Durch die heißen Gassen des Weinorts Waldrach

WALDRACH. Der Wahlkampf in der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer nähert sich der Zielgeraden, und die drei Kandidatenziehen nochmals alle Register. Auch mit Besuchen von Haus zu Haus versuchen sie, die Büger zu überzeugen. Der TV begleitete den CDU-Kandidaten Wolfgang Annen.

Der Platz der Deutschen Weinkönigin in Waldrach am frühen Nachmittag: Erbarmungslos brennt die Sonne auf das fast menschenleere Areal. An der Seite des Platzes machen einige Waldracher ihre Wohnwagengespanne startklar. Dann kreuzen noch zwei Autos ohne Wohnwagen auf. Doch ihre Fahrer wollen nicht auf Campingtour gehen, sondern auf Wahlkampftour. Es ist der CDU-Kandidat Wolfgang Annen, Ortsbürgermeister von Pluwig, der begleitet wird vom Waldracher Ortsbürgermeister Heinfried Carduck, ebenfalls CDU. "Wir gehen heute durch's Altdorf, da waren wir noch nicht", sagen die gutgelaunten und optimistisch dreinblickenden Kommunalpolitiker. Ist die Laune wirklich so gut oder nur gespielt? Diese Frage stellt sich in dieser Situation erst gar nicht. Ein Kandidat, der mit einem "Sieben-Tage-Regen-Gesicht" losziehen würde, hätte bei den Leuten gleich verspielt. Stattdessen sind im persönlichen Gespräch Humor, Herzlichkeit und Elan angesagt. Eigenschaften, die im realen politischen Leben nicht selten vermisst werden - und zwar parteiübergreifend. Für das erste Gespräch an diesem Nachmittag muss Kandidat Annen keinen Klingelknopf drücken: Die Anwohnerin Mechthild Thielen kreuzt zufällig den Platz und wird angesprochen. "Ach sie sind das", entfährt es ihr spontan, als sich Annen vorstellt. Nein, sie habe den CDU-Kandidaten bisher nicht gekannt, sagt sie und die Fotos auf den Wahlplakaten seien doch "wohl ziemlich nichtssagend". Der Vorstellung folgt ein Gespäch, das sich anschließend in abgewandelter Form mehrere Dutzend Male wiederholen wird: Wolfgang Annen verzichtet auf einen größeren politischen Vortrag. Er streift nur kurz die drängendsten Fragen in der VG Ruwer und skizziert, wie er die Dinge gedenkt anzupacken, sollte er am 29. Juli als Sieger da stehen. Größeren Raum nimmt der rein persönliche Kontakt ein, wo auch auf die indviduellen Probleme der angesprochenen Bürger eingegangen wird. Als sehr hilfreich erweist sich dabei der Heimvorteil von Ortsbürgermeister Carduck, der fast alle der Bewohner persönlich kennt und mit vielen sogar per du ist. Zum Abschluss überreicht Annen, wie bei allen anderen später auch, seine gedruckte Wahl-Info mit den wichtigsten Daten und Zielen. Übrigens hat der Prospekt oben eine ausgestanzte Öffnung. Damit lässt er sich bei Abwesenheit der Hausbewohner leicht an die Türklinke hängen. Der erste "richtige" Hausbesuch kommt bei Familie Mertes im Kegelbungert zustande. Auch Herbert Mertes lässt sich auf den persönlichen Smalltalk ein. Und dass man am Wahltag auf Urlaubsreise sei und man deshalb Briefwahl beantragt habe, erzählt er gerne. Im Haus nebenan ist niemand anwesend - dort kommt erstmals das Aufhänge-Loch im Prospekt zur Geltung. "Kommt ihr vom Finanzamt?" ruft im nächsten Haus Hermann Schüller, bevor er öffnet. Auf die scherzhafte Frage des ehemaligen freien TV -Mitarbeiters folgt eine lockere Unterhaltung nach dem Muster der vorangegangenen Gespräche. Politischer wird es dagegen im Weingut Schenk-Oster an der Bahnhofstraße. Inhaberin Barbara Wünsch-Schirmer bittet die Besucher auf einen guten Schluck in den Garten. Dann kommt die Gastwirtin gleich auf das Thema "Radweg" zu sprechen - ein Projekt, das der Gastronomie an der Ruwer sehr am Herzen liege. Und sehr besorgt ist die Gastronomin über Bestrebungen in Mainz, den Gebietsnamen "Ruwer" für die heimischen Weine zu streichen. Von kleineren Problemen berichten die Bewohner der Ruwergasse. Und alle, die in oder vor ihren Häusern angetroffen werden, lassen sich auf ein Schwätzchen ein. Hinter welchem Namen sie aber am 29. Juni ihr Kreuzchen machen, oder ob sie überhaupt zur Wahl gehen, bleibt letzlich ihr Geheimnis.

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