Die Schule wird zum Kraftwerk

Konz/Onsdorf/Nittel · Viele Dächer von Bürgerhäusern, Kindergärten und Grundschulen in der Verbandsgemeinde (VG) Konz könnten künftig als Flächen für Solaranlagen dienen. Finanzieren sollen das die VG-Werke. Die Gemeinden müssen dazu jedoch die Verantwortung für die Energieversorgung an die VG abtreten.

 Seit einem Jahr mit Sonnenenergie versorgt: Rektor Gerhard Huber präsentiert die Solaranlage auf dem Dach seiner Grundschule St. Nikolaus in Konz. Jetzt sollen in der ganzen Verbandsgemeinde mehr Sonnenkollektoren auf öffentlichen Gebäuden aufgestellt werden. TV-Foto: Friedemann Vetter

Seit einem Jahr mit Sonnenenergie versorgt: Rektor Gerhard Huber präsentiert die Solaranlage auf dem Dach seiner Grundschule St. Nikolaus in Konz. Jetzt sollen in der ganzen Verbandsgemeinde mehr Sonnenkollektoren auf öffentlichen Gebäuden aufgestellt werden. TV-Foto: Friedemann Vetter

Konz/Onsdorf/Nittel. 100 öffentliche Gebäude in der VG Konz werden zurzeit geprüft. Experten untersuchen im Auftrag der VG-Werke Bürgerhäuser, Schulen, Kindergärten, Feuerwehrhäuser und Verwaltungsgebäude daraufhin, ob ihre Dächer dazu taugen, Photovoltaikanlagen zu installieren. So könnten die VG-Werke eigenen Sonnenstrom produzieren. Langfristig sollen die kommunalen Haushalte von der Einspeisevergütung (siehe Extra) profitieren.
Werke brauchen die Gemeinden


Viele Dächer gehören den Ortsgemeinden. Alle geeigneten Flächen wollen die Werke jetzt von ihnen pachten. Dazu brauchen sie die Erlaubnis der kommunalen Gremien. Erst wenn die Gemeinden und die Stadt Konz die Aufgabe "Energieversorgung" an die VG übertragen haben, können die Werke loslegen.
Die Gemeinde Nittel plant zum Beispiel, das Bürgerhausdach für Sonnenkollektoren bereitzustellen. Am späten Mittwochabend hat auch der Kanzemer Gemeinderat über das Thema gesprochen. Ein Beschluss ist vor Redaktionsschluss nicht gefallen. Andere Räte haben noch gar nicht darüber gesprochen.
Die kleinste Gemeinde der VG ist hier der Vorreiter. Der Onsdorfer Gemeinderat hat die Kompetenz schon an die VG-Werke übertragen und erlaubt ihnen, auf dem Bürgerhausdach Sonnenkollektoren aufzubauen. "Es ist sinnvoll, dass sich die Experten bei den VG-Werken darum kümmern", sagt Hubert Schartz, der erste Beigeordnete der Ortsgemeinde.
Mit den Experten meint er die Mitarbeiter des im Januar gegründeten Betriebszweigs Energie, der sich um die kommunale Energieversorgung und das neue Konzer Schwimmbad samt Blockheizkraftwerk kümmern soll. Der erste Beigeordnete der VG, Joachim Weber, denkt, dass die ganze kommunale Familie von der neuen Konstellation profitiert. Die VG-Werke übernähmen die Finanzierung der teuren Photovoltaikanlagen. Sonst müssten die ohnehin schon unterfinanzierten Gemeinden sechsstellige Summen in ihre Investitionsprogramme aufnehmen. Das würde den Kreditrahmen der meisten Gemeinden sprengen oder bei der Kommunalaufsicht scheitern. Zahlen die Werke, besteht dieses Problem laut Weber nicht. Auch die Pacht käme den Gemeinden zugute.Wenn die Einspeisevergütung dann Überschüsse in die Kasse der VG-Werke spült, kann sich Weber sogar vorstellen, dass sich das auf die Umlage auswirkt. Konkret: Mehr Geld im Haushalt der VG-Werke heißt weniger Abgaben für die Gemeinden an die VG. Allerdings vergehen etwa 15 Jahre, bis eine Solaranlage refinanziert ist und Gewinne abwirft.
Einen Kritikpunkt fand Tobias Beck, FDP-Gemeinderatsmitglied in Nittel. Er regte an, auch Konkurrenzangebote privater Anbieter in Betracht zu ziehen. Ein Vorschlag, den Weber kritisiert: "Langfristig gesehen ist unser Vorschlag für die Gemeinden profitabler." Schließlich blieben den Gemeinden bei Verträgen mit Privatunternehmen nur die Pachteinnahmen. Gewinne über die Einspeisevergütung blieben aus und kämen nur der privaten Firma zugute. Die Höhe der Vergütung für den ins Netz eingespeisten Strom regelt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Je größer die Leistung der installierten Anlage ist, desto geringer fällt die Vergütung pro Kilowattstunde aus. Bei Solaranlagen auf Dächern zahlen die Stromversorger pro eingespeister Kilowattstunde je nach Größe der Anlage zwischen 21,11 und 28,74 Cent. cmk

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort