Diskussion um Schutzgebiet

Das saarländische Umweltministerium plant auf Druck der Europäischen Union, den Renglischberg bei Faha als Natura-2000-Schutzgebiet auszuweisen. Das Vorhaben stößt bei den Gemeinden Mettlach und Perl auf wenig Gegenliebe.

Mettlach/Perl. (mst) Im tiefgefrorenen Boden wartet derzeit gut 90 Prozent der Aussaat aufs Frühjahr. Raps, Getreide oder Grasklee werden auf den Äckern angepflanzt - Arbeit und Verdienst für derzeit acht Haupterwerbslandwirte und deren Familien - seit Generationen. Als eine Kornkammer des Saarlandes stand der Renglischberg stets im Einklang mit den Tieren, die auf den gut 220 Hektar beheimatet waren oder dort Rast machten. Jetzt bangen die sieben Familienbetriebe aus Faha und einer aus Münzingen um ihre Existenz. Grund: Das Umweltministerium plant auf Druck der Europäischen Union, den Renglischberg als Natura-2000-Schutzgebiet auszuweisen. Dann sind die Landwirte strengen Regeln unterworfen.

Mais-Verbot senkt Einkommen der Bauern



Eine Ernte oder Bewirtschaftung nach dem 15. August ist verboten. Mais, der im Herbst geerntet wird, dürfte dann dort nicht mehr angebaut werden. Mit diesem Getreide versucht der ein oder andere Bauer, vom generellen Preisverfall in der Landwirtschaft gebeutelt, sein Einkommen aufzubessern - durch dem Verkauf an Biogasanlagen.

Und genau darum geht es, wie Joachim Gerstner vom saarländischen Umweltministerium sagt. Als der Renglischberg eine reine Kornkammer mit Weizen oder Hafer gewesen sei, seien sich Bauern und Natur nicht ins Gehege gekommen.

Vogelarten sollen geschützt werden



Die Erntezeit dieses Getreides sei weit vor dem 15. August. "Danach waren die Felder abgeerntet." Mornellregenpfeifer und Goldregenpfeifer, in den 90er Jahren auf dem Renglischberg entdeckt, hätten beim Zug Richtung Süden Mitte September Ruhe gehabt, sagt Gerstner, zuständig für Arten- und Biotopschutz und damit für Natura 2000. Diese zwei Vogelarten wolle die EU schützen, wie er ergänzt.

Mit der Ausweisung von Natura-2000-Gebieten soll, so das Ziel der Verordnung, der länderübergreifende Schutz gefährdeter, wildlebender, heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume gewährleistet werden.

Das Saarland müsse jetzt unbedingt handeln, wolle es keine Strafe riskieren. Und die könne laut Gerstner in die Millionenhöhe gehen. Demnächst wolle er das Gespräch mit den betroffenen Landwirten und Grundstücksbesitzern führen. Darauf warten diese seit dem Beschluss des Kabenetts im Jahr 2006, wie einer der Landwirte weiß. "Das ist so, als würde jemand ein fremdes Haus verkaufen, ohne vorher mit dem Eigentümer zu reden", sagt ein Betroffener, der anonym blieben will.

Unterstützer in ihrem Kampf gegen diese Ausweisung haben die betroffenen Landwirte längst gefunden: Die Gemeinderäte von Mettlach und Perl sagen Nein dazu, ebenso Bauernverband und Landwirtschaftskammer. Selbst Perls Naturschutzbeauftragter Jakob Backes vom Naturschutzbund steht den Vorstellungen der obersten Umweltschutzbehörde des Saarlandes sehr kritisch gegeben. "Auf den Renglischberg soll überschnell was hingezaubert werden, was nicht hingehört." So will er etwa den Mornellregenpfeifer, der laut Umweltministerium dort raste, nie gesehen haben.

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