Dorfgeschichte(n) in Wort und Bild

RASCHEID. Unerträglich kann es sein, wenn Menschen in der dritten Lebensphase nichts mit sich anfangen können. Allein der Gedanke daran wäre für Josef Breit ein Greuel. Auf der Suche nach einer Aufgabe im Ruhestand wurde der ehemalige Polizist früh fündig. Er wollte Hobby-Historiker werden und insbesondere eintauchen in die Geschichte seines Heimatdorfes Rascheid.

Nachdem Josef Breit in den 50er-Jahren aus beruflichen Gründen nach Nordrhein-Westfalen ging, interessierte er sich intensiv für seine Heimat. Als er Anfang der 80er-Jahre zurückkam, ging er an die Arbeit. Alles, was in seinem Dorf passierte, hielt er in Wort und Bild fest und sammelte Zeitungsartikel. Außerdem schloss er sich einem Arbeitskreis bei der Katholischen Erwachsenenbildung an, der kleine Büchlein über Wegekreuze oder Kapellen herausgab."Was haltet ihr von einer Chronik?"

Die kleine Gruppe war der Vorläufer des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, der 1988 auf der Burg Dhronecken gegründet wurde und sich mit der Heimatgeschichte der Verbandsgemeinden Thalfang, Kell und Hermeskeil beschäftigen sollte. Antreiber waren die Ex-Lehrer Edmund Schömer und Kurt Bach sowie Josef Breit, der fortan den Archivausschuss des Vereins leitete. Vor einigen Jahren hatte er die Idee, das Gewesene des Heimatortes in einem Geschichtsbuch zu bündeln. "Was haltet ihr davon, wenn wir für unser Dorf Rascheid eine Chronik machen", fragte Mitte der 90er-Jahre das damalige Ratsmitglied Breit seine Kollegen. Material war ja schließlich schon vorhanden, da der heute 70-Jährige das Dorfgeschehen in Wort und Bild festgehalten hatte. So hatte er beispielsweise seit vielen Jahren die St.-Anna- und Fronleichnamsprozessionen in allen Facetten dokumentiert sowie das Vereinsleben oder die in der Karwoche die Glocken ersetzenden Raspelkinder fotografiert. Zudem steuert Breit zur Chronik, die vom Gemeinderat und der Bevölkerung positiv aufgenommen wurde, einen Artikel bei, der von seinen Kriegserinnerungen als zehnjähriger Knirps erzählt. Einer der Schwerpunkte des Rascheider ,,Geschichtsbuches", für die Autor Kurt Bach gewonnen werden konnte, sind die beiden Weltkriege, von denen immerhin 60 Rascheider nicht mehr zurück kamen. Dabei profitieren die Rascheider wiederum von der Sammelleidenschaft ihres Hobbyhistorikers, der bis auf zwei Ausnahmen alle Totenzettel der Gefallenen besitzt. Er bitte daher alle Rascheider und Weggezogenen, noch einmal in den Schubladen zu kramen, ob sie noch solche Nachweise besitzen, um sie für das Geschichtsbuch zur Verfügung zu stellen, sagt Breit. Außerdem wäre das Team für die Chronik, die wahrscheinlich 2007 erscheint, dankbar, wenn die Rascheider noch Bilder aus der Landwirtschaft beisteuern könnten. Der früher in den Bergen kraxelnde Naturfreund Breit, der höchstwahrscheinlich noch einmal mit seinen Kollegen im Bistums- und Landeshauptarchiv in Trier und Koblenz recherchieren muss, hat jedenfalls seine gesammelten Werke, in der sich eine Einwohnerliste von 1950 und ein Gebäudehinweis aus dem Jahr 1925 befinden, zur Verfügung gestellt. Breits Arbeit bezieht sich nicht nur auf die Dorfchronik, in die er bis heute rund 300 Stunden investierte, er ist zudem dabei, einen ,,Nachklang" zu erarbeiten über den Gesangverein, der in diesem Jahr sein 75. Jubiläum feiert. Ein weiteres Steckenpferd Breits ist das Fertigen von Stammbäumen. Auch dabei profitiert er von seiner großen Archivsammlung. Dies alles macht er am liebsten an Schlechtwettertagen. Wenn die Sonne scheint, zieht es den Naturmenschen mit seiner Frau Roswitha ins Freie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort