"Die Wellener sind nette Leute"

WELLEN. Mit einer Stimme mehr setzte sich Herbert Huber (SPD) in der Stichwahl am 27. Juni gegen Reinhold Büdinger (CDU) durch. Nun prangt an seinem Haus das Schild "Ortsbürgermeister der Gemeinde Wellen".

Die Nähe zu Luxemburg ist in dieser Gemeinde an vielen Punkten zu spüren. Nicht allein, dass die Wellener von ihrem Ort aus auf Grevenmacher schauen und viele täglich in die eine und andere Richtung zwischen Arbeitsstelle und Wohnort pendeln. Auch die Sprache der Wellener ist deutlich gefärbt durch das Luxemburgische. Da macht Herbert Huber, neuer Ortsbürgermeister von Wellen, keine Ausnahme. Ein gewisser "Singsang" prägt seine Sprache, einige Vokabeln stammen unverkennbar aus "dem Ländchen". Kein Wunder: Der Vater dreier Söhne ist in Wellen aufgewachsen und nach seinem Ingenieurs-Studium in Furtwangen wieder in die Obermosel-Gemeinde zurückgekehrt."Einer muss es ja machen"

Von dort, aber auch von einer Firma in Luxemburg aus, entwickelt der Ingenieur für Hoch- und Höchstfrequenz-Technik Landesysteme für Flugzeuge. Zwei bis drei Mal pro Woche ist er beruflich unterwegs - derzeit hauptsächlich in Brüssel. Trotz dieser Beanspruchung hat sich der 50-Jährige entschlossen, für den Posten des ersten Mannes in der Gemeinde zu kandidieren. "Einer muss es ja machen", sagt Huber nüchtern. Nachdem sein Vorgänger Walter Conzem, der 15 Jahre lang dieses Amt inne hatte, aus Altersgründen ausgeschieden war, hat sich Huber mit dem Gedanken angefreundet. "Für mich ist reizvoll, etwas zu gestalten", sagt er und betont: "Man sollte versuchen, für das Dorf etwas rauszuholen. Die Partei ist dabei zweitrangig." So findet er die Konstellation im Gemeinderat mit je vier Vertretern von SPD, CDU und FWG positiv. "Wir haben uns nach der Wahl schon mehrmals zusammen gesetzt. Das klappt ganz gut." Über die mittel- und langfristigen Ziele in der 800-Einwohner-Gemeinde sei man sich einig. Das Kalk- und Dolomit-Steinwerk TKDZ bringe viele Probleme mit sich. "Früher, als noch jeder Zweite in Wellen dort seinen Arbeitsplatz hatte, war das Verständnis ein anderes. Heute beschäftigt das Werk nur noch 40 Leute. Und die vielen Neu-Wellener stören sich am Dreck und den Emissionen", sagt Huber. Deshalb möchte er lieber heute als morgen "den Dreck und die Belastung durch LKW aus dem Dorf haben". Er setzt auf die geplante Trasse auf dem Werksgelände, die die Anwohner an Wald- und Josef-Schnuch-Straße entlasten soll. Ein Thema ist für Huber auch ein weiteres Baugebiet im Ort. "Jeden Tag erhalte ich Anfragen, nachdem die Grundstücke auf ‚Hässeln I' und ‚Hässeln II' komplett verkauft sind." Wellen sei außerordentlich beliebt bei jungen Familien und bei allen, die in Luxemburg arbeiten. So viele gelbe Nummernschilder wie in Wellen sieht der Besucher wahrscheinlich in wenigen anderen Gemeinden.Das Ortsbild ist ihm wichtig

In Frage käme nach Auskunft Hubers das Gebiet unterhalb von "Hässeln II", aber auch das Gelände hinter dem Friedhof. "Wir müssen das in Angriff nehmen", sagt der Ortschef. Darüber hinaus möchte er den Platz vor der Kirche sowie die Moselstraße neu gestalten. Das Ortsbild sei ihm wichtig. "Wellen soll wieder ein richtiges Moseldorf werden und nicht nach einem Industrie-Ort aussehen." Die Jugend- und Vereins-Arbeit möchte er fördern, ein eigenes Haus für die Jugend fände Huber ideal. "Im Moment dürfen die Jugendlichen schon mal ins Wahlbüro zum Feiern. Aber wir suchen ein etwas abgelegenes Haus für sie, so dass es keinen Streit mit Anwohnern gibt." Der neue Ortsbürgermeister setzt auf Zusammenarbeit - gerade in der Gemeinde, in der verschiedene Nationalitäten wie Portugiesen, Norweger oder Schotten nebeneinander leben: "Ich möchte die Bürger animieren, mit anzupacken, Ideen einzubringen." Denn von einem ist Huber fest überzeugt: "Die Wellener sind nette und offene Leute. Das wird uns von Besuchern immer wieder bestätigt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort