Die Stadtbibliothek ist gerettet - vorerst

Konz · Der Konzer Stadtrat beschließt in seiner Haushaltssitzung, den Brandschutz in der Bücherei aufzubessern. Das Gebäude könnte später trotzdem abgerissen werden. Uneinig sind sich die Politiker beim Thema Heimat- und Weinfest.

Die Stadtbibliothek ist gerettet - vorerst
Foto: (h_ko )

Konz Aufatmen in der Stadtbibliothek: Die Konzer können hier auch in den nächsten Jahren Bücher ausleihen, wenn auch eingeschränkt. Dafür hat der Konzer Stadtrat in seiner jüngsten Haushaltssitzung gesorgt - mit einem Beschluss. 182 500 Euro wird die Stadt demnach in den nötigsten Brandschutz des Gebäudes in der Konstantinstraße 50 investieren. Ohne Feuerschutztüren und andere Neuerungen müssten Bücherei, Volkshochschule und die anderen Institutionen im Haus möglicherweise dicht machen. Die Räume genügen laut Landkreis nicht mehr den Brandschutzbestimmungen. Kurzfristiges Konzept Elisabeth Jeromin, neue Leiterin der Stadtbibliothek, gibt zu bedenken: "Das ist eine gute Lösung für die Übergangszeit, aber wir müssen uns überlegen, in welchen Räumen die Bücherei auf lange Zeit unterkommen kann." Weil die Politiker nur ein Mindestmaß an Brandschutz beschlossen haben, ist das Gebäude auch weiterhin für Veranstaltungen mit mehr als 30 Besuchern gesperrt. "Das schränkt uns massiv ein", sagt Jeromin. Die Bibliothek könne so keine größeren Lesungen oder Spielnachmittage in den eigenen Räumen anbieten. Doch diese Veranstaltungen seien wichtig für die Bindung zu den Nutzern. Der Rat hofft, das Gebäude mit den Brandschutzarbeiten für rund drei Jahre weiter nutzbar zu machen. Langfristige Lösung Was auf Dauer mit der Bibliothek und dem maroden Gebäude passiert, ist bislang aber nicht klar. Hermann-Josef Momper, Fraktionschef der FWG im Stadtrat, sagte: "Von Sanierung bis Abriss dürfen wir keine Option für das Gebäude ausschließen." Dennoch hat der Stadtrat bereits jetzt 4,6 Millionen Euro des Haushalts für 2018 eingeplant, die für eine etwaige Generalsanierung des Gebäudes verwendet werden können. Solche Vorausgriffe sind üblich bei Investitionen in Bauarbeiten, die auf mehrere Jahre angelegt sind. Die Verwaltung schätzt die Sanierungskosten auf 5,2 Millionen Euro. Kleinere Beiträge zu diesen Kosten hat die Stadt schon 2016 und 2017 beiseitegelegt. Bis Mitte Mai soll die Verwaltung nun ein Konzept entwickeln, was mit dem Bibliotheksgebäude geschehen könnte. Dann entscheidet der Stadtrat, ob saniert oder abgerissen wird. Ute Walter, SPD-Fraktionschefin, kritisierte, die Verwaltung habe bislang keine Alternativvorschläge zur weiteren Nutzung des Gebäudes gemacht. Das Haus sei "gefährlich für die Bevölkerung". Die geplante Investition in den Brandschutz sei "völlig illusionär". Die SPD stimmte deshalb als einzige Fraktion gegen die Brandschutzarbeiten. Bernhard Henter, CDU-Fraktionschef im Stadtrat, konterte: Es gebe in Konz kein anderes geeignetes Gebäude, in dem die Bibliothek unterkommen könne. Hier steckt Konz Geld rein Auch den neuen Haushalt diskutierten die Räte in ihrer jüngsten Sitzung. 8,5 Millionen Euro investiert die Stadt dieses Jahr in Infrastruktur, Bildung und Familien. Nach den Straßenbauarbeiten (1,8 Millionen Euro) und dem Programm Soziale Stadt (1,3 Millionen) fließt das meiste Geld in die Sanierung der Kita Könen (1 Million). Bisher sieht es so aus, dass die Stadt weitaus mehr Geld ausgibt, als sie einnimmt. Dadurch steigen ihre Schulden um vier Millionen auf 42 Millionen Euro. Kritik aus den Fraktionen Während die SPD pauschale Kritik zur Verschuldung der Stadt äußerte, setzte die FWG bei einzelnen Punkten an. Sparen will die Fraktion zum Beispiel beim Heimat- und Weinfest. Die bisherige Bezuschussung der Stadt mit 40 000 Euro will sie nicht mehr mittragen. "Müssen die Winzer die Weinstände mit Steuergeldern dekoriert bekommen?", fragte Fraktionschef Momper. Sein Angebot: Die FWG stimme dem Haushaltsentwurf zu, wenn die Stadt maximal 20 000 Euro in das Fest stecke. Mit der CDU, die das Fest stärker unterstützen will, einigte er sich schließlich auf eine Obergrenze von 30 000 Euro. Kritik übte Momper auch daran, dass die Stadt laut Haushaltsentwurf "schön verpackt" 265 000 Euro mehr für den im November eingeweihten Park-and-ride-Parkplatz in der Güterstraße ausgeben soll. Ursprünglich waren 845 000 Euro eingeplant gewesen, nun sind es mehr als 1,1 Millionen Euro. Mindestens 656 200 Euro davon zahlt das Land. Warum der Parkplatzbau teurer geworden ist, sagt die Stadt derzeit nicht, mit dem Verweis auf "schutzwürdige Interessen Einzelner".Bürgermeister Karl-Heinz Frieden (CDU) wehrte sich gegen die Kritik Mompers: Der Rat sei frühzeitig über die Ausgaben informiert gewesen. Die SPD-Fraktion stellte sich mit sechs Stimmen als einzige Partei gegen den geplanten Haushalt, wurde aber von den übrigen Fraktionen (20 Stimmen) überstimmt. Die Mitglieder der Fraktion der Grünen im Stadtrat waren nicht anwesend. KommentarMeinung

