Die Botschaft hinter dem Produkt

Herl · Der Knospenhof in Herl ist ein Bio-Betrieb mit 20 Kühen und einem Hofladen. Regelmäßig empfängt Landwirt Jürgen Meßer Schulklassen und Besucher, um ihnen Einblicke in die ökologische Landwirtschaft zu gewähren. Als Bio-Bauer gehe es ihm nicht um Profit, sondern darum, eine bestimmte Einstellung zur Landwirtschaft zu praktizieren und weiterzugeben.

 Verzichtet auf künstlichen Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel: Bio-Bauer Jürgen Meßer. TV-Foto: Beate Kerpen

Verzichtet auf künstlichen Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel: Bio-Bauer Jürgen Meßer. TV-Foto: Beate Kerpen

Herl. Bis auf die zwei exotisch aussehenden Soay-Schafe, die vor der Tür grasen, scheint der Knospenhof in Herl ein ganz gewöhnlicher Bauernhof zu sein. Nur ein grün-weißes Täfelchen an der Hofzufahrt deutet an, dass es sich um einen besonderen Betrieb handelt: "Demonstrationsbetrieb ökologischer Landbau" steht darauf.
Artgerechte Haltung


Der Knospenhof ist ein Biohof mit 20 Milchkühen und 57 Hektar Weide- und Ackerland (das entspricht einer Fläche von rund 90 Fußballfeldern). Landwirt Jürgen Meßer hält sich an die Richtlinien der Bio-Marke Demeter: "Ich wirtschafte biologisch-dynamisch, das bedeutet, dass ich zum Beispiel auf künstliche Dünger, chemische Pflanzenschutzmittel oder künstliche Zusatzstoffe bei der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln verzichte." Stattdessen verwende er betriebseigene Dünger wie Gülle oder Mist. "Außerdem steht die artgerechte Haltung der Tiere für mich im Vordergrund."
Neben der Milchwirtschaft stellt Meßer auch Käse und Joghurt selbst her. Diesen verkauft er zusammen mit hofeigenen Produkten, wie Kartoffeln, Fleisch, Wurst und Getreide, in seinem Hofladen und auf dem Wochenmarkt in Trier. Die Selbstvermarktung sei ein wichtiger Bestandteil der biologischen Landwirtschaft, weil sie ihm den direkten Kontakt zum Kunden ermögliche:
"Ich möchte den Kunden über meine Produkte eine bestimmte Botschaft mit auf den Weg geben", sagt der 57-Jährige. "Sie sollen erfahren, was Landwirtschaft ist, wie die Tiere leben, und wo unsere Lebensmittel herkommen."
Anders als im Supermarkt, wo alle Produkte rund ums Jahr erhältlich seien, richte er sich gegen die permanente Verfügbarkeit von Lebensmitteln: In trockenen Jahren gebe es weniger Futter und somit weniger Milch.
"Ich erkläre meinen Kunden, warum es dann auch schonmal eine bestimmte Sorte Käse zurzeit nicht bei mir im Hofladen gibt. Über meine Produkte möchte ich auf diese Weise das Bewusstsein der Menschen für die Zusammenhänge zwischen Natur, Landwirtschaft und Nahrungsmitteln schulen."
Seitdem der Knospenhof 2002 vom Landwirtschaftsministerium als einer von 20 rheinland-pfälzischen Demonstrationsbetrieben (siehe Extra) - Vorzeigebetriebe des Biolandbaus - ausgewählt wurde, empfängt Meßer mehrmals im Jahr Schulklassen, Kindergartengruppen oder andere interessierte Besucher auf seinem Hof, um ihnen Einblicke hinter die Kulissen des Biolandbaus zu gewähren. "Die Kinder und Besucher sollen die Tiere nicht nur sehen, sondern auch riechen und anfassen können. Mein Ziel ist es, die Wahrnehmung der Menschen für die Zusammenhänge der landwirtschaftlichen Erzeugung zu schärfen."
Für Jürgen Meßer, der als junger Mann der 68er Bewegung angehörte, war die Gründung des Biohofs vor dreißig Jahren keine betriebswirtschaftliche Entscheidung: "Es geht mir nicht in erster Linie darum, Profit zu machen. Sondern darum, mich auf bestimmte Werte, wie nachhaltiges Wirtschaften, zu besinnen, diese selbst zu leben und über meine Produkte an die Gesellschaft weiterzugeben."
Extra

Im Jahr 2002 initiierte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unter Federführung der damaligen Verbraucherschutzministerin Renate Künast ein Bundesprogramm zur Förderung der ökologischen Lebensmittelerzeugung. Als Kernprojekt der Initiative wurden deutschlandweit 200 Demonstrationsbetriebe ausgewählt. 20 von ihnen liegen in Rheinland-Pfalz. Zu ihren Angeboten gehören Hofführungen, Tage der offenen Tür oder Kinderprogramme. bekeExtra

2010 gab es 926 ökologisch arbeitende landwirtschaftliche Erzeuger in Rheinland-Pfalz, die 5,3 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche bewirtschafteten. Den größten Anteil der rheinland-pfälzischen Bio-Betriebe machen Winzer (etwa 350 Betriebe), Mutterkuhbetriebe mit überwiegend Grünland (etwa 280) und Gemüsebetriebe (etwa 84) aus. Viele Discounter haben ein weitreichendes Bio-Sortiment aufgebaut. Problematisch ist dabei allerdings, dass die Bio-Ware oft nicht regional vermarktet wird. beke

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