Die Buschtrommel von Luxemburg

LUXEMBURG/TRIER. Wer in Deutschland wohnt und in Luxemburg einen Job sucht oder hat, steht zuerst vor vielen Problemen. In welcher Branche gibt es eine Chance, wo den Wohnsitz nehmen, welche Steuern und Sozialabgaben sind zu zahlen? Das sind einige wichtige Themen, die bei einem Stammtisch der Internet-Gemeinschaft behandelt werden.

Wer im Ländchen als Grenzgänger eine Auskunft von den dortigen Behörden haben will, muss sich in Geduld üben. Natürlich gibt es ab und zu gemeinsame Aktionen mit Krankenkassen, Arbeitsamt und Berufsgenossenschaften, aber der direkte Draht zum Insiderwissen der Grenzgänger ist die beste Informationsquelle. Das hat auch Arbeitsminister François Biltgen in einem Interview bestätigt, in welchem er die Stellenvermittlung unter den Grenzgängern selbst noch vor der offiziellen Ausschreibung als Information von "Mund zu Mund" bezeichnete. Von fünf freien Stellen in Luxemburg werden vier durch Grenzgänger besetzt (der TV berichtete). Mit rund 24 000 Grenzgängern sind die Deutschen hinter den Franzosen und Belgiern die drittstärkste Nation auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt. Roland Müller ist Diplom-Kaufmann und Soziologe und stand bei seinem Arbeitsantritt in Luxemburg vor vielen unbeantworteten Fragen. Die Internetseite www.lesfrontaliers.lu für Grenzgänger aus Frankreich und Belgien inspirierte ihn zu einer Webseite für deutsche Grenzgänger. Nach intensiven Kontakten mit der für die französische Internetseite verantwortlichen Firma Neofacto und viel geopferter Freizeit ging im Juli 2003 die Internetseite für deutsche Grenzgänger unter dem Domänenamen www.diegrenzgä;nger.lu ins Netz. Neben Roland Müller als verantwortlicher Redakteur der Seite arbeiten noch viele Grenzgänger aktiv an den Forenbeiträgen mit. Die Internetgemeinschaft der deutschen Grenzgänger ist seit ihrer Gründung bis heute von 1060 auf rund 1700 Mitglieder angewachsen und der Zulauf hält an. Der Internetauftritt der Grenzgänger wird ausschließlich von Sponsoren und Werbepartnern finanziert. Auf der Grenzgänger-Webseite werden Steuertipps angeboten, Informationen über freie Arbeitsplätze gegeben, Wohnsitzfragen diskutiert, Sonderangebote der Werbepartner angeboten und vieles mehr. Es gibt immer jemanden, der eine Antwort auf gestellte Fragen weiß und die Foren auf der Internetseite sind der geeignete Marktplatz für den Austausch von Informationen. Alle zwei Monate treffen sich die Grenzgänger zu einem gemütlichen Beisammensein, so auch diesmal mit rund 20 Grenzgängern in der Langsurer Mühle. Da ist Ralf, der seit Februar mit Zeitarbeitsvertrag bei einer luxemburgischen Firma arbeitet, und dem die Grenzgängerseite sehr geholfen hat. Petra arbeitet seit vier Jahren in Luxemburg und hatte sich bisher noch keine Gedanken über die geeignete Steuerklasse gemacht. Die Informationen fand sie auf der Internetseite. Maria arbeitet seit zehn Jahren als Direktionsassistentin im Großherzogtum. Sie war der Initiator für die geänderte Vorfahrtsregelung an der Grevenmacher Brücke (der TV berichtete). Monika ist seit drei Jahren im Ländchen und hat sich im Januar mit einem Büroservice selbstständig gemacht. Armin arbeitet im Medienbereich und ist zum ersten Mal bei einem Grenzgänger-Treff. Auch in gemütlicher Runde wird diskutiert, und wenn niemand eine Antwort auf die eine oder andere Frage weiß, dann kennt man jemanden, der sie wisssen könnte. Laut Mitteilung des Statistischen Amtes in Luxemburg (Statec) wird die Arbeitslosigkeit bis 2006 auf 4,4 Prozent ansteigen. Das Wachstum der "Stellenbeschaffung" liegt bei zwei Prozent. Mit Hilfe des Internets werden die deutschen Grenzgänger möglicherweise viermal so viel von neuen Stellen profitieren wie die Luxemburger.

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