"Die Gäste wollen den Alten sehen"

KONZ-FILZEN. Ein Kleinod ist die Straußwirtschaft Reverchon in Konz-Filzen. Vor acht Jahren hat Edmund Reverchon den traumhaften Innenhof und Garten seines mehr als 300 Jahre alten Anwesens für Besucher geöffnet.

Jetzt strömen sie wieder: die Ausflügler, Radler und Inliner, mit und ohne Kinder. Bei schönem Wetter scheinen sie aus allen Ecken der Region zu kommen und den idyllischen Weingarten von Edmund Reverchon in Konz-Filzen in Beschlag zu nehmen. Wer vor dem Anwesen am Ortseingang von Filzen steht, glaubt sich unverzüglich in südlichen Gefilden.Aus dem Jahr 1685

In Frankreich oder der Toskana könnte der Weingarten ebenso gut liegen wie in der Saargemeinde. Das Weingut Reverchon, ein zweigeschossiges Haus in warmem Altrosa und mit grünen Fensterläden, mit kleinem Innenhof und einem zugewachsenen Garten mit Teich, stammt aus dem Jahr 1685. Ursprünglich diente es als Sommer-Residenz der aus dem französischen Jura stammenden Familie. Etwa drei Monate im Jahr verbrachten die Vorfahren von Edmund Reverchon an diesem Ort. Den Rest des Jahres spielte sich ihr Leben in Trier ab - gegenüber dem Karl-Marx-Haus existierte die private Reverchon-Bank. Edmund Reverchon selbst verbrachte seine Jugend in Oberbayern, wo er ein Internat besuchte. Bevor er mit 20 Jahren nach Filzen zurück kam, erlernte er in Rheinhessen den Beruf des Winzers. Bis 1967, dem Todesjahr seines Vaters, betrieb er gemeinsam mit ihm das Weingut in Filzen. Seitdem ist er allein verantwortlich für die 13 Hektar in Filzen und Ockfen. Der Filzener Urbelt wächst gleich hinter seinem Haus, die etwas weiter entfernt liegende Lage Herrenberg ist mittlerweile in Alleinbesitz. Die Idee mit der Straußwirtschaft beschäftigt den heute 69-Jährigen schon lange, berichtet er: "Mein Leben lang wollte ich eine Weinstube in Trier betreiben. Das hat leider nie geklappt. Trotzdem habe ich immer weiter Ideen zu diesem Thema gesammelt." Vor acht Jahren dann hat der Winzer sich entschlossen, eine Straußwirtschaft im eigenen Anwesen zu eröffnen. "Es hat mich geärgert, dass es an der Saar und in Trier so wenig Angebote dieser Art gibt." Mit einer breiten Auswahl der Reverchon-Gewächse in Flaschen und im offenen Ausschank, "einfachen Speisen, die zum Wein passen" und einem ganz speziellen Ambiente möchte er Einheimische und Touristen in Haus und Garten ziehen. Im Haus hat er den ehemaligen Packraum des Weingutes zur Wirtsstube umbauen lassen. Draußen können Gäste an grün bemalten Biertischen und -bänken im Hof oder einige Stufen höher im kleinen Garten mit Teich Platz nehmen. Reverchons Philosophie: "Ich möchte meinem Gast den Saar-Wein zeigen." Vor allem junge Menschen will er auf diesem Weg zum Wein führen. "Denn die meisten haben kein Elternhaus, das sie an dieses Thema heranführt." Sein Klientel empfindet er nicht nur als breit gefächert, sondern auch als sehr angenehm. "Uns besuchen viele Studenten, aber auch Ältere und Familien, die mit ihren Kindern herkommen. Das ist ein anderer Typ als üblicherweise in Biergärten. Bei uns wird es nie unangenehm laut. Die Gäste kommen zum Probieren, nicht zum Schütten."Ziel ist ein Gutsausschank

Vier Monate im Jahr darf er nach den gesetzlichen Bestimmungen seine Straußwirtschaft öffnen. Sein Ziel ist jedoch, die Straußwirtschaft in einen Guts-ausschank umzuwandeln. "Seit einem Jahr läuft die Straußwirtschaft richtig gut", sagt Reverchon. 2003 habe er den Umsatz des Vorjahres verdoppeln können. Edmund Reverchon hilft stets mit im Service. Es sei wichtig, da zu sein und mit anzupacken, sagt er. Und schließlich hat er festgestellt: "Die Gäste wollen den Alten sehen, und mir macht's Spaß, mit ihnen zu plaudern." Lesen Sie morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Spielplatzcheck aus Kanzem.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort