Die Waldpänz sind in Pellingen los

Pellingen · Der Gemeinderat Pellingen hat die Erweiterung seines Kindergartens (Kiga) um eine vierte Gruppe beschlossen. Da dies die vorhandene Raumkapazität überschreitet, wird man mit einer Waldgruppe in die freie Natur ausweichen. Für die Kinder sei es von Vorteil, wie die Expertinnen dem Rat bestätigten.

 Mal wie Tarzan an der Liane: Erzieherin Doris Berens (links als Troll) bietet den Kindern ein beliebtes Spielangebot. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Mal wie Tarzan an der Liane: Erzieherin Doris Berens (links als Troll) bietet den Kindern ein beliebtes Spielangebot. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Pellingen. Das hätte vor 50 Jahren noch zu einem Aufschrei bei Eltern und Bürgern geführt: Weil die vorhandenen Räume im örtlichen Kindergarten dem Ansturm nicht mehr gewachsen sind, gehen die Erzieher mit einem Teil der Kinder in den Wald - auch bei Regen und Kälte. Heute nennt sich das Waldgruppe und wird sowohl von Erziehern als auch von der Mehrheit der Eltern unterstützt. Regionaler Vorreiter der Idee waren die "Waldpänz" im Trierer Weißhauswald. Dem folgten ähnliche Waldprojekte im Kreis Trier-Saarburg. Per Grundsatzbeschluss des Gemeinderats folgt nun die Pellinger Kita Ausoniuszwerge.Zu viele Anmeldungen


In der Ratssitzung erläuterte Ortsbürgermeister Horst Hoffman die aktuelle Situation. Danach hat der Pellinger Kiga (bisher drei Gruppen) durch das Neubaugebiet und Zuzüge junger Familien seine Kapazitätsgrenze ab Frühjahr 2017 mit rund 70 Anmeldungen bei nur 65 Plätzen erreicht. Da also spätestens im April 2017 die Gesamtplatzzahl nicht mehr ausreicht, soll eine vierte Gruppe mit 15 Plätzen (davon fünf Krippenplätze) eingerichtet werden. Bis zur Bildung dieser Gruppe werden schon ab September fünf Aufbauplätze für unter Dreijährige eingerichtet. Dazu wäre eine zusätzliche Vollzeitstelle erforderlich, die ab April bei der neuen vierten Gruppe mitwirken kann.

Da die vorhandenen Räume für die vier Gruppen nicht ausreichen, soll eine der vier Gruppen als ständige Waldgruppe mit maximal 20 Kindern zwischen vier und sechs Jahren eingerichtet und außerhalb der Kita betreut werden. Ganz ohne Rückzugsmöglichkeit wird die Waldgruppe ab April nicht bleiben. Angedacht ist ein Container oder Bauwagen.
Nach Angaben von Hoffmann stellt die Waldpädagogik im Kiga Pellingen schon heute einen pädagogischen Schwerpunkt dar, unterstützt von den Eltern und dem Team. Das Konzept werde derzeit mit regelmäßigen Waldwochen entwickelt.
Über den Waldkindergarten und seine pädagogischen Vorteile informierten Kiga-Leiterin Gabriele Biedinger und die Initiatorin der Trierer "Waldpänz", Katja Siebert-Schmitt. Laut Biedinger ist das Konzept ein hervorragender Ausgleich zum normalen Kiga-Betrieb, denn "nach fünf Jahren in der Kita gibt es dort für die Älteren nichts Neues mehr, und sie langweilen sich". Und dann gehe es "über Tische und Bänke". Im Wald sei hingegen Austoben möglich und der Lärmpegel egal. Außerdem werde dort die Fantasie angeregt und das Gruppenverhalten gefördert.

Frage aus der Ratsrunde: "Was ist bei Regen, Schnee und Kälte?". Biedinger und Siebert-Schmitt stellen dazu klar, dass der Waldkindergarten keine Schönwetterveranstaltung ist: "Schlechtes Wetter schadet nicht. Mit der richtigen Kleidung haben die Kinder auch bei Regen oder im Schnee den ganzen Tag Spaß. Und ihr Immunsystem wird so gestärkt." Das Wetter-Thema werde auch von den Eltern nicht hinterfragt. Einstimmig fasste der Rat folgenden Grundsatzbeschluss: In der Kita Ausoniuszwerge werden fünf Plätze für unter Dreijährige mit einer zusätzlichen Vollzeitstelle geschaffen, die bis 2019 befristet ist. Von September 2016 bis März 2017 wird eine vierte Gruppe als Waldprojekt mit bis zu 20 Kindern eingerichtet. Anschließend wird diese Waldgruppe befristet von April 2017 bis Sommer 2019 fortgeführt.
Bei der Waldgruppe haben die Pellinger auch schon ein Vorbild in der Verbandsgemeinde Konz. In Wiltingen gibt es seit 1998 eine Waldgruppe. Zunächst sei diese einmal pro Woche im Wald gewesen, inzwischen seien die Kinder von montags bis mittwochs halbtags im Wald unterwegs, sagt Hilde Reinert. "Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht", sagt die Kita-Leiterin. Und auch bei den Eltern ist die Gruppe beliebt: Es gebe eine lange Warteliste.Extra

In der Pellinger Kita läuft zurzeit laut Gabriele Biedinger ein 14-tägiges Waldprojekt, an dem in der Regel rund 20 Kinder teilnehmen. Von 8 Uhr bis Mittag können die Kleinen im Pellinger Wald unterhalb des Sportplatzes frei herumtoben, wobei die Erzieherinnen Doris Berens und Jennifer Adrian auch entsprechende Spielangebote machen. Biedinger: "Für die Kinder ist das eine Bereicherung, und die Eltern, die auch zur Hospitanz eingeladen sind, können so zunächst Erfahrungen sammeln." Der übliche Lärmpegel einer Kiga-Gruppe verliert sich im Wald - beim Anmarsch muss man genau hinhören, um die Gruppe im Dickicht zu orten. Aus Ästen haben sich die Kinder kleine Wigwams gebaut, auch sonst bietet der Wald natürliches Spielgerät. Biedinger: "Stellen Sie sich diese Gruppe mal in einem Raum vor - dann wissen Sie, was da abgeht." Im Wald seien die Kinder wesentlich entspannter und ruhiger, würden selbstständig Gruppen bilden und lernen, einander zu helfen. f.k.

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