Die Zukunft liegt in der Dorfmitte

Saarburg · Verwahrloste Häuser im Zentrum des Dorfes? Tristesse? Das soll es in der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg nicht geben. Die VG will diesbezüglich aktiv werden: Mit einem Förderprogramm für Häuslebauer, die in der Ortsmitte Baulücken schließen oder alte Gebäude sanieren. 100 000 Euro sollen ab 2012 dafür im Haushalt stehen.

Saarburg. Liebliche Landschaft, Schulen, Krankenhaus und Einkaufsmöglichkeiten in Reichweite: Die Verbandsgemeinde Saarburg ist als Wohnort beliebt. Seit Jahren steigt die Zahl der Einwohner. Fast jede Gemeinde hat ihr Neubaugebiet, auch dort zieht es immer wieder junge Familien hin.
Was jedoch in vielen Dörfern immer mehr ein Problem wird, ist der Ortskern. So diskutierten zurzeit etwa die Gemeinden Freudenburg und Ayl darüber, wie sie alte, leerstehende Gebäude im Ortszentrum vor dem Verfall retten oder so funktional umbauen können, dass der Ort auch in seiner Mitte lebendig bleibt (der TV berichtete).
"Wir müssen weiterdenken", sagt Leo Lauer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg. "Wir haben in den vergangenen Jahren vielfach auf Neubaugebiete gesetzt. Das ist auch in Ordnung, weil es nach wie vor Zuzug gibt." Zunehmend rücken aber die Ortskerne in den Vordergrund: Alte Häuser stehen teilweise bereits leer, andere werden von älteren, alleinstehenden Menschen bewohnt. "Wir müssen also vorher einsteigen, bevor Leerstände entstehen", sagt Lauer.
Nun ist das Thema in der VG nicht ganz neu. Bereits seit 2007 hat die VG ein Förderprogramm: Privatleute, die gerne ein altes Haus umbauen oder eine Baulücke im Ortskern schließen möchten, bekommen für eine professionelle Beratung durch einen Architekten oder ein Planungsbüro 1000 Euro Zuschuss von der VG. Dazu stehen jährlich 15 000 Euro im Haushalt.
Jetzt geht die VG noch einen Schritt weiter: Ein neues Fördermodell ist geplant, das das alte ergänzt. Damit haben sich bereits die Ortsbürgermeister sowie der Hauptausschuss in nicht öffentlicher Sitzung beschäftigt. Mit dem neuen Programm zum Erhalt der Ortskerne will sich die Verbandsgemeinde am sogenannten Wallmeroder Modell orientieren. Wallmerod ist eine VG im Westerwald, die bereits 2004 ein solches Projekt ins Leben gerufen hat (siehe Extra).
Das Modell "Leben im Dorf - Leben mittendrin" kostet die 15 000-Einwohner-Gemeinde 100 000 Euro im Jahr. Eine Summe, die auch die VG Saarburg dafür in den Haushalt stellen möchte. Von dem Geld werden Bauherren profitieren, die im Ortskern alte Gebäude kaufen, sanieren, umbauen, abreißen und neu bauen oder Baulücken schließen. "Es soll darauf hinauslaufen, dass sie auf fünf Jahre jährlich 1000 Euro bekommen", erklärt Lauer. Grundvoraussetzung: Das Gebäude muss auch bewohnt werden. "Damit der Dorfkern auch lebendig bleibt", sagt Lauer. Die Förderung wird möglichst unbürokratisch zu bekommen sein: So soll die Verwaltung innerhalb von acht Tagen über die Bewilligung entscheiden.
"Jetzt geht es aber zunächst darum, erstmal die Leerstände, die Ein-Personen-Haushalte und die freien Baustellen zu erfassen", sagt Lauer. Im Herbst werden VG-Rat und Ortsgemeinden untereinander im Einzelnen über genaue Förderkriterien sprechen. "Mit dem Haushalt 2012 soll dann das Programm starten", sagt der VG-Chef. Wallmerod ist eine Verbandsgemeinde im Westerwaldkreis nahe Montabaur mit rund 15 000 Einwohnern und 21 Ortsgemeinden. Die VG praktiziert die Initiative "Leben im Dorf - Leben mittendrin" seit 2004. Sie dient der Rettung der alten Ortskerne vor Verödung sowie dem Erhalt der sozialen Infrastruktur und der Lebensqualität. In einer Dorfbörse im Internet erfahren Bauwillige, wo es in der VG entsprechende Häuser oder Grundstücke gibt. Neben der finanziellen Unterstützung von Bauherren praktiziert die VG darüber hinaus einen sehr restriktiven Kurs in Sachen Baulanderweiterung: Seit 2001 wurde kein Neubaugebiet mehr ausgewiesen. jka

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