Die Hermeskeiler Martinuskirche wird saniert

Hermeskeil · An der Hermeskeiler Martinuskirche beginnen am Dienstag umfassende Sanierungsarbeiten. In den Turm wird ein neuer Glockenstuhl eingebaut. Auch der Förderverein beteiligt sich an der Finanzierung - mit einer ausgefallenen Idee.

 Die alten Glocken im Turm der Hermeskeiler Martinuskirche werden abgehängt. Bevor die fünf Bronzeglocken aus Saarbrücken hineinkommen, muss erst der Glockenstuhl saniert werden. TV-Foto: Christa Weber

Die alten Glocken im Turm der Hermeskeiler Martinuskirche werden abgehängt. Bevor die fünf Bronzeglocken aus Saarbrücken hineinkommen, muss erst der Glockenstuhl saniert werden. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Ein ungewohntes Bild wird sich Passanten und Gottesdienstbesuchern ab kommender Woche an der Hermeskeiler Martinuskirche bieten. Am Dienstag, 25. April, rücken Bauarbeiter an, um ein Gerüst rund um den Kirchturm zu errichten. Damit beginnt die seit längerer Zeit geplante Sanierung des Glockenstuhls.

"Der Stuhl ist aus Eisen und wurde nach dem Krieg direkt in die Turmmauern eingelassen", erläutert Clemens Grünebach, Dechant des Dekanats Hermeskeil-Waldrach und leitender Pfarrer der katholischen Pfarrei Sankt Franziskus Hermeskeil. Die veraltete Konstruktion im Turm habe statische Probleme verursacht, sagt Grünebach. "Wenn die Glocken läuten, wird der Schall direkt ins Mauerwerk weitergeleitet." An manchen Stellen sei deshalb schon Putz von den Wänden abgeblättert.

Nach drei Jahren Vorbereitung wird das Problem nun angepackt und ein neuer Glockenstuhl aus Eichenholz angefertigt. Dieser gebe die dort wirkenden "Kräfte" direkt in den Boden ab, erläutert der Dechant. Sobald das Gerüst stehe, werde das Mauerwerk aufgebrochen, um die vier alten Stahlglocken aus dem Turm zu holen. Sie werden durch fünf Bronzeglocken ersetzt, die aus der ehemaligen Kirche St. Mauritius in Saarbrücken stammen. Die Hermeskeiler Pfarrei hat sie im Sommer 2015 als Spende erhalten (der TV berichtete). Seitdem lagern sie in einer Halle im Industriegebiet, wo sich Ernst Blasius, der Leiter des Hermeskeiler Feuerwehrmuseums, ihrer angenommen hat. "Er hat sie monatelang in liebevoller Arbeit gesäubert, alles ehrenamtlich", lobt Grünebach. Die Glocken hätten im Kirchturm in Saarbrücken im Freien gehangen und seien dort der Witterung ausgesetzt gewesen.

Bis die Glocken an ihrem neuen Wirkungsort eingesetzt werden, wird aus der Martinuskirche kein Geläut mehr zu hören sein. Während der Sanierungsarbeiten, die voraussichtlich bis Ende August dauern, muss auch der Haupteingang zur Kirche gesperrt bleiben. Die Kirchgänger kommen dann nur durch den Seiteneingang ins Gotteshaus, kündigt Grünebach an: "Wir dachten erst, wir könnten den Haupteingang zumindest sonntags nutzen. Aber das wäre zu gefährlich."

Laut dem Dechant wurden die Kosten für die Sanierung auf rund 140 000 Euro geschätzt. Nach der Vergabe der ersten Aufträge sehe es auch danach aus, dass man diesen Rahmen einhalten könne. Unklar sei allerdings noch, ob möglicherweise an Turm und Dach noch weitere Arbeiten anfielen. "Das sehen wir erst, wenn das Gerüst steht." Der obere Bereich das Turms sei seit 30 Jahren nicht inspiziert worden. Das Bistum übernehme 60 Prozent der förderfähigen Kosten, sagte Grünebach. Die restliche Summe müsse die Pfarrei selbst aufbringen. Deshalb werde es ab Mai jeweils am ersten Sonntag des Monats im Hochamt eine Sonderkollekte für den Turm geben.

Der Förderverein Freunde von St. Martinus hat finanzielle Unterstützung zugesagt. "Uns fehlt aber noch ein bisschen Geld", sagt der Vereinsvorsitzende Martin Eiden dem TV.

Er habe die Idee gehabt, den neuen Glockenstuhl "in gewisser Weise zu vermarkten". Das könnte beispielsweise so aussehen, dass Bürger einzelne Elemente wie etwa Holzbalken "kaufen" und dann auch namentlich als Spender genannt werden.

Rund um den Einbau der neuen Glocken sind zudem besondere Aktionen geplant. Laut Eiden wäre eine Art Tag des offenen Kirchturms möglich, sobald die Baustelle wieder zugänglich sei. "Dann könnten die Leute in den Turm hineingehen. Das war bislang überhaupt nicht möglich, weil es keine Absturzsicherung gab." Vor dem tatsächlichen Einheben der Glocken könne man eine "Wache" veranstalten. "Und wenn alles fertig ist, gibt es natürlich eine feierliche Einweihung mit Hochamt." Der Verein habe auch schon das nächste Projekt im Visier: "Der Turm braucht einen neuen Außenanstrich. Aber dafür gibt es noch keinen Kostenrahmen."Extra

Spenden gefragt und Mitglieder gesucht

Wer den Förderverein bei der Glockenstuhlsanierung finanziell unterstützen will, kann eine Spende auf folgendes Konto überweisen: Volksbank Trier, Inhaber Freunde von St. Martinus e.V., IBAN: DE87 5856 0103 0005 9084 48. Der Verein stellt auf Wunsch Spendenquittungen aus. Auch neue Mitglieder sind willkommen. Formulare zur Mitgliedschaft sind auf der Internetseite unter www.foerderverein-sankt-martinus.de zu finden.Extra

Eine Kirche für 9600 Gläubige

Die heutige Pfarrkirche Sankt Martinus ist die dritte der urkundlich nachweisbaren Martinuskirchen in Hermeskeil. Sie wurde in den Jahren 1868 bis 1870 nach den Plänen des Trie rer Architekten Adolph Danner im Rundbogenstil erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gotteshaus durch Bomben beschädigt. 1952 wurde die Kirche renoviert und seither mehrfach umgestaltet. Die Martinuskirche ist die Pfarrkirche der Großpfarrei Sankt Franziskus Hermeskeil, zu der seit 2016 auch die ehemals eigenständigen Bezirke Beu ren, Bescheid, Damflos, Rascheid, Geisfeld, Gusenburg/Grimburg und Züsch/Neuhütten zählen. In der Großpfarrei leben rund 9300 Katholiken.

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