Donnerbalken, Wettrechnen und alte Volkslieder
Greimerath · Hildegard Schäfer hat fast 40 Jahre lang an der Grundschule Greimerath unterrichtet, die an diesem Samstag ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Im TV-Gespräch schildern die frühere Rektorin und zwei ehemalige Schüler ihre Erinnerungen an das neue Schulgebäude von 1966, den engen Kontakt zur Dorfgemeinschaft und die Besonderheiten des Schulalltags.
Greimerath. Der Grundstein für die Greimerather Schule wurde zwar schon 1964 gelegt, einziehen konnten die Schüler aber erst zwei Jahre später. Dieses Datum wählt die Schulgemeinschaft als Stichtag und feiert am Samstag, 2. Juli, ihr Jubiläumsfest "50 Jahre Grundschule Greimerath". Das Programm bietet Unterhaltung und viele Gelegenheiten, auf schöne Momente und historische Ereignisse aus fünf Jahrzehnten zurückzublicken (siehe Extra).
Von den 50 Jahren hat Hildegard Schäfer fast 40 im aktiven Schuldienst miterlebt. Von 1964 bis 2003 war sie Lehrerin in Greimerath, zwischenzeitlich auch Schulleiterin (1972-78). Erinnerungen und Anekdoten aus dieser Zeit hat sie dem heutigen Schulleiter Clemens Berwanger für die Jubiläumschronik erzählt, die beim Fest am Samstag verteilt werden soll.
Putz fiel von der Decke
Darin erinnert sich Schäfer an die Anfänge, als die Schule eine Volksschule mit 140 Schülern war, die nach acht Jahren den Abschluss erwarben. Die Hauptschule löste diese Schulform später ab. 1968 wechselten die älteren Kinder an die Hauptschule in Zerf, 1969 folgte die Umwidmung zur Grundschule Greimerath.
Vor dem Einzug ins heutige Domizil an der Schulstraße habe es zwei Gebäude gegeben, weiß Schäfer - eines für die Mädchen, eines für die Jungs. Letzteres beherberge heute den Kindergarten.
Die Mädchenschule an der Hauptstraße sei "in schlechtem Zustand" gewesen. "In der Pause kam mal ein Teil Deckenmörtel herunter." Umso mehr habe sie sich über den Umzug ins "schöne neue Haus" gefreut - mit Lehrküche, Werkraum und Sportplatz.
Der Unterricht sei "schon strenger" gewesen als heutzutage. Zweimal die Woche Schulmesse, Frontalunterricht, Schönschreiben und Handarbeit waren laut Schäfer feste Elemente im Schulalltag. "Die Grundrechenarten wurden richtig gepaukt, durch Wettrechnen." Schade sei, sagt die 75-Jährige, dass heute weniger auswendig gelernt werde: "Damals kannten die Kinder Gedichte und Liedtexte, das geht heute alles verloren."
Obwohl sie nie im Ort gewohnt habe, sagt die Losheimerin, habe sie sich "im Dorf verwurzelt" gefühlt - ein Zeichen dafür, "dass die Zusammenarbeit von Eltern, Kollegen und Dorfgemeinschaft stimmte". Wie auch heute noch habe die Schule, deren Träger die Ortsgemeinde ist, regelmäßig die Feste im Dorf mitgestaltet. "Die Herbstferien wurden mit den Eltern abgestimmt, weil die Kinder bei der Kartoffelernte helfen mussten."
Den Kontakt zur Schule hat Schäfer nach ihrer Pensionierung nicht verloren. Ihre Tochter ist eine von vier Lehrkräften, die die derzeit 35 Schüler in zwei Kombiklassen (jeweils zwei Jahrgänge zusammen) unterrichten. Hildegard Schäfer hat in 39 Jahren rund 550 Kinder unterrichtet, sagt sie. Eines davon war Maria Witt, die von 1960 bis 1968 die Volksschule besuchte. Den Einzug 1966 ins neue Schulgebäude hat auch sie in bester Erinnerung. "Wir hatten vier super ausgestattete Kochzeilen, das war schon Luxus." Besonders verbessert hätten sich auch die Toiletten: "Die Mädchen hatten vorher nur so eine Art Donnerbalken."
Alte Volkslieder zum Fest
Sie habe im Schulchor mitgesungen, "schöne alte Lieder wie das Ännchen von Tharau oder spannenlanger Hansel", erzählt die Greimeratherin. Die Gesangsbücher, unter anderem eine Mundorgel aus den 1960er Jahren, habe sie dem Schulleiter für die Festchronik überlassen. Einige dieser Lieder werden Schüler im Rahmen des Festprogramms am Samstag vorsingen (siehe Extra).
Florian Swoboda wurde 1993 eingeschult. In seinem Jahrgang gab es nur sieben Schüler, berichtet der heute 29-Jährige. "Selbst in der Kombiklasse war es eine kleine Gruppe, aber dadurch war die Betreuung sehr gut." Der Wechsel zur weiterführenden Schule mit 30 Mitschülern sei "eine Riesenumstellung" gewesen. Wie seine frühere Lehrerin Hildegard Schäfer besucht auch Swoboda die Grundschule noch regelmäßig: "Mit dem Karnevalsverein sind wir an Fastnacht dort, mit der Feuerwehr machen wir Brandschutzübungen." Auch Maria Witt hat Kontakt gehalten, zwei ihrer Söhne besuchen die Einrichtung. Sie freue sich auf die Jubiläumsfeier: "Vielleicht trifft man ein paar Bekannte von früher." Auf das Interesse ehemaliger Weggefährten setzt auch Schulleiter Berwanger: "Jeder Gast, der einen Bezug zu dieser Schule hatte, soll sich im Programm irgendwo wiederfinden."Extra
Das Jubiläusmfest "50 Jahre Grundschule Greimerath" wird am Samstag, 2. Juli, ab 14 Uhr auf dem Gelände in der Schulstraße gefeiert. Programm in der Grimoldhalle: Begrüßungslied, Grußwort des Schulleiters, Märchen "Zappeline" (Aufführung des Kindergartens), Textbeiträge der Schüler zu 50 Jahren Grundschule, unterbrochen von Tanzdarbietungen und Singen alter Lieder aus dem Schulunterricht, um 16 Uhr Musical "Die kleinen Leute von Grimolderode" (Darbietung der Grundschüler, etwa 30 Minuten); Programm vor und in der Schule: Getränke, Grillstand, Präsentation historischer Fotos, alte Spiele zum Mitmachen und Bastelaktionen auf dem Schulhof. cweb