Die Riesenheizung in Karthaus läuft

Konz · Die Konzer Stadtverwaltung hat Nägel mit Köpfen gemacht: Das Nahwärmenetz in Konz-Karthaus ist in Betrieb - ein Jahr nach dem entsprechenden Beschluss im Stadtrat. Vor allem auf den Hausmeister des Klosters Karthaus warten jetzt neue Aufgaben.

Konz. Die silbergraue Klappe zum Keller neben der Grundschule St. Johann in Karthaus öffnet sich. Der 130 Kubikmeter große Lagerraum darunter ist randvoll mit Holzhackschnitzeln für das neue Nahwärmenetz. Ein LKW hat vor wenigen Stunden eine große Ladung aus Schillingen (Verbandsgemeinde Kell am See) angeliefert. Unter dem Haufen springt der Schubboden an, von oben fallen Holzstückchen nach. Die große Heizungsanlage im neu gebauten Keller braucht Nachschub. Mit ihr werden seit Anfang Dezember die Grundschule St. Johann, das Altenzentrum und das Kloster geheizt. Damit ist das erste von drei Großprojekten in Karthaus abgeschlossen (siehe Extra zu anderen Projekten).
1,5 Millionen Euro Investitionen


Der Plan der Stadt Konz ist aufgegangen. 1,5 Millionen Euro hat sie für das Nahwärmenetz investiert. Damit die Stadt Konz noch eine Million Euro aus dem Konjunkturpaket II bekommen kann, musste das Projekt innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden. "Wir hatten die Vorgabe, bis Mitte November abzurechnen", sagt Markus Schleimer, Fachplaner der Firma Josef Schleimer aus Trier. Nun ist er froh, dass seine Firma das gemeinsam mit anderen Unternehmen geschafft hat.
Schleimer erklärt bei einem Ortstermin, was die neue Heizung leistet. Von dem Schubboden aus fallen die Holzhackschnitzel auf einen Kratzkettenförderer - eine Art Förderband, das die Holzhackschnitzel über eine Metallbahn weiter zum Heizkessel schiebt. Dort öffnet sich eine Klappe, wenn Sensoren registrieren, dass neues Brennmaterial gebraucht wird. Ein Schieber drückt das Material in den Kessel, der Wasser erhitzt, das dann auf mehrere Heiztrassen für die unterschiedlichen Gebäude verteilt wird.
Heizkraft durch Holzschnitzel


Die Heizung habe eine Leistung von 750 Kilowatt, sagt Schleimer. Das entspreche dem Bedarf von etwa 100 Neubauten mit 150 Quadratmetern Wohnfläche. Insgesamt verbrauche die Heizung pro Jahr etwa 2000 Schüttraummeter Holzhackschnitzel - das entspricht einem Olympiaschwimmbecken voller Holzteilchen. Den gleichen Effekt erzielen laut Schleimer 150 000 Liter Heizöl. Mit der neuen Heizung könne der jährliche CO{-2}-Ausstoß um 280 Tonnen gesenkt werden.
Bei den Rohstoffkosten kann die Stadt ebenfalls sparen. Helmut Lieser, Leiter des Saarburger Forstamts, errechnet: Der Heizwert von Hackschnitzeln für 30 Cent entspreche dem Heizwert von Öl für 50 Cent.
Damit könne die höhere Investition nach etwa acht Jahren ausgeglichen werden. Lieser betont: "Hier bleibt aber die Wertschöpfungskette in der Region." Von der Heizung profitierten nicht Ölkonzerne, sondern heimische Waldbesitzer und Holz verarbeitende Firmen.
Täglicher Kontrollgang


Bei der Wartung der Heizung ist jetzt Jürgen Bepperling, der Hausmeister des Klosters, gefragt. Er sorgt dafür, dass genug Brennstoff da ist und prüft am Steuerpult im Keller, ob es Störmeldungen gibt. Für Bepperling ist die Aufgabe eine Herausforderung. Den Bau des Nahwärmenetzes habe er genau verfolgt. Dabei habe er Dutzende Fragen gestellt. Jetzt wisse er, worauf es ankomme. Bisher muss er noch täglich einen Kontrollgang in den Heizungskeller machen - bald kann er Störungensmeldungen auf dem Computer in seinem Büro im Kloster sehen. Sollte eine Störung zu spät gemeldet werden, müssen die Kinder und Senioren aber nicht im Kalten sitzen. Die Gasheizungen in den Gebäuden sind immer noch in Betrieb. Sie springen an, wenn Not am Mann ist.Extra

Die Hochbauarbeiten an der 1,6 Millionen Euro teuren Schulmensa, die über dem Heizungskeller gebaut wird, laufen auf Hochtouren. Das Gebäude soll nach den Sommerferien 2012 stehen. Der Speiseraum soll 108 Kindern Platz bieten und auch vom Kindergarten St. Johann mitbenutzt werden. Wann genau der 2,12 Millionen Euro teure neue Kindergarten gebaut wird, steht noch nicht fest. Die 75 Kinder sind schon im Oktober in die Übergangsräume im Pfarrzentrum St. Helena in Konz-Roscheid umgezogen. Elisabeth Philippi, bei der Kita gGmbH des Bistums Trier zuständig für die katholischen Kindergärten in der Verbandsgemeinde Konz, ist zufrieden mit den Übergangsräumlichkeiten. Sie plant eine Übergangsfrist von zwei Jahren, bis das alte Gebäude in Konz abgerissen und der neue Kindergarten gebaut ist. cmk

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