Drastisches Lehrmittel

Schweicher Schüler übersetzen in ihrem Englischunterricht die verzweifelten Appelle eines zum Tode Verurteilten. Authentische Texte, wie sie sich in keinem Fremdsprachenlehrbuch finden, aber auf drastische Weise lehrreich.

Sie führen beklemmend vor Augen, was Todesstrafe für das Einzelschicksal bedeutet. Die Frage, ob das staatliche Gewaltmonopol bis zur Entscheidung über Leben und Tod gehen darf, stellt sich für diese Schülerinnen und Schüler nicht mehr. Weit entfernt stehen sie von jener "Rübe-Ab-Mentalität", die noch immer über vielen Stammtischen schwebt, sobald das Gespräch auf die Schwerkriminalität kommt. Die Frage, ob Jimmy Dennis unschuldig ist, oder ob er nur verzweifelt um sein Leben kämpft, ist in der Gesamtschau zweitrangig - auch wenn die Jugendlichen von seiner Unschuld überzeugt sind. Wichtiger ist das Problembewusstsein, dass ihr Engagement bei dem einen oder anderen zu erwecken vermag. Die Abschreckungswirkung der Todesstrafe ist nachweislich gleich Null - der Rachegedanke steht im Vordergrund. Und ein vollzogenes Urteil lässt sich auch im Falle eines Justizirrtums nicht mehr revidieren. Ein fatale wie stumpfe Waffe der US-Justiz. Die Schweicher Schüler haben dies - auch dank ihres engagierten Lehrers - erkannt und schreien es in die Welt hinaus. f.knopp@volksfreund.de

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