Naturschutz Drückjagden und Hochsitze: Muss das sein?

Börfink/Muhl · Das bezweifelt Forstwirt Klaus Borger. Der Chef des Nationalparkamts sagt: Ganz darauf verzichten geht nicht.

 Auch im Nationalpark wird gejagt. Das zeigen Hochsitze wie dieser. 

Auch im Nationalpark wird gejagt. Das zeigen Hochsitze wie dieser. 

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Neben dem Vorgehen beim Thema Moore, für deren Renaturierung große Flächen Fichten weichen mussten, kritisiert Diplom-Forstwirt Klaus Borger auch den Jagdbetrieb im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Er habe „selten ein Schutzgebiet mit so vielen jagdlichen Einrichtungen“ wie etwa Hochsitzen gesehen, sagt er. Dass dort überhaupt gejagt werde, hält er für unnötig. In anderen Nationalparks wie etwa dem Bayerischen Wald werde auf die an Hochsitze gebundene Jagd ganz verzichtet.

Es sei zwar positiv, dass das Nationalparkamt die Jagdzeiten einschränke. Man hätte die Entwicklung des Wildbestands aber auch zunächst beobachten können: „Dann würde man sehen, wie sich die Populationen entwickeln, wohin sie ziehen und ob die Tiere einen Schaden im Sinne der Nationalparkziele anrichten – und könnte bei Bedarf gegensteuern.“ Jagdfreie Gebiete in Europa zeigten, dass es auch ohne die klassische Bejagung gehe. Die vielen Treibjagden im Nationalpark verursachten massive Unruhe. Wildkatzen, die man eigentlich schützen wolle, würden „aufgescheucht“. Auch für Besucher seien die vielen Jagdstände ein ungewöhnlicher Anblick: „Die fragen sich doch, ob sie wirklich in einem Nationalpark sind.“ Das Nationalparkamt habe auf seine Kritik zum Teil schon reagiert, sagt Borger.

„Die Drückjagdböcke müssen sein, aus Gründen der Unfallverhütung“, sagt Harald Egidi, Leiter des Nationalparkamts. „Wir wollen diese Dinge aber dezenter unterbringen.“ Im Hunsrück gebe es weder Wolf noch Luchs. Daher müsse man die Wildbestände aus Rücksicht auf die Nachbarn regulieren. Egidi betont aber: „Trophäenjagden gibt es hier nicht.“

Die Jagdsaison (Mai bis Januar) sei im Nationalpark auf dreieinhalb Monate reduziert. Im Mai gebe es die erste Drückjagd. „Das ist kurz und intensiv, aber danach kehrt wieder Ruhe ein.“ Im Herbst folgten größere Bewegungsjagden, aber an sechs unterschiedlichen Stellen. Das sei insgesamt deutlich weniger, als zuvor die Forstämter erlaubt hätten, sagt Egidi. Bei Hirschen dürften nur Ein- bis Dreijährige gejagt werden. Es gebe auch eine Ruhezone bei Muhl, in der gar nicht gejagt werden dürfe. „Wir kommen aus einer Situation mit herkömmlicher Jagd und müssen uns da langsam herantasten.“

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