Drei Stefans für drei Gänge

Trier/Oberbillig · Eine ungewöhnliche Idee hat das Team des Restaurants Haus der Fischerei in Oberbillig umgesetzt: Am Samstag haben dort erstmalig drei Teilnehmer eines Kochkurses unter professionellen Bedingungen die Gäste des Hauses bekocht. Kunden und Köche zogen danach eine positive Bilanz.

 Stefan Petuelli legt letzte Hand an ein Hauptgericht. Das ist Millimeterarbeit. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Stefan Petuelli legt letzte Hand an ein Hauptgericht. Das ist Millimeterarbeit. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Trier/Oberbillig. Samstag, 11 Uhr morgens: entspannte Stimmung in der Küche des Restaurants "Haus der Fischerei" in Oberbillig. Chefkoch Tuan Cao hat es leicht, seine Kommandos zu erteilen, heißen doch seine drei Mitstreiter an diesem Tag allesamt Stefan. Es herrscht heitere Gelassenheit.
Stefan Thein, Stefan Thiel und Stefan Petuelli sind normalerweise um diese Zeit mit Freizeitaktivitäten beschäftigt, gehen sie doch im richtigen Leben ganz normalen Berufen nach - Schlosser, Schreiner, Telekommunikation. An diesem Wochenende jedoch haben sich die Männer aus Oberbillig einer ganz besonderen Herausforderung verschrieben: Sie wollen am Abend für rund dreißig reguläre Restaurantgäste zwei selbst kreierte Drei-Gänge-Menus kochen.
Eine Schnapsidee? Mitnichten! "Nachdem wir hier im Haus schon einen Kochkurs besucht haben, wollten wir mal ausprobieren, wie es ist, unter professionellen Bedingungen in einem Restaurant für Gäste zu kochen", sagt Thiel. Chefkoch Tuan Cao und seine Frau Nadine waren begeistert von der Idee.
Cao, Franzose mit vietnamesischen Wurzeln und Stationen in Paris, New York und Luxemburg, betreibt das Restaurant nun schon im fünften Jahr, nachdem vorher ein stetiger Pächterwechsel das Haus der Fischerei bestimmt hatte. Im Winter werden Kochkurse in der eigens eingerichteten Schauküche veranstaltet, das bringe eine gute Kundenbindung, sagt Nadine Cao.
Wie eng diese Kundenbindung im Wortsinn sein kann, erfahren die drei Stefans recht schnell: In der kleinen Küche muss Hand in Hand gearbeitet werden. Vor allem darf man sich nicht im Weg stehen, damit der minutiös gestaltete Arbeitsplan eingehalten werden kann.
Quiche, Sauce Rouille (handgemachte Knoblauchmayo), Fischspieße, Gemüseflan und Karamellmousse wollen gekocht werden. Ordnung, exaktes Arbeiten und eine perfekte Vorbereitung sind das A und O in einer Restaurantküche. Viele Kleinigkeiten sollen sich nachher zu einem wunderbaren Ganzen vereinigen, passend tönt Stings "Every little thing she does is magic" aus dem Radio, die Herren lachen ... noch.
Das eigentlich anvisierte Mittagspäuschen fällt dann leider aus. Alles wird selbst hergestellt, selbst das Brot backen Cao und seine motivierten Helfer selbst. Die Konzentration steigt, so etwas wie Lampenfieber ist spürbar; "Haben wir alles, klappt alles, geht auch nichts schief?"
18 Uhr: Die ersten Gäste trudeln ein, nun liegt ein Hauch von Nervosität in der heißen Küchenluft, den Männern rinnt der Schweiß unter ihren hohen Mützen. "So anstrengend hätte ich mir das nicht vorgestellt", sagt ein Stefan. Volle Konzentration nun, als kleine Überraschung kommen natürlich noch unangemeldete Gäste dazu, die nicht das vorbereitete Menu essen wollen.
Alltag für den Gastronomen, erhöhter Adrenalinspiegel bei den talentierten Laien. Kein Problem, nach einem kurzen Augenblick des kreativen Chaos hat die Küchenbrigade alles im Griff. Durchschnaufen, sammeln, weitermachen heißt das Motto, die Gäste warten nicht gerne, was hinter den Kulissen geschieht, zählt für sie nicht, entscheidend ist das auf dem Teller.
22 Uhr: Geschafft - endlich! Ein Hochgefühl macht sich bei den drei Stefans breit, die Gäste sind sehr zufrieden, alles hat bestens geklappt. Rot leuchten die Wangen; die Anstrengung, aber auch eine tiefe Befriedigung ist offensichtlich. Jetzt erst mal ein Steak und ein Bierchen, den ganzen Tag ist man nicht richtig zum Essen gekommen. Und das als Koch!
Tuan und Nadine Cao lächeln wissend, sie kennen das, es ist ihr Alltag, jeden Tag, sechs Tage die Woche, Weihnachten, Ostern. "Hut ab vor den Gastronomen, das ist ein Knochenjob, nicht nur wegen der Arbeitszeiten", fasst Stefan Thiel die Erfahrungen des "knüppelharten" Tages zusammen, er sei "müde, aber glücklich".

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