Dorfentwicklung Diskussion über Baugebiet startet neu

Trassem · Jetzt steht der Trassemer Rat ohne neues Bauland da. Bei einer neuerlichen Abstimmung gab es ein Patt zu diesem Thema. Die Fraktion SPD/WG Boquoi hält trotz Schlammlawinen am Halstenberg fest.

Ortsbürgermeister Roland Konter ist enttäuscht vom Ergebnis der neuerlichen Abstimmung über das neue Trassemer Baugebiet.

Die Abstimmungen Zur Auswahl standen wieder die Areale Halstenberg und Perdenbacher Gewann II. Diesmal gab es ein Patt zwischen CDU und der Fraktionsgemeinschaft SPD/WG Boquoi im Trassemer Rat. Und das bedeutet: Erst mal kann keins der beiden Baugebiete realisiert werden. Der Ortschef sagt: „Dabei brauchen wir dringend ein Baugebiet. Wir haben wöchentlich Nachfragen von Bauwilligen.“

Laut Konter musste die Abstimmung von Anfang Mai wiederholt werden, weil es Bedenken gegeben habe, ob in dieser Sitzung Befangene hätten mitdiskutieren dürfen. Anfang Mai hatte sich der Ortsgemeinderat gegen das Baugebiet auf dem Halstenberg und für das Areal Perdenbacher Gewann entschieden. Die Verwaltung hatte für die Sitzung die beiden Flächen in einem Papier einander gegenübergestellt. Abgestimmt wurde wenige Tage nach dem ersten Unwetter, bei dem jede Menge Schlamm die Häuser und Gärten in der Straße „Unterm Halstenberg“ überschwemmt hatte. Die Anwohner kamen zu Wort und beschrieben ihre daraus resultierenden Strapazen. Danach gab es drei weitere Schlammfluten in diesem Bereich, bei denen die Anwohner mit Problemen kämpften.

Das sagen die Christdemokraten Die CDU hat sich in beiden Abstimmungen mit ihren vier Stimmen (sechs Fraktionsmitglieder konnten wegen Befangenheit nicht mitdiskutieren) für Perdenbacher Gewann II und gegen den Halstenberg ausgesprochen. Konter sagt: „Wegen der Topografie und der Vorkommnisse kann ich den Halstenberg nicht verantworten.“ Mehr versiegelte Fläche bringe mehr Wasser. Kein Kanalsystem packe die Niederschlagsmenge, die am Halstenberg runtergekommen sei. Konter ist es wichtig, die betroffenen Anlieger anzuhören und mitzunehmen.

Auch das Ingenieurbüro Hömme, das zwecks Hochwasserkonzept ohnehin in der Region aktiv ist und Trassem nach den Unwettern genauer unter die Lupe nimmt, rät vom Halstenberg ab. Das Baugebiet auf dem Berg würde die Situation weiter verschärfen, heißt es dort.

Das sagt die Fraktionsgemeinschaft Die Fraktion SPD/WG Boquoi hat sich bei der ersten Abstimmung noch enthalten. Laut Fraktionsvorsitzendem Bernd Koewenig gab es zu diesem Zeitpunkt noch Klärungsbedarf aufgrund der neuen Sachlage. Beim zweiten Mal stimmte die Gemeinschaft mit ihren vier verbliebenen Mitgliedern (Koewenig galt als befangen) dann für den Halstenberg, den einst der gesamte Rat favorisiert hat. Koewenig, der als Bauingenieur für Tief-, Straßen- und Landschaftsbau arbeitet, argumentiert dem Büro Hömme genau entgegengesetzt.

