Die Blues-Weltmeister der Herzen

Doch kein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde - das Wawerner Dauerrockkonzert vom August des vergangenen Jahres wurde zur Überraschung von Organisator Johannes Schier nicht anerkannt.

Wawern. (jbo) Über 48 Stunden hatten sich Gitarrist Johannes Schier aus Wawern und seine drei Musikerkollegen im vergangenen August wach gehalten (der TV berichtete). Den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde vor Augen und einen Endlos-Blues im Ohr kämpften sie gegen Müdigkeit, Blasendruck und Gelenkschmerzen. Ein halbes Jahr nach dem eindrucksvollen Auftritt im Wawerner Bürgerhaus kam die ernüchternde Antwort aus England: Der sicher geglaubte Weltrekord für das längste Rockkonzert geht doch nicht an die Saar. "Wir hätten mehrere Songs spielen müssen", erklärt Organisator und Gitarrist Johannes Schier das Missverständnis.Dabei hatten die Wawerner Fast-Weltrekordler eigentlich den dornigeren Weg eingeschlagen. "Wir wollten ein Konzert mit einem einzigen Lied über mehr als 48 Stunden spielen", erzählt Schier. Den Guinness-Regeln folgend sei zwischendurch höchstens ein Musiker mal "aufs Töpfchen" verschwunden, was dann für einige Stunden vorhalten musste. "Dass die Band in der Zwischenzeit weiterspielte, hat die Guinness-Juroren nicht interessiert", wundert sich Schier."Die Toilettenpausen wurden so interpretiert, als hätten wir das Stück neu angefangen." Und die Guinness-Regeln besagen, dass ein Song frühestens nach vier Stunden wiederholt werden darf.Ein Traum zerplatzt - kein Widerspruch möglich

Aufgrund dieser Betrachtungsweise zerplatzte der Traum vom Weltrekord, zumal es keine Widerspruchsmöglichkeit gegen die Entscheidung der Guinness-Redaktion gibt. Aber Schier und seine Kollegen tragen es mit Fassung. Im Kreis der Fans gelten die vier Musiker der Gruppe "Langlauf-Schier" jetzt als "Blues-Weltmeister der Herzen". "Dieser Titel passt sowieso viel besser zu uns", grinst der Wawerner Profimusiker.Übrig bleiben 48 DVDs mit der Konzert-Aufzeichnung, dazu unvergessliche Erinnerungen und das Gefühl, für ein halbes Jahr ein Weltmeister gewesen zu sein. "Die Kommunikation mit den Guinness-Leuten verlief recht gemütlich", hat Johannes Schier beobachtet. "In der Regel vergingen sechs Wochen, bis ich eine Antwort auf meine E-Mails erhielt." Verärgert oder enttäuscht ist der Gitarrist, der an einer Musikschule in Luxemburg unterrichtet, aber nicht. "Was wir gemacht haben, kann uns keiner nehmen", blickt er entspannt zurück. Das Abenteuer sei kein finanzielles Verlustgeschäft geworden, verdient habe man aber auch nichts. Ob er mit seinen Freunden noch einmal ein vergleichbares Projekt wagt, bleibt offen. "Wir haben drei bis vier Wochen gebraucht, bis wir wieder normal schlafen konnten", erinnert sich Schier an eine unangenehme Nebenwirkung. "Wir hätten schon neue Ideen."

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