"Die Schüler werden sehr gut ausgebildet"

Konz · Abschiedswehmut, aber auch Erleichterung - zwischen diesen Polen bewegt sich die Stimmung von Paul Weirich. Zum Ende des Schuljahrs, am 1. August, beginnt für den Direktor des Konzer Gymnasiums der Ruhestand. Heute wird er offiziell verabschiedet.

 Paul Weirich geht in den Ruhestand. Vorher spricht er mit dem TV aber darüber, wie die ideale Schule für ihn aussieht.TV-Foto: Martin Möller

Paul Weirich geht in den Ruhestand. Vorher spricht er mit dem TV aber darüber, wie die ideale Schule für ihn aussieht.TV-Foto: Martin Möller

Konz. Das Konzer Gymnasium gibt es seit 41 Jahren. Paul Weirich hat 36 Jahre lang an der Schule gearbeitet. Zuletzt hat er das Schulgeschehen sechs Jahre lang als Direktor gestaltet. Bevor er in den Ruhestand geht, hat er mit TV-Mitarbeiter Martin Möller über den Wandel des Schullebens gesprochen. Herr Weirich, mit Ende des Schuljahrs beenden Sie Ihre Tätigkeit als Direktor am Konzer Gymnasium und gehen in den Ruhestand. Abschiedswehmut oder Erleichterung - was überwiegt?Weirich: Es überwiegt auf jeden Fall die Abschiedswehmut; man kann nicht einfach 36 Berufsjahre hinter sich lassen, da ich immer sehr gerne Lehrer war und mich immer für die Schule engagiert habe. Erleichterung ist auch dabei, weil die Verantwortung für eine Schule, die sich permanent weiterentwickeln muss, sehr groß ist.Sie haben die Entwicklung der Schule mitgestaltet. Was war anders vor 36 Jahren?Weirich: Vor 36 Jahren waren wir in Konz ein kleines Kollegium und nur wenige Schüler. Da war es einfach, Dinge weiterzugeben und dann auch durchzuhalten. Alle Lehrer haben an einem Strang gezogen; die Schüler kannten die Anforderungen jedes einzelnen Lehrers. Das ist bei einem jetzt 80-köpfigen Kollegium und bei rund 1000 Schülern komplexer.Ist das Niveau gesunken?Weirich: Da bin ich sehr vorsichtig. Die fachlichen Vorgaben des Lehrplans sind nicht mehr so hoch wie früher. Aber man verlangt auch immer mehr im Bereich der Kompetenzen und Vernetzung über die einzelnen Fächer hinweg. Die Schüler werden immer noch sehr gut ausgebildet.In welchen Bereichen ist das Niveau denn gesunken?Weirich: In allen Fachbereichen gibt es Schüler im oberen Leistungsniveau. Ich würde mir wünschen, wenn alle weiter darauf hinarbeiten würden. Natürlich gibt es wie früher auch einige Schüler, die den Anforderungen des Gymnasiums nicht gerecht werden.Oft heißt es, die Schüler seien früher disziplinierter gewesen. Richtig?Weirich: Da hat sich nichts wesentlich geändert. Es gibt nach wie vor Fälle, in denen wir eingreifen müssen, aber in der Regel kann ich mich über unsere Schüler nicht beklagen. Der Umgang der Schüler untereinander ist respektvoll.Wenn das Niveau sinkt - wie kann die Schule gegensteuern?Weirich: Es ist oft schwierig, bei Leistungsabfall an die Schüler heranzukommen, aber wir haben Förderstunden eingerichtet. Wir organisieren auch Nachhilfe von Schülern für Schüler. Das hat einen Vorteil: Die Lehrer sind einbezogen, und die Nachhilfe kann mit deren Hilfe Defizite ganz gezielt angehen.Internet und E-Mail haben den Alltag der Schüler durchgreifend verändert. Wie hat die Schule bislang darauf reagiert?Weirich: Unser Präventionsprogramm für die unteren Klassen beinhaltet einen Internetkurs, in dem die Schüler für die Gefahren des Internets sensibilisiert werden. Auf ein Handy-Verbot in der Schule haben wir bewusst verzichtet. Wir wollen, dass die Schüler mit den neuen Techniken verantwortungsvoll umgehen.Was tun Sie denn, damit Schüler die neuen Techniken positiv nutzen?Weirich: Wir haben zwei Computerräume und viele interaktive Tafeln. In allen Fächern nutzen viele Lehrer diese Möglichkeiten, zum Beispiel im Fach Erdkunde mit aktuellen digitalen Karten und Diagrammen.Schulpolitik, ganz gleich von welcher Regierung, stößt bei Lehrern und Eltern nicht gerade auf Begeisterung. Wo liegen die Defizite?Weirich: Schulpolitik wird manchmal von Verantwortlichen gemacht, die nur noch wenig Bezug zur Basis haben. Wir müssen dann versuchen, die eher praxisfernen Verordnungen umzusetzen. Ich denke da nur an die neue Referendarsausbildung, bei der wir jetzt ständig wechselnde Lehrer-Stundenzahlen auffangen müssen. Das führt zu unnötigem Lehrerwechsel in Klassen und Kursen, und das ist denkbar schlecht. Auf die Schulen und die Lehrer hat man auch in diesem Fall nicht gehört.Die ideale Schule, wie müsste die für Sie aussehen?Weirich: Man bräuchte mehr Lehrpersonal für zusätzliche Lernangebote. Die maximale Klassengröße müsste bei rund 20 Schülern liegen, damit die Lehrer Einzelne besser fördern könnten. Die materielle Grundausstattung müsste optimal sein. Unsere Schule weist schon eine hervorragende Ausstattung auf.Wenn Sie Ihrer Schule zum Abschied einen Rat geben sollten, was würden Sie sagen?Weirich: Die Lehrer an unserer Schule haben in den letzten Jahren Enormes über den Unterricht hinaus geleistet. Sie sind zum Beispiel in der internen Organisation, in der Öffentlichkeitsarbeit und in Arbeitsgemeinschaften aktiv. Ich wünsche mir, dass das Engagement auf diesem Niveau bleibt. möExtra

Paul Weirich, geboren am 2. Januar 1950, studierte an der Universität Saarbrücken Mathematik und Physik. Er unterrichtet seit dem 1. März 1979 am Gymnasium Konz die Fächer Mathematik, Physik und Informatik. 1981 wurde er Studienrat, 1985 Oberstudienrat, 2000 Studiendirektor und stellvertretender Leiter des Gymnasiums. Ab 2008 war Weirich kommissarischer Leiter und vom 1. Juli 2009 an Oberstudiendirektor und Schulleiter. Paul Weirich ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. mö

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