Die "Strickpaula" aus Wiltingen

Paula Kirch engagiert sich seit mehr als 25 Jahren ehrenamtlich für die katholische Pfarrgemeinde Wiltingen. Bekannt sind ihre Basare, für die sie alles beischleppt und organisiert und regelrecht Berge von eigener Handarbeit beisteuert.

 Die Stricknadeln in der Hand, das Wollknäuel daneben – und schon ist Paula Kirch in ihrem (Strick-)Element. TV-Foto: Ludwig Hoff

Die Stricknadeln in der Hand, das Wollknäuel daneben – und schon ist Paula Kirch in ihrem (Strick-)Element. TV-Foto: Ludwig Hoff

Wiltingen. (LH) Sind die Temperaturen passabel, gibt es für Paula Kirch nur einen Lieblingsplatz: Die Sitzecke hinter ihrem Haus in der Warsberger Straße. Voraussetzung: Das Wetter muss mitspielen. Wer nun glaubt, die 73-Jährige würde an diesem Platz in den Stuhl fallen und den lieben Gott einen lieben Gott sein lassen und untätig vor sich hindösen, der irrt gewaltig. Einfach nur rumhocken, das kann sich Paula Kirch nicht vorstellen. Alleine schon aus folgendem Grund: Ihre Stricknadeln warten. Sie strickt über das ganze Jahr, immer mit dem Gedanken, ja nur genügend Sachen für den Basar, den es einmal im Frühjahr und einmal im Herbst gibt, herzustellen. Noch bei keinem Basar hat Paula Kirch gefehlt. Ein ganzer Tisch reicht beinahe nicht aus, um das Ergebnis des vergangenen halben Jahres zu präsentieren. "Eingestrickt" hat sich die rührige Frau vor allem auf Socken und Handschuhe. Aber auch Kinder-Jäckchen gehören zum Sortiment, Strickvariationen in Formen und Farben. "Strickkranz" nennt sich eine muntere Runde von Wiltinger Frauen, die auf ihr 28-jähriges Bestehen zurückblicken kann: Paula Kirch ist seit der ersten Stunde dabei. Dass sie sich stark für die katholische Kirchengemeinde engagiert, kommt nicht von ungefähr. Schon immer habe sie einen besonderen Bezug zur Kirche gehabt, erzählt die Ur-Wiltingerin. "Wir gehen zur Paula", war ein fester Begriff in der Saargemeinde über viele Jahre. Ein halbes Jahrhundert stand die Geschäftsfrau hinter der Theke eines Tante-Emma-Ladens, der in Wiltingen eigentlich "Tante-Paula-Laden" hätte heißen müssen. Tante Paula hinter der Laden-Theke

Mit dem Singen im Kirchenchor hat sie nach 46 Jahren aufgehört. Zudem ist sie seit 24 Jahren Mitglied im Pfarrgemeinderat. Die Arbeit mache viel Freude, doch bei den kommenden Wahlen will sie aufhören, "um Jüngeren Platz zu machen". Gigantisch sind die Erlöse aus den Basaren: "190 000 Mark kamen seit 1979 zusammen, seit Euro-Einführung weitere 21 000 Euro." Das meiste Geld floss in Projekte oder Aufgaben der Kirchengemeinde, aber es wurden auch andere soziale Zwecke aus den Erlösen bedacht. Bei Geburtstagen oder sonstigen Anlässen ein passendes Geschenk für Paula Kirch zu finden, stellt überhaupt kein Problem dar: "Im Zweifelsfall einfach Wolle", sagt sie schmunzelnd. Man könnte meinen, Stricken und Fernsehen gehörten zusammen nach dem Motto, was soll "frau" anders tun beim Hantieren mit Nadel und Wolle. Nicht so bei Paula Kirch: "Ich schaue mir mal ein Quiz an." Von stundenlangen Serien hält die fleißige Strickerin nichts. Nur Fußball lässt sie sich nicht gerne an der Nase vorbeigehen.

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