Die Musik gibt den Lebenstakt an

NEWEL-LORICH. David Funk aus Lorich war schon als Kind hochmusikalisch. Sein erstes Instrument, die Mundharmonika, spielte der Knabe virtuos. Gerne hätte er Musik studiert, doch als einziger Sohn übernahm er die elterliche Landwirtschaft.

Nicht, dass ihm und seiner ebenfalls aus Lorich stammenden Ehefrau Johanna das bäuerliche Leben keine Freude gemacht hätte. Im Gegenteil. Aber David Funk hatte immer schon Musik im Blut. Diese Leidenschaft ließ sich nicht bändigen: So wurde er musizierender Landwirt. Ausschlaggebend für diesen Entschluss war nicht zuletzt auch ein Gelöbnis, das er in russischer Kriegsgefangenschaft abgelegt hatte: "Wenn du hier heraus kommst, wirst du dich zu Hause in der Kirche engagieren." "Das Mundharmonikaspielen hatten mir Lehrlinge beigebracht", erzählt Funk. "Bettelarme Jungen, die von St. Gangolf herüber kamen, um sich mit Theater und Musikmachen etwas Geld zu verdienen. Mit 14 Jahren schenkten mir meine Eltern zu Weihnachten eine Gitarre. Meine Freude war unbeschreiblich." Karriere im Chor und an der Orgel

Sein Lehrer Heinrich Ungeheuer, der oft nach Lorich kam, hat ihn dann unterrichtet. Nach dessen Tod hat er sich als Autodidakt weiter gebildet. 1943, mit 17 Jahren, ist er zunächst zum Arbeitsdienst, dann zum Militär eingezogen worden. Unmittelbar nach Kriegsende begann David Funks bis heute andauernde ehrenamtliche Karriere als Kirchenmusiker und Chorleiter. Noch vor Weihnachten 1945 lernte er das Klavierspielen. Von Musiklehrer Peter Rudolf, der ihm Orgelunterricht gab, erwarb er ein Harmonium, das er mit Naturalien bezahlt hat. "Mit der Zahnbürste habe ich es sauber gemacht. Die Zeit drängte", erinnert er sich. Galt es doch an Christi Himmelfahrt 1946 in der Loricher Kapelle die erste Messe zu intonieren. Schon zwei Monate später war Funks nächste Premiere: Sein Debüt auf der Orgel in der Pfarrkirche in Butzweiler. "Beides hat gut geklappt", sagt der Organist rückblickend. Insgesamt 59 Jahre spielte er Orgel in Butzweiler, davon die ersten 27 Jahre für Gotteslohn. Danach für geringen, nicht einmal die Kosten deckenden Salär. "Wer hier arbeitet, der kriegt auch etwas dafür", habe der neue Pastor entschieden. Funk hätte es auch weiterhin umsonst getan. "Ich war fanatisch nach der Orgel", bekennt er. "Auch in Welschbillig habe ich Orgel gespielt - 33 Jahre lang - und auch in Lorich, wo Pastor Josef Jakobs 1976 eine neue elektronische Orgel angeschafft hatte." Wenn die Organisten der umliegenden Gemeinden einmal nicht da waren, ist Funk gerne eingesprungen: "Zeitweise habe ich Urlaubsvertretungen an neun Orgeln gemacht." Auf Dauer jedoch wurde es ihm zu viel. Zumal der wackere Organist nicht mehr der Jüngste ist. Anfang dieses Jahres war Schluss in Welschbillig. Aber ganz auf das Orgelspiel verzichten kann er nicht. Gerade einmal 14 Tage waren danach vergangen, als jemand vom Marienkrankenhaus in Ehrang ihn bat, dort Orgel zu spielen, weil die Nonne, die das bisher getan hatte, altersbedingt nicht mehr spielen könne. Eine Absage kam für ihn nicht in Frage. "Es ist eine herrliche Orgel", schwärmt er. Riesenspaß macht ihm auch immer noch das Orgeln in Butzweiler und Lorich. Doch damit nicht genug. Funk war und ist nicht nur passionierter Organist. Er engagierte sich ebenso intensiv als Chorleiter. "1972 in Welschbillig auf der Kegelbahn hatten sie mich gefragt: ,Kannst du nicht auch mit uns singen'", erzählt er. Seine Zusage habe ihm gleich zwei Posten als Chorleiter eingebracht. Ab 1972 leitete er den Chor "Cäcilia" Welschbillig und ab 1973 den gemischten Kirchenchor Butzweiler. In Welschbillig gab er Anfang 2005 den Dirigentenstab in jüngere Hände. Seitdem ist er Ehrendirigent bei "Cäcilia". In Butzweiler dirigiert er nach wie vor. "Klar, dass ich das mit der Musik so lange mache, wie es geht und ich Freude daran habe", betont Funk. Sein in Russland abgelegtes Gelöbnis hat er jedenfalls mehr als erfüllt.

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