Die Entdeckung der Langsamkeit

Saarburg · In der Saarburger Glockengießerei hat die britische Band Ezio ihr neues Album "This is the Day" vorgestellt - ruhig, unaufgeregt, zurückgenommen. Die Mischung aus bewährten Klassikern und neuen Stücken trifft den Nerv des Publikums. Das Konzert wurde vom Trierischen Volksfreund präsentiert.

 Die Musiker Mark Booga Fowell und Ezio Lunedei (von links) beweisen in Saarburg viel Gefühl. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Die Musiker Mark Booga Fowell und Ezio Lunedei (von links) beweisen in Saarburg viel Gefühl. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Saarburg. Es scheint, als gebe es eine kaum zu trennende Verbindung zwischen grauen Spätherbsttagen und eher nachdenklichen Tönen.

Das bestätigt die britische Band Ezio in der Saarburger Glockengießerei nun abermals: Vor etwa 200 Zuschauern liefern die beiden Gitarristen Ezio Lunedei und Mark "Booga" Fowell ein gewohnt großartiges Konzert ab - und zeigen dabei, dass die Entdeckung der Langsamkeit nicht als graue Tristesse fehlgedeutet werden sollte. Mit ihrem erst vor wenigen Wochen erschienen Album "This is the Day" grenzen sich die Musiker doch spürbar von bisherigen Produktionen ab. Ruhig, unaufgeregt und auf das Wesentliche reduziert, präsentieren sie zwölf neue Stücke, die sie teilweise schon Ende August bei ihrem Konzert auf dem Roscheider Hof in Konz vorgestellt hatten. Doch bei genauerer Betrachtung strahlen die Songs nicht nur vor handwerklichem Geschick, sie sind auch inhaltlich amüsante Kleinodien, deren Zeilen sich immer wieder neue ironische Gedanken entlocken lassen - wenn man denn genau hinhört.

Und so sind es die Zwischentöne, die das Saarburger Konzert zu einem musikalischen Hochgenuss machen: Die ironischen Geschichten und Einwürfe des Sängers Ezio Lunedei; die brillant vorgetragenen Texte, die sich nahtlos in das glasklare Gitarrenspiel des Duos einfügen; die Selbstironie bei der Präsentation der neuen Stücke. Und diese machen auch einen wesentlichen Teil des Konzerts aus: "Mad at Myself" erzählt beispielsweise vom Leiden einer gescheiterten Beziehung, "I still want you" spielt auf ironische Weise mit derselben Thematik, und das Lied "Bruce Springsteen" heiße nur deshalb so, erklärt Ezio Lunedei augenzwinkernd, weil er hoffe, dass die Leute dann aus Versehen seine Platte kaufen.

Gerade in der reduzierten Präsentation der Lieder zeigt sich das musikalische Können der beiden Gitarristen umso deutlicher: Das Duo ergänzt sich hervorragend, entwickelt aus den Kompositionen gar musikalische Dialoge, denen zu folgen für das Publikum ein wahrer Genuss ist. Umso mehr, als die Musiker ihre älteren und deutlich bekannteren Stücke wie "Thirty and confused" oder "The further we stretch" hervorkramen und im Saarburger Publikum Erinnerungen an eines der Konzerte wecken, die Ezio bereits in der Region Trier gegeben haben. Dennoch haben sie trotz dieser Kontinuität mit dem Saarburger Konzert ein neues Kapitel aufgeschlagen, eine andere Facette ihres Könnens offengelegt.

So gelang es den Musikern, den schmalen Grat zwischen künstlerischer Weiterentwicklung und bewährtem Erfolgsrezept zu treffen - und mit ihm den Nerv des Publikums.

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