Lärm und Müll in Saarburg Die Schattenseiten des Sommers am Saarufer

Saarburg · Was ist los am Saarburger Saarufer? Gab es dort grundlose Platzverweise? Diese Frage stand am Anfang unserer Recherche. Am Ende zeigt sich: Es gibt dort einige Probleme, die aus Sicht der Ordnungshüter auch mal zu begründeten Platzverweisen führen.

 So wie diese beiden jungen Frauen sitzen viele junge Leute gerne am Saarufer. Am Wochenende kommt es deshalb immer wieder zu Problemen.

So wie diese beiden jungen Frauen sitzen viele junge Leute gerne am Saarufer. Am Wochenende kommt es deshalb immer wieder zu Problemen.

Foto: TV/Marion Maier

Ein Sommerabend vor zwei Wochen in Saarburg. Eine 17-jährige Schülerin (Name ist der Redaktion bekannt) sitzt mit Freunden an der Saar. Sie reden und hören Musik — leise, wie sie betont. Weiter berichtet sie: „Gegen 23 Uhr kam das Ordnungsamt. Die kamen dann zu unserer Gruppe, haben abgezählt und gesagt: So, 15-mal Platzverweis. Bitte 500 Meter nach rechts oder links gehen.`“ Um sich weiteren Ärger zu ersparen, seien sie dann gegangen.

Das sagt das Ordnungsamt Grundlose Platzverweise? Kann das sein? Der TV hat bei der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg-Kell nachgehört. Von dort kommt ein Dementi. Am fraglichen Abend des 14. Juni hätten zwei Kollegen des Außendiensts verschiedene Bereiche der Stadt überprüft, teilt Büroleiter Rudolf Klein mit. Nachdem es zuvor ruhig gewesen sei, hätten sich gegen 22.20 Uhr zwei Gruppen von jeweils 20 bis 25 Menschen an der Schiffsanlegestelle aufgehalten. Einige seien wohl auf einem Schiff gewesen. Klein: „Dort waren zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Beamte der Polizei Saarburg im Einsatz.“ Die Kollegen des Ordnungsamtes hätten junge Leute von dieser und einer anderen Gruppe auf die Bestimmungen der Gefahrenabwehrverordnung und des Lärmschutzes hingewiesen. Klein: „Platzverweise waren unsererseits nicht notwendig und wurden auch nicht ausgesprochen.“ Generell stellt Klein fest, dass im Sommer vermehrt Sachbeschädigungen, Lärm und Müll das Problem an der Saar seien. Falls notwendig, werde dann auch mal ein Platzverweis ausgesprochen.

Das sagt die Polizei Es war die Polizei, die an besagtem Datum Platzverweise ausgesprochen hat. Harald Lahr, Leiter der Polizeiinspektion Saarburg, erläutert: „Vier Schüler waren unberechtigt auf dem Schiff. Ein anderer hat das Geschehen gefilmt. Ein Fenster wurde mit einem Stein eingeworfen.“ Dafür habe es Zeugen gegeben. Gegen die Jugendlichen werde wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung ermittelt. Drei der Jugendlichen, nämlich die, die unter 18 Jahre alt waren, seien auf die Polizeidienststelle mitgenommen und den Eltern übergeben worden. 25 Platzverweise habe die Polizei an diesem Abend erteilt.

Lahr stellt generell fest: „Wir hatten im ganzen vergangenen Jahr Probleme am Saarufer mit Sachbeschädigungen.“ So seien Flaschen und Steine auf Fenster des Schiffes geworfen worden. Die Versorgungseinrichtung für Schiffe sei beschädigt worden. Die Polizei habe die Verursacher nicht gefunden worden. Immer wieder beschweren sich laut Lahr Anwohner auf beiden Seiten der Saar wegen Vermüllung und Lärm. Das Thema ist aus seiner Sicht vielschichtiger. Auch kiffen, hochprozentige Alkolika und die Frage, wann Jugendliche sich nicht mehr ohne Begleitung draußen aufhalten dürften, gehörten dazu. Die Probleme bestünden jahreszeitenunabhängig.

