Drogeriemarkt dringend erwünscht

Hermeskeil/Trier · Mit ihrem neuen Einzelhandelskonzept will die Stadt Trier ihre Position als wichtigste Einkaufsstadt in der Region festigen. In Hermeskeil geht es derweil vornehmlich darum, die eigene Innenstadt zu beleben. Dringend gesucht: ein Drogeriemarkt.

Hermeskeil/Trier. Eine qualitative Stärkung der Innenstadt, die bessere Versorgung der Stadtteile und ein restriktives Vorgehen bei der Ansiedlung großflächiger Geschäfte - das sind die Kernthesen des Entwurfs für das überarbeitete Einzelhandelskonzept in Trier (der TV berichtete).
Das Oberzentrum will so die Kunden zurückgewinnen, die es in den vergangenen Jahren an die kleineren Städte im Kreis verloren hat. Auch Hermeskeil wird diese Offensive zu spüren bekommen, glaubt Stadtbürgermeister Udo Moser. "Trier ist zwar schon ein ganzes Stück entfernt. Aber natürlich fahren besonders die jungen Leute dorthin, um einzukaufen, vor allem an den Wochenenden."
Zwar plädiert Moser für ein starkes Oberzentrum - "das ist wichtig für die ganze Region" -, seine eigene Stadt würde er allerdings gern in einer besseren Mitbewerberrolle um die Gunst der Kunden sehen. Denn Hermeskeil zieht als Einkaufsstadt zwar rein statistisch viele Menschen aus den umliegenden Orten an. Die meisten von ihnen lassen allerdings die eigentliche Stadt links liegen und steuern ihre Autos in das Sondergebiet im Stadtteil Abtei, wo seit 2002 Kaufland, Hela und weitere großflächige Betriebe das komplette Warensortiment bieten. "Wir hätten die Kröte der Verlagerung des Hela-Kaufhauses aus der Innenstadt damals nicht schlucken müssen", sagt Moser, der einst als Ratsmitglied davor gewarnt hatte. Nach wie vor ist er davon überzeugt, dass ein für die Innenstadt verträgliches Konzept möglich gewesen wäre.
Nun gehe es vor allem darum, die Leerstände dort zu beseitigen. Besonders wichtig sei es dabei, einen Drogeriemarkt anzusiedeln. Denn nach der Schlecker-Pleite gibt es wie in vielen anderen Städten auch in Hermeskeil noch keinen Ersatz. Zumal Ende 2012 auch die alteingesessene Parfümerie Glass in der Fußgängerzone geschlossen wurde. Bevorzugter Standort für einen Drogeriemarkt ist dort, wo früher der Hela-Baumarkt im Dörrenbach die Kunden anzog. "Wir haben Interessenten für diesen Standort", sagt Moser. "Aber da sind immer Lebensmittel im Warenangebot dabei. Und das verbietet unser Einzelhandelskonzept an dieser Stelle."Handel im Wandel


Mit Handel allein, so der Bürgermeister, sei es aber nicht zu schaffen, mehr Menschen in die Innenstadt von Hermeskeil zu bringen. Das deckt sich mit der Auffassung von Stefanie Schömer, die sich seit 2012 als Marketingassistentin im Auftrag des Hochwald Gewerbeverbandes (HGV) zur Aufgabe gemacht hat, die Stadt voranzubringen. "Hermeskeil erfüllt als Mittelzentrum seine Funktion", ist die 32-Jährige überzeugt. "Unser Entwicklungspotenzial ist im Vergleich zu anderen Städten im Hochwald gut."
So seien in den vergangenen Jahren auch neue Geschäfte eröffnet worden. "Vor allem im gastronomischen Bereich bietet Hermeskeil eine große Vielfalt. Das ist wichtig, denn die Leute wollen nicht mehr nur einkaufen, sondern den Einkauf genießen." Mit vier verkaufsoffenen Sonntagen will der HGV im Jahr 2014 seinen Beitrag dazu leisten. "Die Termine stimmen wir mit den Nachbargemeinden ab."
Alles dreht sich um den Begriff Aufenthaltsqualität. So sei es wichtig gewesen, den Bahnhofsvorplatz neu zu gestalten, sagt Schömer, die sich für die Stadt einen Drogeriemarkt als wichtigste Ergänzung wünscht. Hoffnung setzt sie auch auf das Feuerwehrmuseum als Publikumsmagnet.
Für den Stadtbürgermeister ist die Entwicklung des Standortes Dörrenbach "die große Herausforderung für dieses Jahr". Die erstarkenden Nachbarstädte im Saarland machen das nicht leichter. Moser: "Viele Saarländer waren in der Vergangenheit in Richtung Hermeskeil orientiert, aber das geht leider zurück."
Zu den Kunden für die Hermeskeiler Innenstadt zählen auch nicht unbedingt die Menschen aus Reinsfeld oder Kell. "Wenn die in Richtung Hermeskeil fahren - dann steuern sie gleich in Richtung Abtei."
So wird das Sondergebiet in Hermeskeil-Abtei gern als Beispiel dafür genommen, welche Auswirkungen ein dezentrales Fachzentrum auf einen Ort haben kann.
Auch in Zerf ist das so. Dort entscheidet am 17. Februar der Gemeinderat darüber, ob der Bebauungsplan in dem Gewerbegebiet am Kreisel geändert wird, um dort Einzelhandel zuzulassen. Die Gemeinde ist für die Ansiedlung eines Norma-Marktes. Die Gegner befürchten Schaden für den Ort und haben sich im Verein "Gemeinsam für Zerf" zusammengeschlossen..
volksfreund.de/handelMeinung

Alte Sünden rächen sich
Trier ist als Einkaufsstadt mächtig, fast übermächtig. Diese Einschätzung aus den vergangenen Tagen trifft nicht mehr zu. Natürlich nimmt Trier in seiner wichtigen Funktion als Oberzentrum für eine große Region eine Sonderstellung ein. Keine andere Stadt im Kreis Trier-Saarburg bietet solch eine Vielfalt an Geschäften, gekoppelt mit dem Einkaufserlebnis in einer seit Jahrhunderten gewachsenen und enorm geschichts trächtigen Innenstadt. Dennoch müssen sich die kleineren Städte nicht verstecken. Schweich macht es vor. Eine über Jahre nachhaltige Entwicklung macht sich nun bezahlt, im wahrsten Sinne des Wortes. Konz, Saarburg und Hermeskeil haben es deutlich schwerer. Da müssen Industrie- und Militärbrachen bewältigt werden. Die Entscheidung vor etlichen Jahren, großflächigen Einzelhandel weit entfernt von der Kernstadt zuzulassen, rächt sich nun. Denn das bringt den Städten auf dem Papier zwar viel Kundschaft von außerhalb. Den Weg in die Innenstädte finden diese Menschen jedoch selten. Fehler sind erkannt, Konzepte erarbeitet. Alte Sünden sollen sich nicht wiederholen. Aber oft scheitert der Start in die bessere Zukunft schon daran, einen Ersatz für die überall vorhandenen Schlecker-Brachen zu finden. Es gibt noch viel zu tun. r.neubert@volksfreund.de

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