Die Stromleitung soll raus aus der Stadt

Saarburg · Gute Nachricht für die Anwohner im Baugebiet Berggarten-Walles: Das Energieunternehmen RWE will seine Stromtrasse von dort wegverlegen. Derzeit laufen Gespräche zwischen der Stadt Saarburg und dem Stromriesen. Die Bauarbeiten beginnen wohl frühestens 2015.

Stromleitungen sind nach Meinung vieler nicht gerade geeignet, in der Landschaft besonders reizvolle Akzente zu setzen. Graue Stahlkolosse vor der Nase stören genauso wie brummende Kabel über dem Scheitel. In Saarburg führt eine solche Trasse durch das Wohngebiet Berggarten-Walles.

Der Energiekonzern RWE will die Stromleitungen verlegen, weil er den Abschnitt zwischen Sirzenich bei Trier und Saarburg ohnehin sanieren will. Bis die neuen Masten stehen, dürften aber mindestens zwei bis drei Jahre vergehen. Etwa 80 Haushalte sind derzeit von der Stromleitung betroffen, wie Stadtbürgermeister Jürgen Dixius sagt. 30 Grundstücke wären von einer Umlegung betroffen. "Es laufen Gespräche mit den Eigentümern, die ihre Grundstücke für RWE freigeben müssten", sagt Dixius. Bisher sei die Stadt auf einem guten Weg. Denn die Flächen seien überwiegend landwirtschaftlich genutzt.

Auf die Stadt würden auch Kosten zukommen. So müsse etwa ein Gebäude gekauft werden. "Genaue Beträge sind noch nicht bezifferbar. Aber wir hoffen, dass ein Teil von RWE refinanziert wird."
Der Energiekonzern hatte im vergangenen Frühjahr zugesagt, eine Verlegung zu prüfen. Inzwischen hat er grundsätzlich zugestimmt. Die Leitung zwischen Sirzenich und Saarburg muss erneuert werden (der TV berichtete). "Die Leitungen sind etwa 80 Jahre alt", sagt Thorsten Rathmann von RWE. Beim Umbau der Stromversorgung seien auch öffentliche Belange zu berücksichtigen. Spätestens im Planfeststellungsverfahren, in dem auch Naturschutzfragen und die Interessen der Saarburger zu klären sind, hätte die Stadt versucht, eine Umgehung durchzusetzen. Auch hätte die Stadt das Druckmittel gehabt, eine Dienstbarkeit zu verweigern. Über die Dienstbarkeit wird dem Konzern die Berechtigung erteilt, Grundstücke etwa für die Wartung von Masten zu betreten. Sie ist im Grundbuch einzutragen.

Zu den möglichen Kosten einer Umlegung macht Rathmann keine Angaben. "Wir sind ganz am Anfang der Prüfungen und können deswegen auch noch keine Aussage machen, ob und unter welchen Auflagen das Projekt genehmigt wird."

Für Dixius steht allerdings bereits jetzt fest: Diejenigen, die von einer möglichen Umlegung profitieren, sollen einen Teil der Kosten für die Stadt übernehmen. "Der Wert der Grundstücke wird ohne Stromkabel darüber steigen. Bei einer Einwohnerversammlung ist aber die grundsätzliche Bereitschaft der Leute signalisiert worden, sich zu beteiligen." In welcher Form und in welcher Höhe sei noch nicht geklärt. "Im kommenden Jahr schauen wir, was den Leuten die Umlegung Wert ist."

Die Leitungsstrecke von Sirzenich bis Saarburg ist etwa 30 Kilometer lang. 3,5 Kilometer davon laufen durch Saarburg. "Das Ganze ist ein Modellprojekt", sagt Dixius. "Sollte das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden, gewinnen wir damit auch wertvolle Erfahrungen für den Bau möglicher weiterer Leitungen im Zuge der Energiewende."Extra

Die Trasse: 85 Masten werden über etwa 30 Kilometer Strecke ersetzt und an gleicher Stelle wieder aufgebaut - vorbehaltlich der Planungen in der Stadt Saarburg. Der Grundtyp des Mastes ist 32,5 Meter hoch, die Seitenarme bis zu sechs Meter lang. Die neue Leitung wird statt 220 nur noch 110 Kilovolt transportieren. Ein Kilovolt sind 1000 Volt. Damit hat die Leitung weniger Spannung, ist aber immer noch für den Stromtransport über längere Strecken ausgelegt. Der Bau der neuen Leitung wird nach RWE-Angaben rund ein Jahr dauern. Die Kosten inklusive Entschädigungszahlungen werden ohne Umgehung auf etwa 7,5 Millionen Euro geschätzt. Eine Trasse durch den Boden wäre laut RWE sehr viel teurer. jka/thie

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