Discounter? Nein danke!

Zerf · In Zerf formiert sich Widerstand gegen die Ansiedlung eines Lebensmittel-Discounters im geplanten Gewerbegebiet am Zerfer Kreisel. Am 28. Mai will der Ortsgemeinderat darüber entscheiden, ob Norma an dieser Stelle einen Markt errichten darf. Mit einer Unterschriftenaktion sollen die Ortsvertreter davon überzeugt werden, dass viele Zerfer dagegen sind.

Zwölf Händler und Dienstleister aus dem Hochwaldort haben sich zusammengetan und sammeln seit einigen Tagen Stimmen gegen einen möglichen Norma-Markt. Mit dieser Unterschriftenaktion wollen sie dem Zerfer Rat deutlich machen, dass aus ihrer Sicht die Ansiedlung der Lebensmittelkette im Gewerbegebiet am Kreisel Nachteile für den gesamten Ort hätte.

"Discounter, nein danke", steht auf den Unterschriftenformularen, auf denen Bürger ihre Ablehnung dokumentieren können (siehe Extra). Vor der Sitzung am 28. Mai, in der der Rat die Entscheidung fällen soll, wird die Liste den Fraktionen im Rat übergeben.

Alles begann am 1. März, als Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD) mit Familie Koch sprach. Sie sind Betreiber des Nah- und Gut-Marktes, der sich seit 18 Jahren an der Ecke Trierer Straße/Deeswiese befindet.
Die Kochs wurden darüber informiert, dass sich Norma mit seinem Ansiedlungswunsch bei der Gemeinde gemeldet habe. "Wortwörtlich hat Engelhardt zu uns gesagt, wenn ihr selbst oben im Gewerbegebiet bauen wollt, lehnen wir Norma ab", erinnert sich Juniorchef Ralf Koch. Man habe sich schon länger mit dem Gedanken getragen, den vorhandenen Markt zu vergrößern, mit bis zu 450 Quadratmetern mehr und großem Parkdeck.

Das würde eine Investition von bis zu einer Million Euro bedeuten. Koch sieht sich durch die aktuelle Entwicklung unter Druck gesetzt. Er hat die Gemeinde inzwischen darüber informiert, dass er als zweiter Bewerber neben Norma gerne das Grundstück im Gewerbegebiet kaufen würde, um dort neu zu bauen (der TV berichtete).
Apotheker Theo Hasse ist erschrocken: "Da hat man Koch doch die Pistole auf die Brust gesetzt." Herbert David, Inhaber der Post-Filiale mit Lotto-Annahme und EDV, weiß aus Gesprächen mit Kunden: "Die Leute sagen mir, wenn ihr da hochzieht, kommen wir nicht mehr", und Friseurin Kerstin Marx fügt hinzu: "Die Sorgen so vieler Leute können dem Rat doch nicht egal sein."

In beratender Funktion sitzt Altbürgermeister Manfred Rommelfanger in der Gruppe von zwölf Zerfer Firmenchefs dabei. Sie stellen 57 Arbeitsplätze zur Verfügung. Allein 25 sind es bei Koch. In dieser Runde wurde die Aktion beschlossen.

Rommelfanger sagt: "Gerade ist die Umplanung des Zerfer Kreuzes beschlossen worden. Bislang durften da gar keine Verbrauchermärkte hingebaut werden, sondern nur produzierendes Gewerbe, das seine Produkte vor Ort anbieten kann." Mit der neuen Planung sei wieder ein Offenlegungsverfahren verbunden, bei dem jeder Bürger Bedenken vorbringen kann.Unterschiedliche Auffassungen

Rommelfanger warnt: "Die Folgen der Ansiedlung eines Verbrauchermarktes im Zerfer Kreuz werden für alle spürbar sein." Ein Paradebeispiel sei Hermeskeil.
Engelhardt sagt zur Kritik aus den Reihen der Händler: "Es war damals ein Vieraugengespräch mit Koch. Offenbar gibt es darüber unterschiedliche Auffassungen. Ich frage mich, wo die Leute waren, als ein dritter Friseursalon aufgemacht hat. Ein Discounter ist kein Vollversorger. Der Rat will gerade die Ortsmitte stärken. Wenn mehr Geld nach Zerf kommen soll, dürfen keine Scheuklappen aufgesetzt werden. Wir sind keine Verhinderer."

Norma-Expansionsleiter Alexander Lauterbach sagt: "Ich habe vor dem Gemeinderat versucht, diese Befürchtungen auszuräumen, die meiner Ansicht nach nicht zum Tragen kommen werden. In Gemeinden wie Zerf gibt es auch viele Leute, die in anderen Orten ringsum einkaufen. Norma wird eine Ergänzung des örtlichen Angebotes darstellen. Ich bin gerne bereit, persönlich mit den Zerfer Gewerbetreibenden zu reden."Extra

Der Text auf der Unterschriftenliste "Discounter-Nein Danke" lautet wie folgt: "Ich spreche mich mit meiner Unterschrift gegen die Ansiedlung jeglicher Verbrauchermärkte im Gewerbegebiet aus. Gründe: Das Gewerbegebiet ist für die Verbrauchermärkte der falsche Standort, weil es für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger zu Fuß beschwerlich zu erreichen ist. Die gesamte Nahversorgung, auch der jetzigen Gewerbetreibenden, ist im Ortskern ausreichend gegeben. Es besteht die Gefahr, dass die Existenz der in der Ortsmitte ansässigen Gewerbetreibenden gefährdet ist. Einzelne Dienstleister wären gezwungen, sich in der Vorkassenzone des Discounters anzusiedeln. Dies hat zwangsläufig zur Folge, dass im Ortskern Leerstände entstehen und die Ortsmitte als zentrales, überörtliches Versorgungszentrum verödet." doth

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort