Die Bahn baut, die Filzener fahren Umwege - Umleitung noch für mindestens sechs Wochen

Konz-Filzen · Bauarbeiten in Verzug: Die Verzögerungen bei der Sanierung einer Bahnunterführung in Konz-Filzen erhitzen zurzeit die Gemüter in dem Konzer Stadtteil. Die Bahn erklärt die längere Bauzeit mit kaputten Abwasserleitungen, die noch repariert werden müssten.

 Der Filzener Unternehmer Wolfgang Scholer ärgert sich, dass es auf der Baustelle der Deutschen Bahn am Ortseingang nicht vorangeht. TV-Foto: Christian Kremer

Der Filzener Unternehmer Wolfgang Scholer ärgert sich, dass es auf der Baustelle der Deutschen Bahn am Ortseingang nicht vorangeht. TV-Foto: Christian Kremer

Eine marode Bahnunterführung zwingt die Filzener Bürger seit Mai 2013 zu einem Umweg von etwa vier Kilometern. Jedes Mal, wenn sie aus Richtung Konz in ihr Dorf wollen, müssen sie auf der L.137 an der ersten Einfahrt in ihrem Ort vorbeifahren, weil die dortige Bahnunterführung erneuert wird. Und zurzeit arbeitet niemand auf der Baustelle, obwohl die angekündigte Bauzeit von zwölf Monaten schon um zweieinhalb Monate überschritten worden ist.

Verwunderung über Stillstand

Auf Wolfgang Scholers Betrieb, der in Filzen einen Fachbetrieb für Sanitäranlagen hat, wirkt sich die Dauerbaustelle besonders aus. Laut dem Unternehmer fahren seine vier Mitarbeiter etwa viermal täglich in Richtung Konz oder Trier. Zusammengerechnet kommen so täglich mit allen Hin- und Rückwegen 32 Kilometer zusammen, die seine Mitarbeiter wegen der Baustelle zusätzlich fahren müssen. Scholer wundert sich vor allem darüber, dass zurzeit nichts auf der Baustelle passiert. "In regelmäßigen Intervallen ruht der Bau immer wieder für ein paar Wochen", sagt Scholer. "Viele Filzener Bürger sind entsetzt über die Vorgehensweise, und dieser Umstand ist uns Steuerzahlern einfach nicht mehr zuzumuten." Egbert Dederichs, Ortsvorsteher der Konzer Stadtteile Filzen und Hamm, bestätigt auf TV-Anfrage, dass sich schon mehrere Bürger bei ihm über die Verzögerungen beschwert hätten.

Bahn antwortet mit Verzögerung

Die Regionalpressestelle der Deutschen Bahn in Frankfurt beantwortet eine TV-Anfrage erst nach einer Woche Wartezeit. Die langsame Antwort begründet die Bahn mit den Sommerferien, in denen die zuständigen Abteilungen nur dünn besetzt seien.

Erst nach dem zweiten telefonischen Nachhaken, kommt die Antwort per E-Mail: Bei der erforderlichen Wiederherstellung der Straße unter der Eisenbahnüberführung habe sich ergeben, dass zusätzliche Kanalarbeiten notwendig seien, weil das vorhandene alte Kanalsystem nicht mehr den Regeln der Technik entspreche. "Die Art und der Umfang der Kanalneuverlegung wurden mit der Verbandsgemeinde abgestimmt", schreibt der Bahnsprecher weiter. Die benötigten Materialien seien bereits bestellt. Die Arbeiten beginnen laut Bahnpressestelle innerhalb der nächsten 14 Tage. Nach weiteren vier Wochen sollen sie abgeschlossen werden. "Im Anschluss daran kann die Straße wieder zur Nutzung geöffnet werden", verspricht der Bahnsprecher.

Die Frage, ob die Verzögerung von drei Monaten nur an den Kanalarbeiten liege oder ob es noch andere Gründe gebe, beantwortet die Bahn nicht näher. Sie halte die Anfrage für beantwortet, heißt es hingegen auf Nachfrage des TV.

"Wir haben schnell reagiert", sagt der Konzer Verwaltungssprecher Achim Lutz auf TV-Anfrage. Die Bahn habe die Verbandsgemeindeverwaltung kürzlich über die Schäden an den Leitungen zur Oberflächenentwässerung informiert.

Der Sanierungsauftrag sei danach baldmöglichst vergeben worden. Für Lutz ist aber klar: "Fakt ist: Die monatelange Bauverzögerung kann nicht an den Kanalarbeiten liegen."Meinung

Lahmer Erklärungsversuch

Von Christian Kremer

Es ist immer wieder das gleiche Lied. Die Deutsche Bahn baut, und es gibt Verzögerungen. Warum es dazu kommt und warum gerade niemand an der Baustelle arbeitet, erklärt die Bahn daraufhin trotz mehrfacher Anfrage und Nachhaken nicht.

Stattdessen leiern die Pressesprecher ziemlich dünne Erklärungsversuche herunter, die keinen zufrieden stellen können. Sie weisen zum Abschluss darauf hin, dass sie nicht namentlich genannt werden wollen.

Genau dieses Vorgehen macht den Großkonzern gesichtslos. Verantwortung für Missstände übernimmt dort niemand. Stattdessen stellen anonyme Sprecher alle Vorgänge möglichst positiv dar. Schuld will keiner an irgendetwas sein.

Für die Filzener, die im konkreten Fall noch ein halbes Jahr länger eine Umleitung fahren müssen, ist das komplett unbefriedigend.

Aber solange sich die Deutsche Bahn sich nicht vom schwerfälligen Staatsunternehmen zum Dienstleister für seine Kunden wandelt, wird sich nichts ändern.

c.kremer@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort