weine waren im Nu ausverkauft. Die verstärkte Nachfrage hat auch im Dezember angehalten. Hans-Joachim Zilliken sagt: "Für mich kam die Auszeichnung just in time. Kurz zuvor habe ich den Betrieb an meine Tochter übergeben. Der 2015er war der letzte Jahrgang in meiner Verantwortung. Für mich war das der Ritterschlag, denn was erträumt sich ein Winzer mehr?"
Im Weingut will er aber weiter arbeiten. Die 36-jährige Tochter betont auch prompt: "Ich brauche ihn schon noch - von der Arbeitskraft her und wegen seines Erfahrungsschatzes. Es gibt noch so viele Dinge, die ich nicht kenne." Jeder Jahrgang sei nun mal anders. Zur Auszeichnung sagt Dorothee Zilliken: "Das war ein Glücksgefühl und auch Motivation, auf unserem Weg so weiterzumachen."

So weiterzumachen, das bedeutet für das Weingut Zilliken Forstmeister Geltz einerseits keiner Mode hinterherzulaufen, andererseits "herauszuholen, was die Natur zulässt". Der 65-Jährige erklärt: "An der Stilistik hat sich bei uns nichts geändert, der Ausbau im Keller ist gleich geblieben." Der Wein reife in Eichenholzfässern heran, die nicht wie beim Barrique Aroma weitergäben, sondern den Reifeprozess verlangsamten. Geändert habe sich die Arbeit im Weinberg, so werde weniger geerntet und organisch statt mineralisch gedüngt.

Dorothee Zilliken hat einen triftigen Grund, auch künftig am Geschmack festzuhalten. "Mir schmeckt es selbst", sagt sie und lacht fröhlich. Ändern möchte sie lediglich die Prozesse im Büro. Zudem will sie intensiver Richtung ökologischen Weinbau gehen.

Die Winzerfamilie - auch die Ehepartner Ruth und Philipp Zilliken arbeiten mit - blickt auf eine lange Tradition zurück. Die ältesten Aufzeichnungen stammen von 1742. Dorothee Zilliken ist in der elften Generation Winzerin. Das Weingut erlebte Höhen und Tiefen, Zerstörungen und Erbteilungen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Keller in Beurig zerstört. "Deshalb haben wir keinen Wein von vor dem Krieg", sagt Dorothee Zilliken. Der älteste stamme von 1949. Sie bewundere ihre Oma, die das Weingut ohne ihren Mann, der sich in russischer Kriegsgefangenschaft befand, aufrechterhalten und die Reben mit alten Telefonkabeln angebunden habe.
Nach dem Krieg hat die Familie den Keller auf Saarburger Seite gekauft und das Weingut nach und nach darauf aufgebaut. Der Keller aus den 20er Jahren ist eine Besonderheit: Er erstreckt sich über drei Geschosse und liegt im Quellgebiet. "Die extreme Feuchte bietet ideale Voraussetzungen für den Ausbau im neutralen Holzfass", sagt Hans-Joachim Zilliken.

Bei aller Tradition. Im Saarburger Weingut haben auch Neuerungen eine Chance. Dorothee Zilliken sagt: "Ich finde es toll, wie meine Eltern diese Schritte mitgehen. Woanders gäbe es da Streit." Ein Beispiel ist der Gin mit Rieslingnote, den Dorothee Zilliken mit mehreren Partnern, darunter dem Bilzinger Destillateur Andreas Vallendar kreiert hat. Sein Name: Ferdinand's. Obwohl in englischer Manier geschrieben, steht er auch für Tradition. Er erinnert an den namengebenden Forstmeister Ferdinand Geltz (siehe Extra).

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EXTRA
Ferdinand Geltz (1851 - 1925), Gründungsmitglied des Verbands Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter, hat sich laut Hans-Joachim Zilliken sehr um das Weingut verdient gemacht. Er war auch königlich-preußischer Forstmeister und landete als solcher im Namen des Unternehmens (Weingut Zilliken Forstmeister Geltz). Ein Zweitberuf war für Winzer damals nichts Ungewöhnliches, weil sie aufgrund größerer Wetterschwankungen nicht immer mit einer guten Lese rechnen konnten.

Hans-Joachim und Tochter Dorothee Zilliken bekamen nach der Auszeichnung ihrer Weine unzählige Anfragen neuer Kunden.TV-Fotos (2): Marion Maier

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