Die Pfeffermühle mahlt nicht mehr

Trier-Nord · Ende einer Ära: Siegbert Walde und seine Frau Angelika haben sich nach knapp vier Jahrzehnten zur Ruhe gesetzt und ihr Restaurant Pfeffermühle geschlossen. Der neue Besitzer baut das barocke Haus am Zurlaubener Ufer komplett um und will es weiterhin gastronomisch nutzen. Aber eine Pfeffermühle wird\'s nicht mehr.

Trier-Nord. "Viel Erfolg in Zalawen!" schrieb der damalige Oberbürgermeister Josef Harnisch zur Eröffnung ins Gästebuch der Pfeffermühle. Der Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Auch, weil Siegbert Walde (69) nicht nur mit großem Können ans Werk ging. Er hatte auch eine "gewaltig große Motivation": "Damals hieß es in Trier: ,Wenn Du gut essen willst, musst Du nach Luxemburg fahren.\' Das hat mich gefuchst, das wollte ich ändern." Und das vom Nullpunkt aus. Denn bevor Walde und seine Frau Angelika am 2. Februar 1972 ihr Restaurant eröffneten, hatte das alte Fischerhaus am Zurlaubener Ufer 76 einen zweifelhaften Ruf. Rauchfang hieß das Etablissement. Unten Bistro, oben Tanzbar. Und alle paar Monate ein neuer Pächter. Bruno Leonardy, Prokurist der Löwenbrauerei Trier, musste viel Überzeugungskraft aufbringen, um "Sigi" für die Übernahme ausgerechnet dieses Lokals zu begeistern.
Walde war bis dahin schon weit herumgekommen. Am 21. Juli 1942 in Schlesien geboren und mit der Familie über Stationen in Norddeutschland und Rheinhessen 1954 in Saarburg "gelandet", absolvierte der junge Koch Stationen in vielen renommierten Häusern von Hamburg (Vier Jahreszeiten) über die Insel Juist und Badenweiler und das Trierer Hotel Porta Nigra bis hin zur Schweiz, wo er drei Jahre lang arbeitete. Und nun selbstständig werden? Leonardy hatte auch gleich das Erfolgsrezept parat: "Gemeinsam mit Deiner Angelika klappt das." Diese Arbeitsteilung - er in der Küche und sie, Spross der Familie Schmitz (Hotel Deutschherrenhof), im Service und als Weinexpertin - funktionierte vorzüglich. Viele Berufskollegen hätte der Erfolg dazu verleitet, das Restaurant auszubauen. Die Waldes machten es genau anders herum. Sie verkleinerten die inzwischen ihnen gehörende Pfeffermühle von anfangs 70 auf 45 Plätze, "damit ich in einer größeren Küche exklusiver kochen konnte, um immer das Bestmögliche zu bieten. Das habe ich von meinem Patron in der Schweiz gelernt", sagt Walde. Wie effektiv er damit war, das lässt sich im Gästebuch nachlesen. Helmut Kohl, Uwe Seeler, Grit Böttcher, Rudi Gutendorf, Henry Maske, Bernhard Vogel und viele andere mehr waren da und hinterließen, nachdem sie sich an Walde-Spezialitäten wie Gänseleberpastete, Wachteln, Cordon Rouge oder Seezunge gelabt hatten, geradezu euphorische Eintragungen wie "Einfach wunderbar, hier zu Gast sein zu dürfen".
Auch die Trierer schätzten den Gourmet- und Gastlichkeitstempel in der eigenen Stadt. Groß war die Wehmut am 23. Dezember, als sich die Waldes im Kreis von Stammgästen in den Ruhestand verabschiedeten. "Mit einem weinenden Auge denken wir daran, dass wir in Zukunft auf die schönen Stunden bei Ihnen verzichten müssen", betonte Karlheinz Ehm (86) in seiner Dankesrede; "Mit einem lachenden Auge freuen wir uns über ihren richtigen Entschluss, den dritten Lebensabschnitt möglichst lange, gemeinsam und gesund zu genießen."
Siegbert Walde hätte durchaus gerne schon früher die Kochschürze an den Nagel gehängt, "Aber dazu mussten wir mangels Nachfolger erst das Haus verkaufen." Interessenten habe es viele gegeben, doch erst im November ging der Verkauf über die Bühne.
Millionenschwerer Umbau


Neuer Besitzer ist Theo Thonet, deutschlandweit aktiver Friseursalon-Filialist. Der 57-jährige gebürtige Ehranger hat auch das Nachbarhaus mit der Gaststätte En de Lauben gekauft und will per millionenschwerem Umbau beide Objekte zu einem großen neuen Restaurant verbinden. Pächter wird Simon Haag (Eurener Hof, Brasserie).
Die Pfeffermühle ist Geschichte. Walde verkauft derzeit das Inventar, freut sich darauf , künftig endlich ausgiebig seinen Hobbys (Fischen, Wandern, Rad fahren) frönen zu können - und blickt voller Stolz auf vier Jahrzehnte Pfeffermühle zurück: "In dieser Zeit hatten wir 55 Auszubildende. Viele davon haben heute führende Positionen oder sind selbstständig."

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