Beim Blick in die Statistik der Saarburger Inspektion stellt Lahr fest, dass die Zahl der Sachbeschädigungen 2018 zwar leicht gesunken sei, sich aber mit 257 auf hohem Niveau befinde. Auch sind laut Lahr die Probleme an der Saar nicht generell größer geworden. Doch was er feststellt, ist: „Das Unrechtsbewusstsein ist bei vielen Sachen recht niedrig. Da werden Flaschen ohne Pfand eben kaputt gemacht.“ In unregelmäßigen Abständen kontrolliere die Polizei das Saarufer, sagt der Hauptkommissar. Das sei schon immer so gewesen. Sie spreche sich dabei mit dem Ordnungsamt ab. Bei allen Problemen zeigt der Polizist auch Verständnis: Lahr: „Das Saarufer ist ein schöner Platz. Und wo sollen die jungen Leute sonst hingehen?“ Allerdings weist er auch daraufhin, dass nicht gerade die Schiffsanlegestelle Treffpunkt sein müsse und es auch Plätze gebe, wo nicht direkt Leute wohnten.

Jugendliche und Jugendzentrum Zwei 17-jährige Frauen, die der TV am Saarufer antrifft, bestätigen Lahrs Aussage. Sie sagen: „Viel Auswahl gibt es in Saarburg nicht: Shisha-Bar oder Saarufer. In die Villa gehen wir nicht gerne.“ Jacqueline Maron, pädagogische Mitarbeiterin des Saarburger Jugendzentrums, sieht das ähnlich. Maron: „Jugendliche haben in Saarburg abends keine Plätze, wo sie sich aufhalten können. Es gibt keine Disco, und das Jugendzentrum schließt aufgrund der begrenzten Kapazitäten um 18 Uhr.“

Anwohner und Anlieger „Ich lebe gerne hier“, sagt Jasmin Salime, Anwohnerin des Saarufers, „aber der Lärm gerade am Wochenende ist ein Riesenproblem.“ Auch Vandalismus („Da fliegen Flaschen“) beklagt sie – und die Raserei mit Autos im Staden. Dabei hat auch Salime Verständnis und weiß, dass es Jugendliche  gibt, „die ihren Kram wegtragen“. Dennoch hofft sie, dass der Stadtbürgermeister etwas unternimmt.

Friedhelm Weishaar hingegen ist froh, dass er nicht mehr am Saarufer wohnt. Vom Lärm am Abend hört er nur noch über Anwohner, die ihn laut eigener Aussage auch schon mal zu Hilfe rufen, solange die Polizei noch nicht da ist („Da gibt es ein gewisses Aggressionspotenzial.“) Als Geschäftsführer der Saar-Personenschiffahrt hat Weishaar allerdings weiter direkt unter den Sachbeschädigungen und dem zurückgelassenen Müll zu leiden. 300 weggeworfene Dosen hat er an einem Tag zwischen Schiffsanlegestelle und Kautenturm gezählt.

Weishaar schätzt, dass vier bis fünfmal pro Jahr Jugendliche unbefugt auf das Schiff gehen. Dem Schiffsbetreiber geht es dabei nicht nur um kaputte Glasfenster und vom Schiff entwendete Stühle, sondern auch um die Sicherheit der Menschen. Angesichts der vielen Glasscherben am Saarufer verweist er auf Radler, Kinder und Hunde, die sich tagsüber dort aufhielten. Vor nächtlichen Ausflügen auf das Schiff warnt er wegen Todesgefahr. Nachts sei das Deck feucht, die Gefahr auszurutschen – zumal angetrunken – groß. Falle dann jemand auf den Kopf, werde ohnmächtig und stürze ins Wasser, ertrinke er unweigerlich.

Weishaar schlägt vor, per Gefahrenabwehrverordnung ein nächtliches Alkoholverbot zwischen Schiffsanlegestelle und Kautenturm zu erlassen. Er wünscht sich mehr Kontrollen, auch wenn er Ordnungsamt und Polizei dafür lobt, diese bereits intensiviert zu haben. Doch Weishaar sagt auch: „Das Gesetz schreibt eine Nachtruhe ab 22 Uhr vor. Das muss durchsetzbar sein.“

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