Argumente pro Halstenberg Der Vorsitzende der Fraktionsgemeinschaft sagt: „Durch eine Bebauung und Wasserregulierung kann die Situation sogar verbessert werden.“ Man müsse beim Bauen ökologisch arbeiten. Das bedeute, für jedes Gebäude müsse eine Zisterne gebaut werden, die das Wasser vom Dach aufnehme. Damit könne man den Garten gießen oder die Wäsche waschen. Hinzu komme ein Regenrückhaltebecken mit großem Puffer, das das Wasser nur langsam abgebe. Koewenig ist seiner Sache sicher. Er sagt: „Wasserwirtschaftlich funktioniert das. Ich habe gerade ein Neubaugebiet bei Kaiserslautern gebaut. Auch dort hat es Starkregen gegeben. Das Rückhaltebecken war nur zu einem Drittel gefüllt.“

Zudem gibt Koewenig zu bedenken, dass das Neubaugebiet weg von der Straße „Unterm Halstenberg“ in die andere Richtung des Hangs (Kehrbachstraße) entwässert werde. Auch die Erschließung über die Schulstraße führe zu einer Entlastung des Baugebiets, sagt Koewenig.

Der Kommunalpolitiker hat Verständnis für die Angst der Anwohner, er war selbst beim ersten Starkregen betroffen. Da sei ihm Wasser in den Keller gelaufen, weil ein Einlauf mit Geröll verstopft gewesen sei, sagt er. Er habe wie andere Vorkehrungen getroffen. „Die Angst kann man nach vier Ereignissen nicht wegdiskutieren“, meint Koewenig und spricht sich für weitere Maßnahmen am Halstenberg aus, damit kommende Starkregenereignisse glimpflich verlaufen. Er schlägt beispielsweise vor, die Wasserwirtschaft entlang der Waldwege oberhalb auszubauen. Ansonsten sei er gespannt auf die Aussagen des Büros Hömme (siehe Info), sagt er.

Argumente kontra Perdenbach Generell hält der Fraktionsvorsitzende von der Entwässerung her beide zur Auswahl stehenden Trassemer Baugebiete für problematisch. Er selbst habe gesehen, wie beim Areal Perdenbacher Gewann II das Wasser aus allen Ritzen nach unten gelaufen sei und die Bundesstraße gefüllt habe, sagt Koewenig. Aus seiner Sicht sprechen mehr Argumente für den Halstenberg. So könne Trassem gar nicht mehr wachsen, wenn nun Perdenbach ausgewählt werde. Denn dort könne im Gegensatz zum Halstenberg aufgrund benachbarter Naturschutzgebiete nicht mehr erweitert werden.

Perdenbach bedeute aufgrund einer Hangneigung von 10 bis 15 Prozent mehr Aufwand für die Bauherren. Zudem könne man am Halstenberg relativ schnell bauen, weil die Planung mit einem Bebauungsplan schon weit fortgeschritten sei. Verbands- und Ortsgemeinde hätten dafür bereits eine halbe Million Euro investiert. Koewenig: „Für uns ist es unverständlich, dass man das einfach wegwirft.“

Koewenig erinnert an eine vor Jahren getroffene Vereinbarung. Darin sei festgelegt worden, dass der Halstenberg angegangen werden solle, wenn Perdenbacher Gewann I zur Hälfte erschlossen sei. Gegen diese Vereinbarung werde seit Jahren verstoßen. Ortschef Roland Konter sagt zu dieser mehr als ein Jahrzehnt zurückliegenden Vereinbarung: „Die gab es. Aber dann gab es die Idee, Perdenbacher Gewann zu erweitern, weil es Bedenken gab wegen der Bodenbeschaffenheit und weil Halstenberg teurer ist.“

 Eine Szene aus der Straße Unterm Halstenberg: Sandsäcke sollen das Haus vor Schlammfluten bei Starkregen schützen .

Eine Szene aus der Straße Unterm Halstenberg: Sandsäcke sollen das Haus vor Schlammfluten bei Starkregen schützen .

Foto: Friedemann Vetter

Wie es weitergeht Ortsbürgermeister Konter will nun erst mal mit seiner Fraktion weitere Möglichkeiten erörtern. Andere Gebiete als die beiden diskutierten gebe es nicht, sagt er. Zudem will er die Infoveranstaltung (siehe Extra) abwarten.

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