Die Gewalt nimmt zu

HERMESKEIL. Mehr Straftaten – besonders bei so genannten Rohheitsdelikten –, aber auch mehr gelöste Fälle: die Kriminalstatistik für das Jahr 2005 der Polizei-Inspektion Hermeskeil weist Licht und Schatten auf.

Kein Zweifel: Gemessen an den Verhältnissen in Großstädten lebt die Bevölkerung im Hochwald verhältnismäßig sicher. "Dort sind die Anreize größer, und es gibt mehr Tatgelegenheiten", sagt Siegfried Agostini, Leiter der Polizei-Inspektion (PI) Hermeskeil. Konkret denkt er da an Auto-Aufbrüche, deren Zahl im Revier seiner Beamten ganz einfach deswegen nicht so hoch sei wie in Ballungsgebieten, weil viele Hochwälder ihre Fahrzeuge über Nacht in Garagen abstellen können. Hinzu komme, dass im Gegensatz zur häufig feststellbaren Anonymität in Großstädten "bei uns aufmerksame Nachbarn da sind, die eine soziale Kontrolle ausüben. Auch das verhindert Straftaten", betont Agostini.Gewalt in Familien kein Tabuthema mehr

So weit, so gut. Diese generellen Aussagen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die aktuelle Kriminalstatistik der PI auch negative Entwicklungen dokumentiert. Gegen den allgemeinen Trend im Bereich des Polizeipräsidiums Trier ist die Zahl der registrierten Straftaten im Hochwald nämlich um 184 oder 16,1 Prozent auf 1328 gestiegen. Vor allem die so genannten Rohheitsdelikte, zu denen unter anderem Körperverletzungen gehören, haben zugenommen, was auf ein steigendes Aggressionspotenzial hindeutet. Insgesamt landeten im vorigen Jahr 230 Fälle aus dieser Kategorie auf dem Tisch der Ermittler - das sind 60 mehr als 2004. "Es gibt für diese Steigerung verschiedene Erklärungsansätze", betont Franz Petry, der stellvertretende Dienststellenleiter. So wurde die Polizei häufiger als früher zu Schlägereien in Diskotheken oder bei größeren Festveranstaltungen gerufen. "Ein Grund ist aber auch, dass inzwischen Gewalt in sozialen Beziehungen und Familien verstärkt verfolgt wird", sagt Petry.Zuständigkeiten geändert

Mehr Gesetzesverstöße verzeichnete die PI in ihrem Revier zudem in den Bereichen "Waren- und Warenkredit-Betrug" sowie bei Rauschgift-Delikten. Bei Letzteren spiele jedoch eine entscheidende Rolle, dass sich auf Ebene der Polizeidirektion die Zuständigkeit für die Sachbearbeitung der Fälle geändert habe. "Es gibt zwar unbestritten auch in Hermeskeil Konsum. Wir sind aber kein Drogen-Zentrum und haben keine offene Rauschgift-Szene", versichert Agostini. Es gibt jedoch auch Trends, die der Hermeskeiler Polizeichef als "erfreulich" bewertet. So sind 2005 die Fallzahlen in den Rubriken "Diebstahl" und "Einbruch" zurückgegangen. Die Zahl, die die Arbeit der Gesetzeshüter im Hochwald am deutlichsten dokumentiert, ist die Aufklärungsquote, die im Jahr 2005 bei 60,5 Prozent liegt. Diese Steigerung um 6,2 Prozentpunkte bedeutet, dass die Hermeskeiler Polizisten bei der Verbrecherjagd in ihrem Revier weiter an Boden gewonnen haben. Zum Vergleich: Landesweit betrug die Aufklärungsrate 2005 im Durchschnitt 61,3 Prozent, die Polizei-Inspektion Saarburg klärte 59,2 Prozent der angezeigten Straftaten auf.Überfälle auf Bank und Supermark

t Gleichwohl gibt es vor allem noch ein "Aktenzeichen ungelöst", das den Ermittlern Kummer bereitet. "Bei der Brandserie im Bereich Osburg haben wir den Täter leider noch nicht dingfest gemacht. Gerade diese Fälle haben für einige Unruhe in der Bevölkerung gesorgt, da mitten in den Ortskernen Sachen angesteckt wurden", sagt Agostini. Spektakuläre Kapitalverbrechen im Hochwald waren im Jahr 2005 die Ausnahme. Gleichwohl erforderten beispielsweise der bewaffnete Raubüberfall auf den "Accord"-Markt in Hermeskeil im April sowie der Banküberfall in Reinsfeld im Oktober Großeinsätze der Hermeskeiler Polizei. "Wir haben dabei die Erst-Maßnahmen eingeleitet. Solche Straftaten werden danach jedoch von der Kripo in Trier weiter bearbeitet", erläutert Agostini. Mit einem Großaufgebot war die PI zudem im vergangenen Jahr bei den Bränden der Felke-Halle (Februar) und bei der Firma "Teba" (Mai) im Einsatz. Zudem gab es im September eine Suchaktion nach einem vermissten Mann in Damflos, der schließlich in einem Waldstück lebend aufgefunden wurde.

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