Doppelort packt Chance beim Schopf

Hinzert-Pölert · Die im Doppelhaushalt der Windkraftgemeinde Hinzert-Pölert notierten Wünsche für 2015 und 2016 sind relativ bescheiden. Dennoch ist derzeit offen, ob sie sich alle erfüllen lassen.

 Hinzert ist mit der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert über den hier zu sehenden Wirtschaftsweg verbunden. In Richtung Pölert (Hintergrund) klafft eine Lücke von 500 Metern – auch zum vielbefahrenen Ruwer-Hochwald-Radweg. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hinzert ist mit der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert über den hier zu sehenden Wirtschaftsweg verbunden. In Richtung Pölert (Hintergrund) klafft eine Lücke von 500 Metern – auch zum vielbefahrenen Ruwer-Hochwald-Radweg. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Hinzert-Pölert. Wie in vielen Kommunen des Landes ist auch in Hinzert-Pölert Sparen oberstes Gebot. Dank jährlicher Pachteinnahmen für Windkraftflächen kann die Gemeinde Ausgaben zwar etwas entspannter ins Auge fassen. Doch große Sprünge sind auch bei ihr nicht drin, wie der vom Ortsgemeinderat einstimmig beschlossene Doppelhaushaushalt für 2015 und 2016 zeigt (siehe Extra). Die in diesem Jahr geplanten Investitionen, insgesamt circa 76 000 Euro, kann Hinzert-Pölert zwar noch aus dem Sparstrumpf bezahlen. Aber von den etwa 43 000 Euro teuren Plänen für 2016 müssen wohl gut 50 Prozent über einen Kredit bezahlt werden.

Doch dafür soll die Gemeinde auch entscheidend voran gebracht werden. So will der Rat die unerwartete Gelegenheit, das Dorf mit schnelleren Datenleitungen versorgen zu lassen, beim Schopf packen. "Das gehört mit zur Grundversorgung", berichtete Ortsbürgermeister Mario Leiber von entsprechenden Anfragen von Immobilien- oder Bauland-Interessenten. Der Rat ist daher einstimmig für das Angebot des Energieversorgers RWE. Die Firma will mit Strom- auch Glasfaserleitungen zwischen Thalfang und Lorscheid verlegen (der TV berichtete). Ursprünglich sollte die etwas abseits gelegene Doppelgemeinde außen vor sein. Auf ihre Anfrage hin wurden die Pläne jedoch überarbeitet, sodass sie nun für etwa 30 000 Euro relativ günstig dabei sein könnte. Pölert, etwas höher gelegen, hat sogar Aussicht auf ein doppelt so schnelles Datennetz wie Hinzert. Für Mehrkosten von 23 000 Euro könnte aber auch dieser Ortsteil über 50 Megabit verfügen und die Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert über 25 statt ansonsten nur sechs Megabit. Ortsbürgermeisterin Marion Leiber hofft daher auf finanzielle Unterstützung des Landes für die Einrichtung der Landeszentrale für politische Bildung in Hinzert.

Für ein weiteres Vorhaben scheint diese allerdings auszubleiben: für den für etwa 40 000 Euro geplanten Ausbau eines Wirtschaftsweges als Radweg. Er soll Hinzert-Pölert und die Gedenkstätte mit dem rege frequentierten Ruwer-Hochwald-Radweg verbinden. Der Trierer Landesbetrieb Mobilität will lediglich einen bereits bituminös befestigten Wirtschaftsweg zwischen Gedenkstätte und Hinzert ausbauen. Für einen 500 Meter langen Lückenschluss nach Pölert, wofür die örtliche Jagdgenossenschaft 5000 Euro zugesagt hat, fehlt offensichtlich das Geld. Bisherige Anfragen der Gemeinde wurden abschlägig beschieden. Leiber will aber im Interesse des Zusammenwachsens beider Ortsteile, was ja auch im Sinne des Landes sei, einen weiteren Versuch wagen. Auf Wunsch von Ratsmitglied Karl-Heinz Gauer wird das Vorhaben vorerst mit einem "Sperrvermerk" versehen.

Zum Haushalt insgesamt lenkte Kai Rosar, Fachbereich Finanzen der Verbandsgemeindeverwaltung, den Blick auf das Defizit bei den Pflichtaufgaben. Die Gemeinde sollte sich bemühen, "die Lücke klein zu halten", kommentierte er die erst seit 2014 negative freie Finanzspitze. Für das laufende Jahr wird ein Minus von etwa 51 000 Euro erwartet, für die folgenden Jahre je um die 30 000 Euro.Extra

Unabhängig von den beiden größeren Vorhaben will die Gemeinde für 8000 Euro ein Klettergerüst für den Spielplatz Pölert kaufen. Ein Betrag in gleicher Höhe ist vorgesehen, um den Sockel des Bürgerhauses Hinzert zu sanieren. Außerdem enthält der Haushalt 6000 Euro für eine Stele für die Baumgrabstätte des Friedhofs Hinzert. Da dort zwischenzeitlich ein Findling platziert wurde, auf dem stattdessen die Daten der dort Beigesetzten angebracht werden sollen, könnten die Ausgaben geringer ausfallen. Auf dem Friedhof Pölert soll für 4000 Euro ein Rasengrabfeld angelegt werden. Ein weiterer bedeutsamer Posten sind 17 000 Euro für den Druck der Dorfchronik, an der Dittmar Lauer arbeitet. Sie soll 2016 erscheinen und ist so gut wie bezahlt: aus Verkaufserlösen werden 10 000 Euro erwartet und an Spenden 4000 Euro zu bereits erhaltenen 2150 Euro. urs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort