Dorfbewohner retten ihr Gotteshaus

Bilzingen · Vor zwei Jahren noch einsturzgefährdet, nun der Mittelpunkt des Dorfes: Die St.-Luzia-Kapelle in Bilzingen ist feierlich wiedereröffnet worden - vor allem dank einer beispielhaften Dorfgemeinschaft.

 Das sieht man, was man getan hat: Zur Wiedereröffnung der Kapelle in Bilzingen ist so mancher gekommen, der selbst dort gewerkelt hat. TV-Foto: Herbert Thormayer

Das sieht man, was man getan hat: Zur Wiedereröffnung der Kapelle in Bilzingen ist so mancher gekommen, der selbst dort gewerkelt hat. TV-Foto: Herbert Thormayer

Bilzingen. Im April 2010 ist die St.-Luzia-Kapelle in Bilzingen wegen Einsturzgefahr geschlossen worden. Selbst das Glockenläuten war nicht mehr möglich, weil die Erschütterungen das Gebäude weiter zu beschädigen drohten. Nun hat Pastor Manfred Tüx während eines Festgottesdienstes zur Wiedereröffnung den Segen für die Kapelle erneuert.
Aufgabe schweißt zusammen


Dass sich die etwa 140 Einwohner des kleinen Ortsteils von Wincheringen wieder gefahrlos vor dem barocken Altar des 1686 erbauten Gotteshauses versammeln können, ist zum großen Teil ihr eigenes Verdienst: Schließlich hat der Dorfverschönerungsverein nicht nur 43 000 Euro eingesammelt, sondern sich auch noch mit etwa 800 Arbeitsstunden ganz praktisch einbracht - und so einen großen Teil der Gesamtkosten von rund 120 000 Euro gestemmt (der TV berichtete). Fast noch wichtiger, als wieder eine Kirche zu haben, sei für die Dorfgemeinschaft aber die gemeinsame große Aufgabe gewesen, zeigte sich nicht nur Ortsvorsteher Egon Fochs sicher. "Während wir Spenden sammelten und Feste für den guten Zweck organisierten, sind auch viele Freundschaften entstanden", erzählte etwa die zugezogene, aber offensichtlich bestens integrierte Ulrike Kohl am Rande der Feier. "Ureinwohner" Matthias Becker blickt schon sein ganzes Leben auf das kleine Gotteshaus. Darum und weil er sich in vielen Handwerken auskennt, war er natürlich bei der Restaurierung mit von der Partie - schließlich "muss es Leute geben, die wissen, wo und wie sie anpacken müssen", sagte der 63-Jährige.
Der Wincheringer Beigeordnete Matthias Klein sah mit dem Bauprojekt auch "den Beweis erbracht, dass kleine Pfarrgemeinden und Orte eine Zukunft haben" - das gehe weit über den materiellen Wert hinaus.
Und auch Landrat Günther Schartz freute sich als gebürtiger Wincheringer umso mehr über die intakte Dorfgemeinschaft und die gute Integration der Neubürger: "Der Ort hat ja nicht nur diese Kapelle, sondern auch eine Reihe weiterer Denkmäler, etwa historische Häuser und Höfe", sagte der Chef der Kreisverwaltung und meinte damit neben der gewachsenen Baustruktur auch die Bäume rund um die Kapelle, die als Naturdenkmale geschützt sind.
Künftig früher eingreifen


Die 80 Mitglieder des Dorfverschönerungsvereins werden also unschwer immer wieder neue Ziele zur Betätigung finden. Während aktuell am Kinderspielplatz gearbeitet wird, wollen die Bilzinger aber künftig auch besser aufpassen, dass ein Kraftakt wie bei der Kapelle gar nicht erst ein weiteres Mal nötig wird.
Extra

Die Heilige Luzia (286 bis circa 310) lebte in Syrakus auf Sizilien. Ihr Name leitet sich vom lateinischen lux (Licht) ab und bedeutet "Die Leuchtende". Die Heilige sorgte für Arme und Kranke, ihr Lebensspruch lautete: "Durch mich soll die Welt ein wenig heller werden." Die ihr gewidmete Kapelle aus dem Jahr 1686 wurde 1856 erweitert. Die Steinkreuze stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Bäume an der Kapelle sind als Naturdenkmale geschützt. doth

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort