Die Geburt eines neuen Wahrzeichens

Saarburg/Brockscheid · 1050 Jahre Stadt Saarburg: Zum Jubiläum soll am Samstag, 9. August, eine 200 Kilogramm schwere Glocke in der Kulturgießerei gegossen werden. Die Form dafür hat der Glockengießermeister Hermann Schmitt aus Brockscheid (Vulkaneifelkreis) angefertigt.

 Ein Mann, der offenbar ein goldenes Händchen hat: Hermann Schmitt trägt sorgfältig den Lehm auf den Glockenkern auf, der für die Herstellung der Glocke benötigt wird. TV-Foto: Alexander Schumitz

Ein Mann, der offenbar ein goldenes Händchen hat: Hermann Schmitt trägt sorgfältig den Lehm auf den Glockenkern auf, der für die Herstellung der Glocke benötigt wird. TV-Foto: Alexander Schumitz

Vorsichtig fährt Hermann Schmitt mit einer Holzschablone um den gemauerten Glockenkern. Der Glockengießermeister trägt auf den Kern Schicht für Schicht eine Mischung aus Lehm und Rinderhaaren auf. Begonnen hat er mit dieser Arbeit schon vor einigen Wochen in seiner Werkstatt in Brockscheid (Vulkaneifelkreis), denn "das Anfertigen einer Glocke ist Handwerk und braucht Zeit".
Anschließend hat Schmitt die sogenannte falsche Glocke mithilfe der Schablonen hergestellt und vier Wappen aus Wachs auf ihr angebracht. Der letzte Schritt ist die Herstellung des Mantels. Zwischendurch hat Schmitt die Krone, an der die Glocke später aufgehängt wird, aus Wachs geformt.
Die fertige Glockenform wird morgen, Freitag, vorsichtig verladen und nach Saarburg gefahren. Am Samstag wird, sobald alle Vorbereitungen abgeschlossen sind und die Bronzelegierung geschmolzen ist, gegen 16 Uhr das heiße Metall in die Form fließen.
Die Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, muss dann über Nacht abkühlen. Am Sonntag wird die Glocke dann gegen 10 Uhr aus der Grube gehoben. Schmitt wird sich dann daran machen, die Glocke zu putzen. Dazu wird er die Form abschlagen und das Metall polieren. Feierlich wird es wieder ab circa 16 Uhr. Dann wird die Glocke angeschlagen und ihre Tonqualität geprüft.
Schmitt ist seit mehreren Jahrzehnten auch als wandernder Glockengießer unterwegs. Er hat schon zahlreiche Glocken in Frankreich beispielsweise vor Kirchen gegossen. "So haben viele Menschen die Möglichkeit, vor Ort zu erleben, wie eine Glocke entsteht", sagt Schmitt. In Saarburg hat er bereits vor 18 Monaten in der früheren Glockengießerei Mabilon die Glocke gegossen, die jetzt im Turm vor der Kulturgießerei hängt.Ungewisse Glockenzukunft


Wie die Jubiläumsglocke künftig präsentiert wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Stadtbürgermeister Jürgen Dixius kann sich vorstellen, die Glocke im Amüseum zu präsentieren. Schmitt wünscht sich, dass sie für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist: "Eine Glocke muss man anfassen können, und man muss ihren Klang hören."
Extra

Dem Glockengießermeister Hermann Schmitt können Besucher der 1050-Jahr-Feier am Samstag und Sonntag, 9. und 10. August, jeweils ab 10 Uhr bei seiner Arbeit in der Kulturgießerei zuschauen. Gegossen werden soll die Glocke am Samstag um circa 16 Uhr, angeschlagen wird sie am Sonntag, circa 16 Uhr. Bereits morgen, Freitag, startet um 17 Uhr die Zeitreise durch 1050 Jahre Saarburger Stadtgeschichte. Die zweieinhalbstündige Tour durch die Stadt wird auch am Samstag und Sonntag, jeweils 13 Uhr, angeboten. Treffpunkt ist die Saarburg. Wer nicht bis zur Burg hochsteigen will, kann sich der Führung vor der evangelischen Kirche anschließen. Dort geht es circa 17.25 Uhr los. Zum Stadtjubiläum verteilt die Stadt 1050 Saarburger Tuuten, die der Künstler Manfred Reschke entworfen hat. Die Saarburger Tuut ist eine selbstironische Anspielung auf die Bezeichnung Tuutenschisser. So werden in der Region die Saarburger genannt, weil sie bis in die Neuzeit ihr "großes Geschäft" in einer Tüte im Fluss entsorgt haben - statt auf einem Misthaufen, wie sonst in der Region. itz

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