Drei Wochen zu Besuch bei Delfinen

LAMPADEN/TRIER. "Lale kann noch nicht richtig sitzen, stehen oder laufen. Sie ist aber auf einem guten Weg dorthin." Die Delfintherapie bei Miami/USA hat dem stark entwicklungsverzögerten Mädchen einen sichtbaren Schub gegeben. "Lale lacht mehr, sie ist ausgeglichen und zufriedener geworden", freuen sich ihre Eltern.

 "Lale kann schon ein bißchen selbstständig stehen", freuen sich Jörg und Ramona Haag mit Lale. Von der Therapie mit einem Delfin in Amerika erhält das Kind wichtige Entwicklungsanreize. Foto: Gabriela Böhm

"Lale kann schon ein bißchen selbstständig stehen", freuen sich Jörg und Ramona Haag mit Lale. Von der Therapie mit einem Delfin in Amerika erhält das Kind wichtige Entwicklungsanreize. Foto: Gabriela Böhm

Lale steht, unterstützt von ihrer Mutter. Lale schaut mit wachem Blick, wenn sie gerufen wird. Lale sitzt schon ein paar Minuten "und hat sich vorhin im Schwimmbad von selbst auf Arme und Knie gestützt", freut sich ihre Mama. Vor einem halben Jahr hatten die Eltern von Lale (34 Monate) und ihrem 6-Jährigen Sohn Noah in einem Gespräch sehnlich gehofft, dass ihre Tochter einmal selbstständig sitzen könne. Infolge einer nicht näher diagnostizierten Krankheit ist das Kind in seiner Entwicklung stark verzögert (der TV berichtete). Um Lale wichtige Entwicklungsanreize zu geben, beschlossen Ramona und Jörg Haag aus Lampaden, dem Kind eine Delfintherapie in Amerika zu ermöglichen. Die rund 15 000 Euro Kosten wurden außer den Ersparnissen der Familie Haag weitgehend von Spendern aufgebracht. Am 15. Juni startete die vierköpfige Familie nach Key Largo bei Miami. Zunächst mit gesundheitlichen Problemen - Lale hatte starkes Fieber infolge einer nötig gewordenen Masernimpfung. Kuss von einem Delfin

Super organisiert und vorbereitet von der Organisation "Dolphin Aid" werden sie empfangen, berichtet das Paar. Regelmäßig vor den Trainingseinheiten mit den Delfinen finden Therapiegespräche und ein Singkreis zusammen mit den anderen schwer behinderten Kindern, die durchweg aus Europa kommen, statt. Auf schwimmenden Plattformen in einem Becken erteilen Therapeuten ihren Schützlingen Anweisungen. "Einen Arm hoch halten" oder "sitzen bleiben", lauten etwa die Aufgaben, die Lale erfüllen muss. Oder dem Delfin die Hand zum Kuss entgegen zu halten, um anschließend von ihm selbst auf den Mund geküsst zu werden. Zur Belohnung für seine Anstrengungen darf das Kind mit dem Delfin ins Wasser: Auf ihm liegen, von ihm gezogen werden, ihn berühren. An fast unglaublich anmutende Fähigkeiten der Tiere erinnert sich Mutter Ramona. Die ersten Male, als die Delfine und die Therapeutin mit Lale im Wasser arbeiten, verfolgt sie nicht. "Ich konnte nur heulen und denken: Jetzt sind wir da, jetzt haben wir es geschafft." Nach einer Woche "macht Lale zu", weint viel. Eine Phase, in der sie das Erlebte verarbeitet, glauben ihre Eltern. In den folgenden zwei Wochen geht es unproblematisch weiter. In die Therapie wird auch ihr Bruder Noah von Anfang an mit eingebunden. Viele praktische Tipps und Tricks erhält die Familie für die Erziehung von Lale. Die Anstrengungen fordern das Kind heraus, dazu kommen Temperaturen von 38 Grad und 80-prozentige Luftfeuchtigkeit. Nach dreiwöchiger Therapie zurück in Lampaden: "Alle bestätigen, dass Lale anders geworden ist", berichtet Jörg Haag. Es dauere ein, zwei Monate, bis sich etwas Entscheidendes tue, hätten ihm Therapeuten gesagt. "Sie kann irgendwie alles besser", findet Noah. Planungen für eine zweite Delfintherapie hat die Familie bereits vage ins Auge genommen - "Wenn wir es finanziell hinkriegen", schränkt Jörg Haag ein. Ab September wird Lale im Kindergarten "Im Schammat" aufgenommen werden. Doch der Kontakt nach Amerika bleibt. "Wenn wir Fragen haben, erhalten wir sofort Antwort", sagt Jörg Haag. Wie zur Bestätigung lächelt Lale, die zufrieden auf dem Boden liegend an ihrer Flasche saugt.

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