Dorfbewohner bedauern Schließung von Sparkassenfilialen in der Verbandsgemeinde Konz

Wiltingen/Wellen/Konz/Wasserliesch · Dass die Sparkasse Trier am 30. September vier Filialen in der Verbandsgemeinde Konz schließen will, kommt vor Ort nicht gut an. Besonders in Wiltingen sind die Kunden nicht gerade begeistert von den Plänen der Bank. Der örtliche Bäcker sorgt sich sogar um sein Geschäft.

 Bäcker Eduard Baasch im Vordergrund, die Sparkasse in Wiltingen im Hintergrund: Der Seniorchef befürchtet, dass er durch die Schließung der Bankfiliale Kunden verlieren könnte.

Bäcker Eduard Baasch im Vordergrund, die Sparkasse in Wiltingen im Hintergrund: Der Seniorchef befürchtet, dass er durch die Schließung der Bankfiliale Kunden verlieren könnte.

Foto: Friedemann Vetter

Das rote S am gegenüberliegenden Haus ist durch das große Schaufenster von der Bäckerei in der Wiltinger Dorfmitte gut zu sehen. Die Mitglieder des Rentnerstammtischs, die sich einmal pro Woche in dem Café der Bäckerei treffen, blicken direkt auf das Logo. Und die sechs Herren, die ihre Namen nicht nennen wollen, sind nicht gerade begeistert, dass die Bank ihre Filiale in Wiltingen zum 30. September schließen will (der TV berichtete).

Ärger in Wiltingen: Gerade die Älteren seien davon besonders hart getroffen, wirft ein Stammtischmitglied in die Runde. Er und seine Kollegen müssten jetzt zusehen, wie sie an ihr Geld kommen. "Die Zahlen müssen stimmen”, sagt ein anderer - fast schon resigniert.

Die Männer kritisieren auch die Kommunalpolitik. Sie habe nichts getan, heißt es. Der Gemeinderat sei nicht aktiv geworden. Nach Gründen für die Schließung suchen die Mitglieder ebenfalls. Von der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank bis hin zur Personalpolitik bei der Sparkasse selbst, wird bei Kaffee und Kuchen alles diskutiert.
Dass die Schließung der Sparkassenfiliale die älteren Menschen in Wiltingen hart trifft, denkt auch Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger (SPD). Beim Gemeinderat sieht er aber keine Schuld. Er habe von den Plänen nichts gewusst und über den Trierischen Volksfreund davon erfahren. "Das ist so kein vernünftiger Umgang der Sparkasse mit uns Ortsbürgermeistern", sagt er. Er sei deshalb richtig sauer. Zudem verstehe er nicht, dass die Sparkasse im Nachbarort Oberemmel vor wenigen Jahren noch ein komplett neues Gebäude gebaut habe und in Wiltingen sogar den Geldautomaten abbauen wolle.

Probleme an der Obermosel: Doch nicht nur der Ort an dem naturbelassenen Saarbogen ist in der Verbandsgemeinde Konz betroffen. Rommelfangers Ortsbürgermeisterkollege Hans Dostert (Wählergemeinschaft Dostert) aus Wellen hat über den Zeitungsartikel von den Plänen erfahren. "Es ist für ältere Menschen eine ganz schlechte Situation, dass die Sparkasse geschlossen wird." Dostert und Rommelfanger versichern, dass sie auf jeden Fall noch versuchen wollen, dass Geldautomaten in ihren Dörfern erhalten bleiben. Der Wasserliescher Ortschef Thomas M. Thelen (CDU) hat da mehr Glück. In seinem Ort bleibt ein Geldautomat erhalten. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", sagt er. Ältere Leute könnten schließlich nicht einfach mal nach Konz fahren, um Geld abzuheben.

Situation in der Stadt Konz: In der Stadt Konz fällt einer von fünf Standorten der Bank ersatzlos weg: in Roscheid. Der hauptamtliche Beigeordnete der VG Konz, Joachim Weber, meint dazu: "Gerade für ältere Menschen ist das ein Problem." Und das in insgesamt 18 Orten im Kreis Trier-Saarburg. Denn die Sparkasse schließt ein Drittel ihrer Filialen, um 1,2 Millionen Euro zu sparen. Allgemein habe er für den wirtschaftlichen Hintergrund des Filialabbaus Verständnis, betont der Beigeordnete: "Wir bedauern das aber - da geht ein Stück weit Infrastruktur verloren."

Sorgen eines Bäckers: Das kann aus Sicht des Wiltinger Bäckers auch kleine Betriebe vor Ort treffen. Bäckereiinhaber Eduard Baasch ist deshalb wütend: "Es geht nur noch um dem Profit”, schimpft er gegen die Pläne der Sparkasse. Seine Frau Mathilde Baasch sieht die Lage noch dramatischer: "Wenn die Bank geht, dann müssen wir auch gehen.” Weil die Bankfiliale direkt gegenüber sei, kämen die Menschen oft nach ihrem Bankgeschäft in die Bäckerei, um Brötchen oder Brot zu kaufen. Das Bäckerpaar befürchtet nun, dass diese Kunden in Zukunft ihre Backwaren woanders kaufen.

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