Zu spät angepacktSinnlos klingt es schon: Erst sollen Bauarbeiter das Bibliotheksgebäude für 182 500 Euro sicherer machen - und kurze Zeit später könnte das Haus dem Erdboden gleich gemacht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ergibt das Vorgehen aber Sinn, denn Konz braucht eine Bibliothek. Da derzeit kein Ausweichquartier in Sicht ist, muss die Stadt also alles tun, damit die jetzigen Räume benutzbar bleiben. Besser wäre es allerdings gewesen, das Thema früher anzupacken. Dann hätte man die Bibliothek im Falle eines Abrisses schon früher umquartieren und sich die 182 500 Euro für den Brandschutz sparen können. b.laubert@volksfreund.de DAS SAGEN DIE FRAKTIONEN DES STADTRATS

Extra

 Elisabeth Jeromin, Leiterin der Stadtbibliothek, freut sich über die geplanten Brandschutzarbeiten aber macht sich Sorgen um den künftigen Verbleib ihrer Einrichtung. TV-Fotos(2): Benedikt Laubert

Elisabeth Jeromin, Leiterin der Stadtbibliothek, freut sich über die geplanten Brandschutzarbeiten aber macht sich Sorgen um den künftigen Verbleib ihrer Einrichtung. TV-Fotos(2): Benedikt Laubert

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CDU, Bernhard Henter: "Nachdem wir die Grund- und die Gewerbesteuer angehoben haben, können wir an den Einnahmen nicht weiter schrauben. In Zukunft müssen wir sparen, um die Schulden abzubauen." FWG, Hermann-Josef Momper: "An einigen Stellen müssen wir mehr sparen, etwa beim Heimat- und Weinfest." SPD, Ute Walter: "Trotz guter Wirtschaftslage bietet der Haushalt keine Aussicht auf schwarze Zahlen." FDP, Claus Piedmont:"Angesichts unserer hohen Schulden sind wir mit diesem Plan gut aufgestellt." Grüne: Kein Fraktionsmitglied war in der Haushaltssitzung.

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