Die Bewohner halten zusammen

LANGSUR. Die nackten Zahlen allein sagen wenig: Gut 1800 Einwohner, fünf Dörfer, drei Kirchen - an Gasthäusern zählt man etwas mehr - und einen Fluss hat die Gemeinde Langsur zu bieten. Wie das Leben an der Sauer wirklich ist, erzählen Melanie und Christian Scheuer. Sie können sich derzeit nicht vorstellen, woanders zu wohnen.

Zugegeben, wenn Christian über Langsur spricht, ist er vielleicht nicht immer objektiv. In Metzdorf, einem Ortsteil von Langsur, geboren, nennt er die Sauergemeinde schlicht "ein Paradies". Warum? Da sei zunächst einmal die Ruhe, sagt der 36-Jährige: "Keine Flugzeuge, keine Züge, kaum Durchgangsverkehr." Und das, obwohl die Bundesstraße 418 nur wenige Meter am Haus der Scheuers vorbeiführt. Melanie schränkt ein, dass es im Sommer etwas mehr Verkehr gebe, wegen des nahen Campingplatzes. Deshalb darf Tochter Celine auch nicht vor dem Haus spielen, sondern hat einen eigenen kleinen Spielplatz im Garten. Allerdings ist Celine erst drei Jahre alt. "Wenn sie älter ist, darf sie sicher auf der Straße oder am Sauerufer spielen - wie die anderen Kinder im Dorf", sagt Melanie. Celine geht in den Kindergarten im fünf Kilometer entfernten Langsur. Manchmal nimmt sie den Bus, in dem sogar eine Begleitperson für die ganz kleinen Fahrgäste mitfährt. Doch oft will sie auch von der Mama mit dem Auto hingebracht werden. "Ohne eigenen Wagen ist man hier aufgeschmissen", sagt Christian. Das ist der vielleicht einzige Schönheitsfleck in seinem Paradies. Zwar gibt es in Langsur neben dem Kindergarten und einer Grundschule auch eine Metzgerei, einen Gemüseladen und zwei Lebensmittelgeschäfte, doch für größere Einkäufe oder Arztbesuche sind die Scheuers auf das Auto angewiesen. Zumal Celine vor ein paar Wochen eine kleine Schwester bekommen hat, Fabienne. Mit zwei kleinen Kindern wäre eine Busfahrt nach Trier schwierig, sagt Melanie, selbst wenn der Bus öfter als alle zwei Stunden fahren und nicht eine Dreiviertelstunde unterwegs wäre. Melanie, die in Trier aufgewachsen ist, vermisst die Möglichkeit, "einmal fünf Minuten draußen Luft schnappen zu gehen und auf dem Rückweg etwas zu erledigen". Aber beklagen will sich die 29-Jährige deswegen nicht. Schließlich hätten sie "das von Anfang an" gewusst und in Kauf genommen. Mehrmals in der Woche steigt Melanie in das Familienauto, um Besorgungen zu machen - in Trier oder im wenige Kilometer entfernten Trierweiler. Christian arbeitet in einem luxemburgischen Steinbruch, gleich am anderen Sauerufer. Die kurze Strecke dorthin kann er bequem mit seinem vierrädrigen Motorrad zurücklegen. "Die Nähe zu Luxemburg ist schon ein Vorteil", sagt Christian. Nicht nur wegen des billigen Benzins, sondern vor allem wegen der Jobs und des "internationalen Flairs", im dem sich auch das deutsche Sauerufer sonnen könne. "In fünf Minuten ist man auf der Autobahn und in einer halben Stunde am Luxemburger Flughafen", erklärt Christian. Dennoch würde er sich eine noch bessere Verkehrsanbindung, den Moselaufstieg, und einen Radweg an der Sauer entlang nach Wintersdorf wünschen. Der größte Pluspunkt Langsurs ist für die Scheuers jedoch der Zusammenhalt seiner Bewohner. Was eine "gute Dorfgemeinschaft" wert sei, habe sich erst wieder beim Hochwasser vor gut einem Jahr gezeigt, als alle zusammen geholfen hätten, die bedrohten Häuser zu schützen, erzählt Christian. "Da sind sie dann alle ganz schnell da", bestätigt Melanie. Doch auch abseits von Katastrophen kommt man in Langsur zusammen: Das Angebot der Vereine reicht vom Fußball über Tennis, Musik und Gesang bis hin zum Fischen. Und dann gibt es ja auch noch die drei Kirchen - von den Gasthäusern einmal ganz abgesehen.

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