"Die Situation ist nicht schönzureden"
Hermeskeil · Die Hermeskeiler Innenstadt leidet immer noch unter den Folgen der Hela-Aussiedlung auf die grüne Wiese nach Abtei. Da sind sich der Stadtbürgermeister, der Hochwaldgewerbeverband (HGV) und die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier einig. Doch bei der Frage, ob sich die Leerstands-probleme aktuell verschärft haben, gibt es unterschiedliche Auffassungen.
Hermeskeil. Trostlose Schaufenster und verschlossene Eingangstüren: Das ist in Hermeskeil kein neues Bild. Doch derzeit fällt vor allem die hohe Zahl an Ladenleerständen in der Fußgängerzone auf (siehe TV-Bericht von gestern). Momentan stehen die Geschäfte in sechs Häusern leer. Dazu kommt als altbekannte Problemzone noch die Trierer Straße.
Aber auch in der Saarstraße - zum Beispiel die frühere Bäckerei Geibel - und in der Koblenzer Straße - etwa das einstige Bürohaus Sperber - gibt es verwaiste Gewerbeflächen. Eine aktuelle Liste über die Gesamtzahl der Leerstände liegt dem HGV nicht vor, so dass der Vergleich zur Vergangenheit fehlt.
Deshalb sagt der Vorsitzende Günter Weber: "Es ist natürlich längst noch nicht alles gut, und es gibt noch viele Herausforderungen. Nach meinem Empfinden ist die Situation in der letzten Zeit aber nicht schlimmer geworden."
Weber verweist darauf, dass es in der Stadt nicht nur Geschäftsaufgaben, sondern auch Neueröffnungen - etwa den Vodafone-Laden in der Trierer Straße - gegeben hat. In einigen Fällen hätten Geschäfte nur ihren Standort verlagert, und beispielsweise durch die Modernisierung des Modehauses Astor sei auch eine Aufwertung der Fußgängerzone zu erwarten. Kritischer beurteilt hingegen Angelika Kohlhaas die Lage: "Man kann die Situation nicht schönreden", sagt die Leiterin der HGV-Abteilung Einzelhandel.
Dieses Amt wird Kohlhaas bald abgeben, weil sie ihr Geschäft Ende 2012 schließen wird. Als sie vor 14 Jahren die Parfümerie Glass übernahm, habe es in der Fußgängerzone noch keine Leerstände gegeben. Das sei jetzt anders: "Für die Kunden hat sich das Angebot in der Stadt also verringert. Deshalb haben sie auch weniger Anreiz zu sagen, dass sie zum Einkaufen hierhin müssen", so Kohlhaas. Sie sei zwar "keine Ursachenforscherin. Es ist aber so, dass nach der Hela-Auslagerung der Betrieb in der Innenstadt merklich weniger wurde."
2002 zog der große Supermarkt - heute Kaufland - aus der Donatusstraße auf die grüne Wiese ins Sondergebiet Abtei.
Umgestaltung der Fußgängerzone
"Damit wurde der Grundstein für die Probleme gelegt, und ich habe diese Entwicklung damals auch vorhergesagt", betont der seit 2009 amtierende Stadtbürgermeister Udo Moser (Bürger für Bürger). Zur aktuellen Situation im Herzen der Stadt sagt Moser: "Die Leerstände fallen im Moment schon geballt auf. Andere Kommunen haben aber ähnliche Probleme. Nur treten sie dort vielleicht zeitlich etwas gestreckter auf."
Der Bürgermeister verweist darauf, dass die Stadt mit der Umgestaltung der Fußgängerzone versucht hat, dort die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Auch das geplante Feuerwehrmuseum soll die Innenstadt attraktiver machen. "Als Stadt können wir aber nur etwas an der Infrastruktur und den Rahmenbedingungen ändern. Wir können selbst kein Geschäft betreiben", so Moser. Ansiedlungswilligen Geschäftsleuten stehe die Stadt aber selbstverständlich beratend zur Seite. Gerade der Fußgängerzone würde zum Beispiel aus Mosers Sicht ein auch sonntags geöffnetes Café "guttun".
Auch Matthias Schmitt, Geschäftsführer bei der IHK für Handel und Standortmarketing, sieht in der "beinahe schon legendären" Hela-Aussiedlung die Wurzel des Übels. "Damit war der große Frequenzbringer weg", so Schmitt. Sein aktueller Eindruck sei, "dass es Hermeskeil relativ schwer hat, die Attraktivität der Innenstadt und den Besatz an Einzelhandelsgeschäften zu erhalten".
Für die Lösung der Probleme gebe es keine "Patentrezepte". Allerdings regt Schmitt ein "regelmäßiges Leerstandsmonitoring" an, "um sich ein verlässlliches Bild über die Zahl der geschlossenen Geschäfte zu machen".
Laut Weber arbeiten Gewerbeverband und Stadt bereits zurzeit gemeinsam daran, "ein solches Verzeichnis zu erstellen. Damit können wir potenziellen Interessenten schnell und kompetent Auskunft über verfügbare Flächen geben", so der Vorsitzende im Hochwald.
IHK-Mann Schmitt hält es zudem für sinnvoll, bei den Immobilienbesitzern darum zu werben, dass sie gerade für Existenzgründer zumindest am Anfang den Mietpreis etwas senken. Allerdings weiß Schmitt auch: "Das ist natürlich ein schwieriger Dialog."