Dorfexperten treffen Dorfexperten

Reinsfeld · Mit einem etwas anderen Neujahrsempfang hat die Ortsgemeinde Reinsfeld einen Volltreffer gelandet bei ihren Bürgern. An die 300 Besucher des Gastspiels von Saalü!, dem über die Dörfer tourenden rheinland-pfälzischen Heimatvarieté, waren begeistert.

Reinsfeld. Mundart ist Pflicht, wenn die Experten von Saalü!, dem kurzweiligen Heimatvarieté in alten Dorfsälen, in der Region Station machen. Beim ungewöhnlichen Neujahrsempfang in Reinsfeld war das nicht anders. Daran ließ schon der Programm-Titel "Wo käänen demm Annern de Helf väsaat..." (Wo keiner dem anderen seine Hilfe versagt) keinen Zweifel. Doch für Ortsbürgermeister Rainer Spies als echtem Reinsfelder war das kein Problem. Anders als für das Saalü!-Team (siehe Extra), das nach wenigen Sätzen kapitulieren musste. Reinsfelder Moselfränkisch ist halt nicht immer einfach zu verstehen, weshalb Spies fortan in "Hochdeutsch mit Streifen" antwortete.
Gemeindechef im Interview


Seinen Part als Talkrundengast meisterte der Gemeindechef mit Bravour. Beim Politiker-Check plauschte er mit dem Saalü!-TÜV-Trio, das den Ort im Auftrag des Spaß-Ministeriums auf seine Zuschusstauglichkeit hin checkte. Dabei führte an brandaktuellen Themen kein Weg vorbei.
Spies versicherte, es liege ihm fern, die Mopsfledermaus aus der Region zu verbannen. Doch er sei überzeugt, dass die Tierchen, die überall dort geballt auftauchen, wo Windräder errichtet werden sollen, die Nähe der Anlagen sogar suchen, was ja nun landesweit untersucht werden solle.
Angesprochen auf den Umgang im Ort mit Bau-Schandflecken, die schon mal ohne Auftrag abgerissen werden, erklärte er das Missverständnis, das aber kaum jemand im Dorf bedaure.
Überraschende Perspektiven zeigte das Saalü!-Team für das einstige zweite Zuhause etwas älterer Reinsfelder auf. Für die Wiederbelebung der Orientgrotte "beim Kuhlen" als multikulturelles Zentrum sei ganz gewiss mit Landeszuschüssen zu rechnen.
Bei weiteren Saalü!-Dorfgesprächen wie "Helden packen aus" oder "Beamte fragen" wirkten mal Vereinsvertreter, mal Bürger mit. Dazwischen tanzten Karnevalsgarden, forschten Jugendliche, musizierten Blechbläser und Musikverein und sangen Chorschatten, Männerchor und Quartettverein.
Nebenbei stimmten die drei TÜV-Experten auf den Dorfklang-Test ein und auf die gemeinsam gesungene Dorfhymne und das unverzichtbare Saalü!-Lied. Tatkräftig, aber unsichtbar, unterstützt wurden sie dabei von Martina Helffenstein, dank der den Künstlern ihr eifrig konsumierter "Wein", sprich Tee, nicht zu Kopfe stieg.
Das Publikum hatte seinen Spaß und war voll des Lobes für das Gastspiel. "Das ist mal was ganz anderes - ich find\'s super und echt gelungen", sagte Frank Wollscheid. Die tolle Stimmung im Saal zeige ja, dass es auch angenommen werde. Auch Elmar Neufing war beeindruckt: "Das ist cool, kommt gut rüber und ist von den Darstellern sehr gut gemacht." Jörg Neufing, mit Ersterem weder verwandt noch verschwägert, bezeichnete das Gastspiel als überaus lustig und professionell gemacht.
"Solche Neujahrsempfänge könnte es ruhig öfter geben", meinte Sabrina Specht, und: "Das ist super: locker und richtig gut."
Extra

Seit 1994 tourt Saalü!, eine rheinland-pfälzische Institution, als Heimatprojekt durch alte oder auch etwas neuere Dorfsäle. Das professionelle Varieté-Team war bisher bereits in fast 300 Dörfern zu Gast. Finanziell unterstützt wird das Kind des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. In Reinsfeld unterhielten die Darsteller als Mitarbeiter eines imaginären Ministeriums für Sport und Spaß. Mit dabei Charla Drops, die schon seit etwa 30 Jahren als "Praktikantin" im Dauereinsatz ist, sowie Wolfgang Müller als "Abteilungsleiter" und Mark Welte als "Wissenschaftlicher Mitarbeiter". Ihre erklärte Saalü-Aufgabe: sie sollten prüfen, ob Reinsfeld die Voraussetzungen für Landeszuschüsse erfüllt. urs

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