Die Welt zu Hause

Hans-Joachim Meretich (64) aus Konz, Vorstandsmitglied des Saar-Mosel-Briefmarkenclubs, lässt keinen Zweifel daran, dass ein passionierter Sammler "einen kleinen Tick" haben muss.

 Konzentration, Wissen und viel Fingerspitzengefühl braucht Hans-Joachim Meretich beim Umgang mit seinen bunten Schätzen. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Konzentration, Wissen und viel Fingerspitzengefühl braucht Hans-Joachim Meretich beim Umgang mit seinen bunten Schätzen. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Konz. Der selbstständige Haustechniker Hans-Joachim Meretich aus Konz weiß, wovon er redet, und er meint das mit dem "Tick" durchaus positiv: Er verbringt einen Großteil seiner freien Zeit bei und mit seinen Schätzen.Um die 25 000 Marken hat er im Laufe der Jahre gesammelt. Manche ausgefallenen Stücke sind darunter - beispielsweise originell-bunte und liebevoll gestaltete Tableaus aus den USA. Darin sind einzelne Marken versteckt, Bilder aus fremder Fauna und Flora, Porträts würdevoll bis komisch-grimmig dreinblickender Staatsmänner, Erinnerungen an sportliche oder politische Ereignisse, alle penibel geordnet in zumeist selbst gestalteten Alben und Ordnern."Nein", beantwortet Hans-Joachim Meretich die unausweichliche Frage nach der wohl meistgenannten Briefmarke der Welt, der blauen oder roten Mauritius: "Nein, die habe ich natürlich nicht." Ehefrau Helga, deretwegen der aus Aussig (Tschechien) stammende Sammler an die Mosel gekommen und hier "hängen geblieben" ist, klärt auf: "Die blaue Mauritius ist oder war gar nicht blau, sondern grau." Und der fachkundige Sammler ergänzt: "Die Mauritius ist sowieso nicht die teuerste Marke. Das ist eine Marke aus - ich glaube - Brasilien." Nach einer Denkpause einigen sich Hans-Joachim und Helga Meretich auf eine Vermutung: "Das ist wohl das ,Ochsenauge'." Ob "Ochsenauge" oder Mauritius - das ficht den Sammler Hans-Joachim Meretich nicht an, er sammelt "vorwiegend Deutschland, postfrische England und Zusammendruckbogen aus den USA".Die Chance, irgendwann und -wo auf verborgene Schätze zu stoßen, schätzt Meretich eher gering ein: "Es gibt unheimlich viele Nicht-Organisierte, die ihre echten oder vermeintlichen Schätze wie ihre Augäpfel hüten und dafür sorgen, dass sie nicht auf den Markt kommen." Und er erzählt von "Spekulanten, die drei oder vier sehr seltene Marken besitzen und alle bis auf eine oder zwei vernichten, um die Preise weiter in die Höhe zu treiben." Er berichtet von raffinierten Fälschungen, die nur mit der Hilfe moderner Technik und Chemie entdeckt werden, Fehldrucken und von Kuriosa wie der "Gscheidle-Marke".Kurt Gscheidle war von 1974 bis 1982 Post- beziehungsweise Verkehrsminister. Als oberster Postmeister der Bundesrepublik bekam er vorab einen Bogen der aus Anlass der Olympischen Spiele in Moskau bereits gedruckten Briefmarken. Als der Westen die Spiele in Moskau boykottierte, zog die Post eben diese Marken zurück - und vergaß, die dem Minister gewährte Gabe zurückzufordern. Die tauchte später irgendwo auf und erzielte "Sonderpreise".Briefmarken - das sind Geschichte und Geschichten; Hans-Joachim Meretich kennt viele davon.

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