Die Könner unter den Leseratten

TRIER. Christopher Olk aus Bitburg und Alexander Bender aus Grünebach sind die besten Vorleser aus Rheinland-Pfalz. Nun steht der Bundesentscheid des Vorlesewettbewerbs am 21. Juni in Frankfurt am Main an.

"Ich bin sehr nervös", sagt die 12-jährige Vivien Herrmann aus Koblenz und hält ihren Glücks-Elefanten fest in der Hand. Nebenan versucht sich Christopher Olk aus Bitburg-Stahl abzulenken. "Aufgeregt? Ja, aber es geht noch", sagt der 11-Jährige. Dennoch, der Körper ist angespannt, der Blick unruhig. Es geht ja auch um was. Die beiden Jugendlichen sind zwei der acht Sechstklässler, die am Landesentscheid im Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels teilnehmen. Alle acht sind bereits Sieger, es kann keiner verlieren. Denn sie haben in Klasse, Schule und Bezirk gewonnen. Doch das alles zählt nun nicht mehr. Weiterkommen ist die Devise. Im Saal der Trierer Dom-Information herrscht schon bei den ersten Grußworten des Trierer Kulturdezernenten Ulrich Holkenbrink gespannte Stille. Bei einigen Schülern hebt sich der Brustkorb in schnellem Tempo auf und ab. Ein anderer wischt sich die feuchten Hände an der Hose trocken.Es zählt nur noch das Buch

Wenige Minuten später, endlich: Einer nach dem anderen tritt mit seinem Buch nach vorne an den Einzeltisch und präsentiert seinen Vortrag. Es scheint, als würden sie die Umgebung gar nicht mehr wahrnehmen - die sechsköpfige Jury genauso wenig wie die Eltern, Geschwister, Lehrer und Schulleiter im Publikum. Der Blick richtet sich fest auf das Buch, die Seiten, die Sätze, die Worte. Zunächst lesen die vier Haupt- und Regionalschüler, anschließend die vier Gymnasiasten ihre Texte. Mal schnell, mal langsam, mal laut, mal leise und mit verteilten Rollen verleihen die Schüler den Zeilen viel Leben. Nach dieser ersten Runde zieht sich die Jury zur Beratung zurück. Zeit für die Jugendlichen, sich in der Pause kreativ an einer Leinwand auszulassen. "Beim Malen bin ich nochmal etwas runtergekommen", erzählt der Bitburger Christopher Olk. Aicha Guidoume von der Hauptschule Bernkastel-Kues dagegen macht sich Sorgen: "Bei der Vorstellung bin ich ins Stocken geraten. Das ärgert mich sehr." Dabei habe sie vorher noch alles gewusst, was sie sagen wollte. Jetzt hoffe sie auf den zweiten Teil des Wettbewerbs. Dabei müssen die Sechstklässler ihnen fremde Ausschnitte aus dem Buch "Der Spiegel der Königin" von Nina Blazon vorlesen. Und wieder: Adrenalinschub und nervöse Blicke der Jugendlichen. Als auch dieser Teil hinter ihnen liegt, wird das Ergebnis verkündet: "In der Gruppe der Haupt- und Regionalschüler siegt Alexander Bender von der Dualen Oberschule Betzford". In diesem Moment schlägt Vater Lothar die Hände überm Kopf zusammen. "Das hätte ich nicht erwartet!" Alexander dagegen nimmt diese Aussage ganz gefasst hin. "Er steht wohl ein wenig unter Schock", vermutet Mutter Monika. Ebenfalls Grund zur Freude hat Familie Olk. Christopher hat unter den Gymnasiasten gewonnen. Direkt nach der Preisverleihung springt er seiner Mutter Christiane in die Arme. Das nächste Projekt für die beiden Jungen: der Bundesentscheid am 21. Juni in Frankfurt. Sie nahmen am Entscheid teil: Gruppe A (Hauptschule und Regionale Schulen): Elena Roth (Regionale Schule, Nackenheim). Corinna Hoffmann (Hauptschule Ludwigshafen), Alexander Bender (Duale Oberschule Betzdorf), Aicha Guidoume (Hauptschule Bernkastel-Kues). Gruppe B (Gesamtschulen, Realschulen, Gymnasien): Vivien Herrmann (Bischöfliches Cusanus-Gymnasium Koblenz), Samuel Kirsch (Eduard-Spranger-Gymnasium Landau), Nicholas Shaw (Gymnasium zu St. Katharinen, Oppenheim) und Christopher Olk (Privates St. Josef-Gymnasium (Biesdorf).

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