Die Kinder vom Hügel entdecken ihr Viertel

Konz-Roscheid · Manch einer hält Roscheid für einen reinen Pendler-Schlafstadtteil. Mit diesem Vorurteil will eine Gruppe Jugendlicher und Kinder aufräumen. Sie erstellen in ihrer Freizeit die Stadtteilzeitung Roscheid Report und zeigen darin, wie viel Leben in ihrem Viertel steckt.

Konz-Roscheid. Roscheid ist einer der größten Stadtteile in der Stadt Konz. 3024 von 18 000 Bürgern wohnen auf dem Hügel. Es gibt dort das Freilichtmuseum Roscheider Hof, einen Kindergarten, eine Pizzeria und ein Seniorenhaus mit Bäckerei und Café - und vor allem viele Kinder. Seinen Ruf als Schlafstadtteil für Pendler hat das Viertel jedoch noch nicht verloren - eine eigene Stadtteilidentität gibt es auf den ersten Blick nicht. Roscheid hat zum Beispiel keinen eigenen Ortsbeirat, keine Pfarrei und keine Grundschule. Es gibt weder ein Bürgerhaus noch einen Supermarkt.
Doch es gibt rührige Vereine. Dazu gehört unter anderem der Kinder- und Jugendförderkreis Konz-Roscheid. Darin setzen sich Eltern für die Interessen der Roscheider Kinder- und Jugendlichen ein. Das neueste Vereinsprojekt ist eine Stadtteilzeitung, die unter anderem die gemeinsame Roscheider Identität thematisiert. Für das Hügelblatt Roscheid Report - kurz RoRe - suchen die Kinder und Jugendlichen zwischen acht und 14 Jahren unter Anleitung der professionellen Journalistin Christina Tittizer-Heidt nach Roscheider Geschichten. Die Kinder erzählen auch aus ihrem eigenen Leben. In der Erstausgabe vom Oktober beschreibt die 14-jährige Leah zum Beispiel ihren Lieblingsplatz, einen kleinen Wald nahe dem Neubaugebiet. Der achtjährige Julius empfiehlt ein Die-drei-???-Kids-Buch, das er gelesen hat. Gemeinsam mit den Jungreportern Florian und Mats stellt Julius Freizeitmöglichkeiten wie den Roscheider Boule-Club oder die Bolzplatztruppe FC Bolzen Roscheid vor.
Interessant sind für das Team auch Menschen mit außergewöhnlichen Berufen oder Hobbys. Bei einer Redaktionssitzung für das zweite Heft, das noch im Frühjahr erscheinen soll, haben sie sich vergangenen Freitag mit einem Piloten von Luxemburg Airways unterhalten, der in Roscheid wohnt. Sie thematisieren Hundehaufen auf Spazierwegen, das Fehlen eines Supermarkts oder die mangelhafte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Die Doppelseite "Buntes Roscheid" ist Roscheidern aus aller Welt gewidmet.
"Der Grundgedanke ist: Leute, seid kritisch", sagt Tittizer-Heidt. Auch sie hofft darauf, dass sich die Roscheider durch die Stadtteilzeitung weiter öffnen und dass die älteren Menschen aus den ersten Bauabschnitten und die jungen Familien im neueren Teil näher zusammenrücken.
Doch in erster Linie will die Journalistin den Kindern durch das Projekt beibringen, vernünftig mit modernen Medien umzugehen. Von der Zeitung über das Radio, Fernsehen und den PC bis hin zum Smartphone und Tablet-Computer sind Medien heute überall präsent. Durch die eigene Arbeit lernen die Kinder den richtigen Umgang damit.
Wer Kontakt zur RoRe-Redaktion aufnehmen will, macht das am besten über die Internetseite http://rore.konz-roscheid.eu/ - dort sind Kontaktformulare zur Redaktion für Sponsoren, Kleinanzeigen oder auch Rezepttipps hinterlegt.Extra

 Bei den Sitzungen diskutiert das Redaktionsteam der Stadtteilzeitung im Seniorenhaus zur Buche über mögliche Themen aus der Nachbarschaft.

Bei den Sitzungen diskutiert das Redaktionsteam der Stadtteilzeitung im Seniorenhaus zur Buche über mögliche Themen aus der Nachbarschaft.

Foto: Christian Kremer
 Nicht nur ein Pendlerviertel: Konz-Roscheid (Bildmitte) bekommt seine eigene Stadtteilzeitung.

Nicht nur ein Pendlerviertel: Konz-Roscheid (Bildmitte) bekommt seine eigene Stadtteilzeitung.

Foto: Portaflug

Der Ursprung der Besiedlung von Konz-Roscheid liegt in der Römerzeit. Schon im ersten Jahrhundert nach Christus war der Bereich am Roscheider Hof an zwei Stellen von Römern besiedelt. Später gehörte der Gutshof dem Kloster St. Matthias, das das Gebäude und die dazugehörigen Flächen verpachtete. Die älteste erhaltene Pachturkunde stammt laut Konzer Chronik vom 2. März 1448. Die Grundlage dafür, dass Roscheid heute ein eigener Stadtteil ist, legte der Stadtrat jedoch durch die Aufnahme von Roscheid in den Flächennutzungsplan erst im Jahr 1967. Nach und nach wurden dann die fünf bestehenden Bauabschnitte erschlossen, ein sechster ist geplant. red

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